Also, letztes Jahr hatte ich es das erste Mal versucht. Ich hatte zwei rote F1 Sorten Wassermelone, eine gelbfleischige, eine orange fleischige und eine kleine mit gelber Rinde bei Reife. Zum veredelt hatte ich doch nicht Dürr Samen (da hatte ich das Tomaten Set, mit dem 3/3 Tomaten erfolgreich veredelt wurden). Ich hatte Chrestensen Feigenblattkürbis und "Fikolista" von Bobbyseeds. Ich wollte von den 5 Melonen Sorten je eine auf bei Unterlagen bringen. Nach den Anleitungen sollte man 2-4 Tage nach der Melonen Saat die Kürbisse einweichen und dann säen. Ich meine das nach ca. 5 Tagen getan zu haben. Da ich die Jahre zuvor schon halbherzig mit Supermarkt Melonen Kernen hantiert hatte, wusste ich, dass die Wurzeln sehr empfindlich sind und Umtopfen meist schief ging. Alle Anleitungen beschrieben hier die Gegenzungen-Veredelung. Also wartete ich bis die Melonen keimten und steckte den Kürbis-Samen gleich direkt neben den Melonen-Stiel in die Erde um dann beim Veredeln nicht Umtopfen zu müssen.
Fehler bis hier her:
Einweichen ist nicht nötig, ging dieses Jahr Problemlos ohne.
Der Kürbis klappt sehr kräftig auf und kommt nicht da aus der Erde wo man ihr rein steckt. Der Abstand ist dann teils zu groß und es wird fummelig.
Jeder Kürbis war an seine Melone gebunden, mann konnte nicht mehr gleich dicke Stiele zuordnen.
Die Kürbis-Aussaat war viel zu früh. 10 bis 14 Tage nach Keimung der Melonen, je nach Sorte ist deutlich sinnvoller, denn die Kürbisstiele sind viel dicker als die Wassermelonen. Erste echte Blattspitzen hat der Kürbis schon beim öffnen der Keimblätter, die Melone erst nach über einer Woche. Der Kürbis wächst gleich rasend schnell, alles gleichzeitig: Wurzeln, Stiel, Keimlätter und Blätter. Die Melone macht das irgendwie alles eher hintereinander.
Die kleinwüchsige Sorte konnte hatte ich dann erst gar nicht versucht, der Stiel war um ein vielfaches dünner als alle Kürbisse, also wurde diese entfernt. Die anderen 4 Sorten hab ich veredelt. Die Bobbyseeds Unterlage hatte noch mal dickere Stiele und riesigere Keimblätter als die andere. Hier passte keine Klammer, also nahm ich Frischhaltefolie und Baumwollschnur zum Umwickeln und fixieren.
Problem: Die Melonen Stiele waren teils einfach noch zu dünn und weich für den richtigen, schrägen Einschnitt. Es war mehr ein kurzes in die Mitte ritzen und die Klinge dort etwas hochziehen und ergab ein labbriges, instabiles, fast abreißendes Gemurkse. Das dann noch in den Schnitt des zu dicken Kürbis Stiels richtig zu stecken, aus zu richten und zu fixieren war fast unmöglich.
Die dünnere Unterlage hab ich mit Plastik Klammern aus China fixiert. Auch ein Fehler, denn die waren schlecht gegossen, hatten ein paar scharfe Kanten und generell nicht optimal geformt und etwas zu fest. So drückten sie gerade auch wieder die noch zu dünnen Melonen zu stark zusammen. Weil hier die Wunden teils offen lagen und ich nichts umwickelt hatte, kamen diese 4 unter eine Kunststoff-Haube, mit Heizelement, Wasserschale und Beleuchtung. Die Anderen hatten dort kein Platz mehr und kamen ans mindestens 20°C warme Fenster.
Auf dem Foto herrschten in der Box 23,8°C. Und zuvor wurden unter den selben Bedingungen die drei Tomaten darin erfolgreich veredelt. Es wurde ständig alles besprüht und sah soweit ganz gut aus die erste Woche. Fehler bis hier her: die Bambusstäbe waren unter der Habe stark am Schimmeln, was für die Wunden der Pflanzen gar nicht gut ist.
