Schi, scha, scha, la, la — des Verkostens Bub ist wieder da.
Die heutigen Kandidaten mit einer Bildunterschrift kurz vorgestellt:
Scotch Bonnet Allen Boatman Trueform:
https://www.whitehotpeppers.com/products/scotch-bonnet-allen-boatman-tf
Die SB ist open-pollinated, sprich, unverhütet, wirkt aber den beschreibenden Fotos, trotz kleiner Beere, recht ähnlich. Verkreuzung ist dennoch nicht auszuschließen.
Schärfe: 8 — im oberen Rachenbereich, sehr angenehm
Anschnitt: sehr fruchtige Noten, durchströmen die Luft. Kaum blumig. Trotz dessen, dass die Beere noch eine zarte Größe hat, ist sie schon recht definiert & fleischig
Geschmack: Sehr süß & wundervoll fruchtig — dennoch merkt man, dass es eine der ersten, kleinen Beeren ist und noch Potenzial nach oben hat, wobei ich davon ausgehe, dass das auch erfüllt wird. Sie ist nicht seifig, und der Geschmack ist relativ straight, klar & ohne große Nebengeräusche. Beim Zerkauen ist, wenn man etwas Volumen im Mund aufbaut, durchaus ein angenehmer, gemüsiger Touch dabei, der Richtung Sellerie-Noten geht.
Fruchtnote / Analogie: Die ist nicht ganz so leicht zu definieren, weil die Beere noch recht früh in der Saison ausgebildet wurde. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich aber Richtung Mango tendieren — aber eben nur erahnbar.
Anmerkung: Freue mich sehr auf weitere Früchte.
Aribibi?:
Eine meiner Aribibi-Rot sieht völlig anders aus, als die anderen drei Pflanzen. Dennoch bin ich mir recht sicher, nichts vertauscht zu haben. Denn bei den restlichen C.chinense, passen die Schilder bisher. Also vllt. eine Verkreuzung. Da sie nun hier liegt, wird sie auch verkostet.
Schärfe: 9 — vor allem am Gaumen, verhältnismäßig unangenehm & bissig, kein Rachenbrand
Anschnitt: sehr floral, was mich eine spätere Seifigkeit vermuten lässt. Sie ist aber auch ganz klar fruchtig
Geschmack: süß, aber flach. Wenig aussagekräftig. Weiterhin ist sie sehr floral, und wie vorher bereits vermutet, auch sehr seifig. So ziemlich das Gegenteil zur oberen Scotch Bonnett. Denn die hier vorliegende Frucht ist geschmacklich einfach wenig definiert und hat sehr viele Nebengeräusche beim Verkosten.
Fruchtnote / Analogie: Nicht zu definieren.
Anmerkung: Zweite Hälfte landet im Eimer. Brauch' ich nicht nochmal verkosten.
Aji Achuachapan:
Die wurde bereits verkostet, also ohne nachzulesen, was ich vorher geschrieben habe, mal gucken, ob sich der vorherige Eindruck bestätigt zeigt.
Schärfe: Oh. Aua. 7. — Szzz. Breitet sich direkt aus. Erst befällt sie den vorderen Zungenbereich. Dort ebbt sie relativ schnell ab und verzieht sich auf den Rachenbereich. Nicht viel später entscheidet sie sich doch, den Außenbereich der Zunge nochmal zu erobern. Verzieht sich dort nach drei, vier Minuten wieder und klingt im Rachenbereich angenehm ab. Angenehm ist es am Anfang aber nicht ganz, denn da wirkt sie erstmal zornig.
Anschnitt: Klassische C.baccatum-Blumigkeit, gepaart mit hoher Fruchtigkeit. Der Geruch beim Anschnitt lässt vermuten, dass sie ein gutes Pulver ergeben könnte.
Geschmack: Kleopatra! Da liegt Seife auf dem Boden. Obwohl die Plazenta fehlt. Nicht anders zu erwarten, nach dem Anschnitt, zeigt sie sich in der Tat, als hätte sie letzte Nacht mit 'ner Packung Waschmittel getanzt. Das überlagert dennoch die hohe Fruchtigkeit. Frisch verwenden würde ich sie damit nicht. Als Pulver aber, wie bereits gesagt, hat sie recht viel Potenzial.
