Schwerkeimer Tipps & Erfahrungsaustausch

futurbo

Chilitarier
Beiträge
1.583
Die meisten Chilisorten keimen ja absolut problemlos, auch ohne besondere Vorbehandlung gibt's meist hohe Keimraten. Hier soll es nicht um diese Samen gehen, sondern um Chilisorten, die nur schwer keimen und sich hierbei manchmal ganz schön Zeit lassen...
Mir fallen dabei vor allem Wildsorten ein, aber auch Chocolate Bhut Jolokia keimt wohl schwer.
Mit welchen Methoden habt Ihr bei diesen schwierigen Kandidaten hohe Keimraten erzielt?
Zum Beispiel Einweichen in Wasser, Kamillentee oder Kaliumnitrat-Lösung (wie stark?) oder verdünnntem Kuh-Urin :blink: , oder eine Kombination mehrerer Substanzen (Kuh die vorher Kamillentee getrunken hat?)...
Wie lange und bei welcher Temperatur habt Ihr eingeweicht?
Wie schaut's mit Guano aus?
 
RE: Schwerkeimer Erfahrungsaustausch

futurbo schrieb:
Kuh die vorher Kamillentee getrunken hat?

Klasse! :thumbsup: Harald fragt aber zu Recht, ob es "heilige" Kühe sein müssen. :p
Möglich ist es. Warmes Wasser zum knacken der Schale und hoher Stickstoffgehalt als Katalysator? Ausprobieren, ist was neues. An Jauche kommt man dran.

Kamillentee nehme ich bei allen Sorten und hat sich bewährt. (Kamille dient nicht als Keimhilfe, sondern stärkt gegen Pilze. Das warme Wasser macht es.)

Bei Wildarten und ihnen ähnlichen Sorten wie Tepin, Chilitepin und Piquin nehme ich eine Lösung aus Guanodünger (= Vogelkacke) und Wasser. Damit haben bei mir alle gekeimt. Dauert aber trotzdem länger.

Empfohlen wird auch verdünnte Vogelkacke. An die von Tauben kommt man auch in der Stadt dran. (Vögel spüren ja die Schärfe der Chilis nicht. Die Samen überleben den Durchmarsch durch den Vogeldarm und werden so verbreitet.) Ist aber eine stinkige Angelegenheit. Ausprobiert habe ich es noch nicht. Alles hat seine Grenzen......:rolleyes:
 
Hier habe ich noch einen interessanten Ansatz dazu gefunden: Samen von Wildsorten, die nach einiger Zeit noch nicht gekeimt sind, wieder ausbuddeln, trocknen lassen, neu einweichen und wieder einpflanzen. Ist einen Versuch wert, wenn sich nach langer Zeit nichts tut und man die nicht gekeimten Samen sonst vielleicht wegwerfen würde.
 
Ich habe bisher noch keinen schwierigen Kandidaten gehabt, der nicht nach Einweichen mit 1% Kaliumnitrat (24h, 29-30°C) innerhalb von 3 Wochen gekeimt wäre.

Bhut jolokias braun, gelb oder rot, sowie Chiltepins und andere Capsicum aviculare und echte Wildsorten, wie galapagoense, eximium, chacoense etc. haben es gerne, wenn man die Temperaturen nachts absenkt.

Also 12h 30°C danach 12h 20°C u.s.w.

Es gibt aus meiner Erfahrung keine schwierig zu keimenden Chilis, wenn man bedenkt, daß andere exotische Samen bis zu einem Jahr für die Keimung brauchen, sondern leider manchmal altes Saatgut oder unsachgemäß getrocknetes und (oder) warm gelagertes Saatgut, das dann schlecht oder überhaupt nicht mehr keimt.

Wenn man schlechtes Saatgut bekommen hat und alles eingesetzt wurde, dann ist kaum noch was zu retten.
Wenn ein zweiter Versuch möglich ist, sollte man nach dem 24-stündigen Einweichen mit Salpeter eine weitere 24-stündige Behandlung mit 750-1000 ppm GA3 folgen lassen.

Wer gerne mit Körperflüssigkeiten und Exkrementen arbeitet, der soll das tun, mir ist das zu ekelig!

Auch gibt es bestimmt noch hunderte von Flüssigkeiten aller Art, die noch nicht getestet wurden, also ran und ausprobieren... Rote Beete Saft, Sickerwasser aus der Mülldeponie, Birkensaft, Tränen, Schweiß etc.

Gruß

Peter
 
RE: Schwerkeimer Erfahrungsaustausch

Pedro schrieb:
Die Samen überleben den Durchmarsch durch den Vogeldarm und werden so verbreitet

Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube und einige selbsternannte Päpste und Weihbischhöfe verbreiten diese Falschinformation permanent, dadurch wird sie aber nicht richtiger - Ich meine nicht Dich, Peter.