Nach 1 Woche sollte dann der Kürbiskopf und nach einer weiteren die Melonenwurzel entfernt bzw. abgetrennt werden. Ich meine nach der zweiten Woche sah auch fast alles noch gut aus, bis auf 1-2 Pflanzen, die durchhingen sobald kein Sprühwasser mehr auf den Blättern war. Aber die Kürbisstiele welkten von der Schnittstelle schon bis an die Veredelungsstelle so matschig zusammen. Ok, jetzt wird die Melonen Wurzel über der Erde abgetrennt. Innerhalb von 2-3 Tage, wenn ich mich recht entsinne, welkten hier die Melonenstängel auch bis zur Veredelungsstelle. Diese schienen überwiegend leicht verwachsen gewesen zu sein. Aber die Stiele sind innen hohl und die Welke ging einfach über die Veredelungsstelle hinaus, der ganze Stiel wurde matschig und es war nichts mehr zu retten. Gerade auch nach Entfernen der Folien bei den umwickelten, sobald Sauerstoff dran kam welkten sie ganz schnell dahin. Nur eine kränkliche Pflanze hat irgendwie überlebt. eine rotfleischige, Viking F1. Zwei dünne Teile waren hier leiht verwachsen und die Welke der Stängel Stummel endete kurz davor. Die Pflanze war dann noch die ersten Wochen deutlich hinter einem Satz unveredelter. Hier also der nächste Fehler, 1. April war zumindest für letztes Jahr schon etwas spät. Wo unveredelte, aus dem 9er Topf verpflanzt, schon am 30.05 einen Meter lang waren und blühten, sah die veredelt dann so aus:
Sie stand aber vor dem Einpflanzen schon länger (sie die Veredelung stabil genug zum umtopfen aussah) im 3L Topf in dem sie kaum Wurzeln bildete. Der Ballen zerfiel recht stark.
Hier sieht man noch mal gut die braun eingetrockneten Enden, die die 7 anderen dahinrafften. Dieser Abschnitt auf dem Foto wurde dann später noch deutlich dicker und verwachsener und der Stamm platze richtig auf und wuchs weiter. Fotos hab ich gerad leider keine davon gefunden.
Ich hatte mehrere Standorte und Anbau-Methoden getestet, weshalb verlässliche Aussagen jetzt etwas schwierig werden. Aber ich bin der Meinung, die Veredelung hat einen deutlichen Vorteil gebracht.
Hier zwei im Freien unter Loch-Folie, direkt in Erde, aber seitlich aus einem zerschnittenen Topf wachsend:
Die linke Pflanze ist die selbe Sorte wie die veredelte. Sie hatte wie alle anderen Pflanzen viel kleinere Blätter und wie alle anderen Beet-Pflanzen verzweigte sie sich sehr stark. Die erste Frucht setzte sie sehr weit hinten und etwas später als die veredelte an.
Diese wuchs jetzt rasant im 18m² Folientunnel rasant zunächst eintriebig und setzte schon etwa 30cm von der Basis (etwas weiter hinten rechts) entfernt recht früh eine Frucht an. Das hinderte die Pflanze aber nicht daran einige cm täglich voran zu wachsen und gleichzeitig die Melone wachsen zu lassen. Während die Beetpfanzen volles Rohr blühten, gab es hier kaum Blüten.
Die Blätter waren hier bei der veredelten riesig, und das um ein vielfaches gegenüber allen anderen Melonen, ob im Tunnel oder draußen. Und meine Pranken sind auch riesig
Alle Pflanzen außer die kleinwüchsige Sorte, Golden Midget, setzten nur eine Frucht gleichzeitig an. Sowohl die veredelte Viking F1 als auch die unveredelte waren ende Juli reif.
Oben unveredelt, etwas schwerer.
Unten veredelt:
Auch die Rinde war hier dicker und das Fruchtfleisch fester.
Sie sieht hier recht blass aus, was aber an der Reflexion der dickzelligen Saft-Poren liegt.