Fruchtnote / Analogie: Dezenter Hang zur Orange.
Anmerkung: Die Sorte hat bisher die meisten reifen Früchte bei mir ausgebildet (~ 7, Stand: 2.7.2018)
Aji Jaguar:
Beim Berliner Ernte-Treffen aufgetaucht, handelt es sich vermutlich um die (unverhütete) F4 der Kreuzung aus: [Lemon Drop] × [Jenny Eager]
Mist. Einzelfoto vergessen.
Schärfe: 6 — Jupp. Die ist wieder angenehmer. Brennt angenehm im hinteren Zungen- & Gaumenbereich. Ebbt im Rachen, nach einigen Minuten, langsam ab.
Anschnitt: Exzellente Fruchtigkeit, kaum blumig. Riecht schon mal mehr nach einer C.baccatum, die Direktverzehr geeignet ist.
Geschmack: Yäs, Baby. Wow. Die ist super. Eine ganz geringe Seifigkeit taucht beim Zerkauen auf, verfliegt aber wieder nach anderthalb Sekunden wie von selbst. Was übrig bleibt ist ein sehr köstliches & interessantes Aromenspiel. Sie ist auch spritzig, etwas frech, aber irgendwie liebenswert.
Fruchtnote / Analogie: Die interessanteste Fruchtnote heute, und vllt. auch die ausgeprägteste. Würde ich die Fruchtnote, versuchen nachzubauen, würde ich 2/3 Birne, mit 1/3 grüner Paprika als säuerlichen Kompott mischen und etwas, nur eine kleine Note, Gänseblümchen darunter mischen. Äußerst Delikat.
Anmerkung: Farblich passt sie relativ gut zur Beere vom Ernte-Treffen. Könnte also gut sein, dass sie nicht weiter verkreuzt ist.
Little Bird Of Guyana:
Schärfe: 5 — brennt dezent. Selbst acht Minuten nach der letzten Frucht, nehme ich die Schärfe nur schwer wahr. Brand im aüßeren Zungen- & Rachenbereich. Wenig bissig, recht angenehm.
Anschnitt: Der Anschnitt verströmt mindestens eine so hohe Fruchtigkeit, wie die Aji Jaguar zuvor.
Geschmack: Wus? Das ist doch 'n Apfel. Und zwar 'n Grüner. Nur unten an der Spitze? Nein, auch oben. Ebenfalls im Plazenta-Gewebe. Säuerlich, klar. Und Apfel. Eindeutig Apfel. Viel mehr nach Apfel kann das gar nicht schmecken. Da hat
@oophag vllt. nicht ganz unrecht, wenn er von 'nem ausgezeichneten Pulver spricht — auch wenn er von
dem besten Pulver der Welt sprach. Seifig ist sie übrigens nicht. Und zwar so ziemlich gar nicht.
Fruchtnote / Analogie: Meine Synapsen suggerieren mir so viel Apfel. Da fällt mir nichts anderes mehr auf.
Anmerkung: Little Bird Of Malus.
Verpoppter Peter:
Saatgut kam von
@sklassen. Eine verkreuzte Peter Pepper. Aber so liegt er nun hier, der Peter, und findet auch seine Würdigung.
Schärfe: 6 — C.annuum-typisch frech, an der Zungenspitze. Verlagert sich später in den Gaumen- und Rachenbereich, aber auch da zeigt sie ihren gewöhnlichen Biss. Pffffft. Erstmal durchatmen. Miststück.
Anschnitt: Och. Die ist aber fruchtig. Eine gute Paprika, suggeriert das Auge. Mal gucken, was der Gaumen erzählt.
Geschmack: Süß. Süßer. Peter. Geschmack entlehnt sich stark einer roten Spitzpaprika. Das Kaugefühl und Gewebe sind sehr ähnlich. Dünn- bis mittel-fleischig. Oben an der Plazenta angekommen, wird's heftig seifig. Zwar fruchtig, aber auch seifig. Die untere Hälfte fand ich klar besser. Nun schüttelt's mich etwas.
Fruchtnote / Analogie: Rote Spitzpaprika
Anmerkung: Ausversehen gekreuzt. Braucht man nicht stabilisieren.
Danke für's Lesen. Das war's für heute.
Die
Aji Jaguar war dabei die klare, doch sehr, sehr positive Überraschung.