Vögel sind darauf spezialisiert sich von Samen zu ernähren, ihr Magen ist ein aggresives Werkzeug, der in der Lage ist, beinahe jeden Samen, der durch den Schlund paßt, auch zu zermahlen.
Da kommt nichts mehr hinten raus, was nicht verdaut wäre.

Aber Vögel transportieren oft kleine Früchte im Schnabel zu einem geeigneten Futterbaum, um sie dann dort in Sicherheit zu verspeisen. Dabei fallen natürlich Samen oder sogar ganze Früchte hinunter und werden so verbreitet.

Mir ist klar, daß mein Beitrag nicht viel bezwecken wird, denn auch in 20 Jahren werden noch Leute schreiben, daß Chilisamen über den Vogeldarm verbreitet werden und Kamillentee mit oder ohne Guano werden noch zum Einweichen von Samen benutzt werden.

In diesem Sinne, weiter so...

Peter
 
Wo er Recht hat hat er Recht. :thumbsup:
Man muss sich nur vorstellen wo überall Pflanzen wachsen würden und wie viele das wären, wenn alle Samen bei den Vögeln hinten wieder Rauskommen würden. :)
Auserdem, was ist wenn der Vogel verstopfung hat?
Wächst im denn ne Chili aus dem Ar.... :w00t:
 
RE: Schwerkeimer Erfahrungsaustausch

Semillas schrieb:
.....
Mir ist klar, daß mein Beitrag nicht viel bezwecken wird, denn auch in 20 Jahren werden noch Leute schreiben, daß Chilisamen über den Vogeldarm verbreitet werden und Kamillentee mit oder ohne Guano werden noch zum Einweichen von Samen benutzt werden.

In diesem Sinne, weiter so...

Peter

Och, nicht ganz so pessimistisch, das mit den Vögeln klingt sehr plausibel. ;)
 
Hallo,
ich lese ja schon einige Zeit mit ...und bin eigentlich eher Tomaten infiziert aber bei diesem Thema muss ich aus aktuellem, freudigem Anlass mein erstes Posting verfassen.

Seit letztem Jahr versuche ich mich nun auch an Chilis. Und ich hatte in beiden Jahren massive Probleme mit diversen Sorten. Von ca. 20 ausgesähten Samen ist dieses Jahr nur eine Hot Latern gekeimt. Alle Samen waren in Kamillentee eingeweicht und hatten optimale Temperatur.

Diese miese Keimrate und die vielen Erfolgsmeldungen hier im Forum kratzten an meinem Ego. Also startete ich aus purem Trotz noch einen Versuch und bestellte, eigentlich viel zu spät, bei Semillas. Zusätzlich schaute ich mir die Videos von der Website an (die Videos finde ich übrigens sehr gut) und baute parallel dazu mit einem Aquarium Heizstab einen Inkubator. Vom Apotheker holte ich mir Salpeter und ging nach Videoanleitung vor.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Inkubator das entscheidene Element war ....aber nach 5 Tagen keimten die ersten Samen und heute, nach 10 Tagen, sind alle von mir ausgesähten Samen (u.a. auch Bhut Jolokia) gekeimt. Ich bin begeistert und frage mich natürlich warum. Die Technik mit einem Inkubator nutzen vermutlich die wenigsten. Die meisten nutzen wahrscheinlich, so wie ich bisher auch, die Heizung. Salpeter hin und her .... es gibt genügend Forumsmitglieder die auch mit Kamillen/Schwarztee etc. Erfolg haben.

Deswegen bin auch ich davon überzeugt, dass die Aussage von Semillas hinsichtlich der Samenqualität richtig und entscheidend ist. Meine anderen Chilisamen waren von bekannten Onlineversendern (eher für Tomatensamen bekannt) .... es scheint wirklich so, dass Samenkauf Vertrauenssache und die Qualität der Samen massgeblich für die Keimerfolge verantwortlich ist.

Das musste ich mal los werden ...auch wenn mir das der eine oder andere evtl. als Schleichwerbung anlastet. Ich bin derzeit vermutlich am spätesten mit den Chilis dran. Aber notfalls wird eben Indoor geerntet. Hat vielleicht noch jemand Tipps wie ich die verlorene Zeit aufholen kann? Im Moment sind die Setzlinge unter der LSR. Ich hatte hier mal gelesen, dass Pflanzen zum Wachstum eine 3 stündige Ruhepause benötigen. Daraus könnte man ein Beleuchtungsszenario 9-3-9-3 basteln. Würde so etwas Sinn machen ?

Ciao
Jens
 
Ich ergänze mal meine Erfahrungen von diesem Jahr:
Die Wildsorten wurden für 24h in Kaliumnitrat-Lösung eingeweicht, in klarem Wasser gespült, und dann auf feuchte Steinwolle-Würfel gelegt.
Die Temperatur lag immer so bei 28-30°C.