Hier kann man nun leider nicht mehr so gut vergleichen, denn die Chilis im Tunnel wurden langsam 2m hohe Monster Büsche und beschatteten die mittlerweile 6m lange, zwei Triebige Pflanze zum großen Teil:
Die unverdelte Beetpfalnze mit Fruchtfleisch wie aus dem Laden gewohnt:
Beide Früchte waren aber aromatisch, süß und saftig. Die beste Qualität wie man sie leider nur sehr selten im Supermarkt bekommt. Am ehesten mit einer Costa Rica Melone im Ende März vergleichbar. Aber darüberhinaus nichts besonderes.
Die Tender Gold mein Favorit letztes Jahr. Die andere Pflanze auf dem Bild weiter oben im Frühbeettunnel, im Beet:
... Aber das war noch nicht alles. Ein bis Zwei Wochen vor der Reife machten sich Spinnmilben auf beiden Pflanzen breit. Was der Reife rein Gar nicht ausmachte. Dennoch wuchs die veredelte Pflanze ungebremmst weiter und verlor von der Basis an immer mehr Blätter. Direkt nach der Ernte in 7m Lange, bildete sich die zweite Frucht, während im Beet die einfachen Pflanzen alle Blätter verloren und nach einer Woche wieder neue austrieben. Dort wurden dann an den beiden Pflanzen noch mal je eine sehr gute, aber mit 2,3-2,5Kg deutlich kleinere, Frucht gebildet und zur Vollreife Gebracht. Die veredelte hingegen brachte rund 5 Wochen nach der ersten Ernte eine zweite, mit 4,5Kg deutlich größere Frucht hervor:
Hinten liegt eine kleine gelbfleischige Sorte, Early Moonbeam, die leider nicht viel größer wurde und auch direkt in der Erde am anderen Ende es Tunnel wuchs. Ein Zeichen, dass die Vorteile tatsächlich an der Veredelung und nicht am Standort lagen! Eine Dritte Tunnel-Pflanze im 40L Kübel versagte fast genau so wie zwei Freiland Kübel Pflanzen.
Wie auf dem Bild oben zu sehen, stark von Spinnmilben gebeutelte Blätter. Und fast kein Platz und Licht mehr (siehe Mittelgang unten rechts, links der zweite, Fruchtlose Trieb mit etwas mehr Licht und über 6m Länge):
Im Tunnel war es heiß:
Aber die Qualiät stimmte noch:
Aroma war etwas schwächer aber noch lecker genug, süße fast voll da, allerdings gleichzeitig eine leichte Säure.
Auf 8m Länge wuchs danach dann noch eine dritte Frucht bis Mitte Oktober an der immer kränker werdenden Pflanze. Diese wurde auch noch voll reif von der Farbe, Konsistenz, Kernen,... her, schmeckte aber zu grün und man konnte nur die Mitte auslöffeln, bis zu den immerhin schwarzen Kernen. Die müsste auch noch mal so über 3,5KG gewogen haben.
Die Endlänge des Haupttriebes betrug 10,5m. der zweite Trieb 8,5m und ein späterer dritter Trieb hatte bis zu 6m. Ab 6-7m Länge kamen später auf dem Rückweg durch den Tunnel noch aus jeder Blattachsel, also alle ~30cm ein 1-3m Langer Seitentrieb am Haupttrieb.
Was den Plaztbedarf im Freiland betrifft bin ich also schon recht gespannt.
Dieses Jahr habe ich die Melonen also schon Mitte April ausgesät. Die Kürbisse wollte ich 14 Tage nach dessen Keimung säen, hab es aber nicht ausgehalten und doch schon ab 10 Tage danach angefangen in Schüben. Gerade die dickere Sorte war dann schon wieder dicker als die dicksten Melonen, aber nicht so dramatisch wie letztes Jahr. Mit den Klammern wurde es aber schon wieder eng. Bei den Klammern hab ich dieses Jahr etwas mehr investiert und professionelle Plastikklammern und dicke (3mm) Silikonclipse bestellt. Dazu noch eine dritte Unterlage: Kürbis Bodyguard, F1, wobei ich an anderer Stelle gelesen habe, dass es sich dabei um eine Gurke handeln soll. Diese wächst jedenfalls viel dünner und kleinblättriger und langsamer als die beiden anderen Kürbisse. Immerhin konnte ich so auch die kleine Golden Midget darauf veredeln.