Keimquoten nach 40 Tagen:
Diverse Chacoense und Praetermissum: z.T. 100% (3 von 3 Samen)
Chiltepin: 4 von 4 Samen
Lanceolatum: 1 von 3 Samen (leider ein hartnäckiger "Helmträger", die Samenhülle hat sich nicht gelöst, Keimling ist eingegangen :( )
Galapagoense: 4 von 9 Samen :)

Ich werde zumindest die Wildsorten auch zukünftig auf Steinwolle keimen lassen.
Wie das funktioniert ist auf wildchilli.eu gut bebildert beschrieben.
Kleine Steinwolle-Würfel habe ich für 0,10 € pro Stück in einem Growshop bekommen, und 1 Würfel reicht mit pro Chili-Sorte.
 
Ich habe nur bei Cumari Pollux (auch von Semillas btw.) probleme. Da keimte kein einziger.
Habe 3 in Wasser, 3 in Salzwasser, 3 in Salpeter und sogar 3 in Kamillentee für je 24Std. eingeweicht.
Habe danach auch die normale Methode (in Anzuchterde einpflanzen) und auf dem feuchten Küchentuch probiert.
Alles im Heizungskeller um die 28°C.
Nach drei Wochen warten nun wieder nichts.
Die Bolivian Rainbow die ich zeitgleich noch nachgelegt hatte keimten sowohl in Tee als auch in Salpeter,
sowohl in der Erde als auch auf dem Küchentuch nach wenigen Tagen.
Auch bei den anderen 19 Sorten keimten fast alle drei Samen, nur bei Snow White und Thai Hot je nur eine.
 
@Chililover, Cumari pollux = Capsicum praetermissum ist die einzige von Dir genannte Sorte, die in diesen Thread passt.
Wasser, Salzwasser ??? und Kamillentee kannst Du weglassen, die erreichen nicht viel bei diesen Samen.
Keimzeiten von 4-8 Wochen sind normal.
Bei mir keimen gerade welche und es hat etwa einen Monat gedauert!

Beschleunigen kann man den Keimprozess, wenn man die Samen nach dem Einweichen mit Salpeter für weitere 24h in 750ppm GA3 einweicht. Auch ein Tag-Nacht Zyklus bei der Keimtemperatur ist hilfreich.

Bei so langen Keimzeiten muss das Substrat natürlich einwandfrei sein, sonst haben Pilze und Mückenlarven die Keimlinge aufgefressen, bevor sie den Weg an die Oberfläche schaffen.

@futurbu, C. galapagoense keimt leicht und genauso schnell wie z.B. Habaneros

Saludos

Peter
 
Ok, danke für die Info.
Ich habe aber sowieso damit gerechnet dass es etwas länger dauert mit den praetermissum.
Ich werde sehen ob und wann sich da noch was tut. Ein bisschen Spannung muss ja auch sein.
Und wenn nicht ist es auch nicht schlimm, dann versuche ich es eben nächstes Jahr nochmal. ;)
(Habe die Sorte sowieso eher als Bonus angesehen, um noch etwas Abwechslung zu haben.)
 
RE: Schwerkeimer Erfahrungsaustausch

Semillas schrieb:
Vögel sind darauf spezialisiert sich von Samen zu ernähren, ihr Magen ist ein aggresives Werkzeug, der in der Lage ist, beinahe jeden Samen, der durch den Schlund paßt, auch zu zermahlen.
Da kommt nichts mehr hinten raus, was nicht verdaut wäre.

Aber Vögel transportieren oft kleine Früchte im Schnabel zu einem geeigneten Futterbaum, um sie dann dort in Sicherheit zu verspeisen. Dabei fallen natürlich Samen oder sogar ganze Früchte hinunter und werden so verbreitet.

Hi Peter,

hierzu würde mich dann aber interessieren, warum das einweichen in Salpeter, sprich das anätzen der Samen so erfolgreich ist, wenn es doch eigentlich ausreichen sollte, die "Samen vom Baum auf den Boden fallen zu lassen"!?

Kacken dann die Vögel evtl. auch noch drauf, weil die Samen ja unter ihrem Stamm-Futterplatz liegen?

mfg Beasty
 
RE: Schwerkeimer Erfahrungsaustausch

Beastmaster schrieb:
Hi Peter,

hierzu würde mich dann aber interessieren, warum das einweichen in Salpeter, sprich das anätzen der Samen so erfolgreich ist, wenn es doch eigentlich ausreichen sollte, die "Samen vom Baum auf den Boden fallen zu lassen"!?

Kacken dann die Vögel evtl. auch noch drauf, weil die Samen ja unter ihrem Stamm-Futterplatz liegen?

mfg Beasty

Kaliumnitrat ätzt nicht, Salze von starken Säuren sind schwache Basen.
 
Ok, da es zum haltbarmachen von Lebensmitteln ist, dachte ich es müßte den Ph-Wert ins saure verschieben... dann laugt es halt, aber irgendwas muß es ja mit den Samen machen ;) das ändert an der Grundfrage nichts...
 
Zurück
Oben Unten