Ich fahre jetzt zweigleisig und habe ein Teil Gegenzungen Veredelt (Plastik Klemme) und andere Kopfveredelt (Silikon) mit einer Technik wo schräg die Mitte des Kürbis und ein Keimblatt weggeschnitten werden und dann der Melonenkopf an den Schnitt in die Silikonklemme geschoben wird. Ein Gegenzungen Schnitt hatte ich falsch rum gemacht, also hab ich den Kürbiskopf ganz abgetrennt und eine V-Kerbe in den übrigen Stiel geschnitten. Den Melonen Kopf hab ich dann V-Keilförmig geschnitten und ihn einfach in der V gesteckt. So hab ich 4 Gegenzungen, 1 V-Kopfveredelung und 5 andere Kopfveredelungen. Für die Gegenzungen musste ich beide Pflanzen neu zusammen einpflanzen. Kopfveredelung hat den Vorteil, dass man den Kürbis einfach im Keim-Topf stehen lassen kann und nichts umtopfen muss.
Vor 6 und 7 Tagen hatte ich dann veredelt. Nach 4-5 Tagen sahen die Stellen schon recht gut aus und die Melonenblätter fingen langsam an zu wachsen. Das heißt bei der Gegenzunge ja noch nichts, aber bei der Kopf und insbesondere der Kopf-V Veredelung ist es eindeutig, es eine Verbindung entstanden ist. Gestern hab ich dann schon die Kürbisblätter bei der Kopfveredelung und die Kürbisköpfe der Gegenzungen entfernt, was man eigentlich nach 7 Tagen erst machen sollte. Aber es wurde langsam eng in der Box, sah alles gut aus, und ich wollte den Fehler von letztem Jahr umgehen, dies an normaler Luft zu tun, weil in der Atmosphäre der Box die Wunden viel besser verließen und zuwachsen. Kritisch wird dann später noch mal die übrigen Melonen Wurzeln zu entfernen. Zudem wollte ich die Pflanzen nur so kurz wie möglich der hohen Luftfeuchtigkeit und den nassen Ballen aussetzten. Die Enden hab ich jetzt zusammengedrückt und eine Klammer dran gemacht. Was noch etwas schwierig war, ist bei der Kopfveredelung das übrige Kürbis-Keimblatt zu entfernen, das schon wieder versuchte aus der Veredelungsstelle Kürbisblätter raus zu schieben. Dabei entsteht erst Mal wieder eine Größere Wunde und ich bin mir nicht sicher, ober später nicht doch noch mal der Kürbis etwas durchbricht. Im Laufe der Woche kommen die Pflanzen dann langsam aus der Box, hier noch mal das Foto von vor ein paar Tagen:
Die Temperatur ist jetzt konstant etwas höher als letztes Jahr, die Box steht seitlich und von unten beheizt aufrecht als Wanne mit immer Wasser unten drin und nicht mehr als Glocke. Oben aus dem Lampendeckel kann auch immer etwas die Luft abziehen gegen Schimmel und für Sauerstoff. Statt Holzspieße hab ich leider recht kurze Plastik-Spießer genommen, zur Stabilisierung.
Die ersten zwei Nächte hatte ich auch das Licht durch laufen lassen, für maximale Energieaufnahme der Pflanzen und die ganze Power dann ins Zusammenwachsen zu stecken. So schnell wie das ging scheint das auch eine gute Wahl gewesen zu sein.
Ich hoffe ich werde am Ende nicht enttäuscht, aber so wie es gerade läuft glaube ich fast daran, dass alle 10 Pflanzen durchkommen. Darunter übrigens Rot-, Rosa-, Weiß-, Gelb, Orange-Fleischige Sorten, von 1,5Kg bis über 10Kg mögliche Fruchtgröße. Von allen Sorten hab ich aber etwas später noch mindestens eine Backup Pflanze gesät, die gut vor sich hin wachsen.