Wurzelschnitt - Das Experiment

@calium ich schätze innerhalb des Forums gilt die These inzwischen als bewiesen. Auch außerhalb dieses Forums findet man gelegentlich Treffer hierzu(Link , Quelle). Wie die Pflanzen das jedoch "fühlen und vllt. speichern" scheint noch nicht vollständig bekannt zu sein.

@Anfänger2013 Dass die Pflanzen diese Information speichern, halte ich für unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher wäre wohl, wenn sie sich immer nach den gegenwärtigen Umständen richtet, die die "Sensorik" ihr meldet. Demnach dürfte es reichen, wenn die Wurzeln einfach vom Topfrand ferngehalten werden. Sei es durch Wurzelschnitt oder durch komprimiertes wieder einbuddeln. Letzteres könnten vllt. den Vorteil haben, dass die Pflanze durch das Vorhandensein langer Wurzeln "denkt", sie hätte viel Platz zur Verfügung. Zumindest, wenn man vorausgesetzt, dass sie nach dem Verändern der Wurzellage nicht über einen exakten/sich aktualisierenden Orientierungssinn in den Wurzelenden verfügt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie die Pflanze misst wie viel Platz = Erde den Wurzeln zur Verfügung steht habe ich auch noch nicht herausgefunden. Die Wurzellänge kann es alleine nicht sein. Bei einem runden Topf stößt die Wurzel nur einmal an den Topfrand und wird dann sachte immer im Kreis geführt. Dabei entstehen sehr lange Wurzeln.

Woher weiß die Pflanze jetzt, das die Wurzel immer nur im Kreis wächst und kann daher auf einen geringen verfügbaren Platz schließen? Die Wurzellänge unterschiedet sich wahrscheinlich nicht nennenswert zu einer Wurzel die immer gerade aus wächst.

Was mich interessieren würde ist, ob aus einer Bonsai-Chili wieder eine normal große Chili wird, wenn sie einen großen Topf bekommt.
Natürlich wird sie zulegen, erreicht sie aber Normalgröße?
Hat einer der Bonsai-Züchter das schon einmal ausprobiert?
 
Pflanzen sind ja überraschend unerforscht in manchen Bereichen. Weiß nicht, ob du / ihr das schon mal gehört / gelsen habt, bietet zumindest ein bisschen Einsicht darauf was und wie die Pflanzen das vermutlich machen.



http://www.zeit.de/2014/24/pflanzenkommunikation-bioakustik/komplettansicht

http://www.deutschlandradiokultur.d...-pflanzen.1067.de.html?dram:article_id=175633



Und hier speziell was zu Chili



http://www.deutschlandfunk.de/wenn-chili-auf-basilikum-hoert.676.de.html?dram:article_id=248984
 
Was mich interessieren würde ist, ob aus einer Bonsai-Chili wieder eine normal große Chili wird, wenn sie einen großen Topf bekommt.
Natürlich wird sie zulegen, erreicht sie aber Normalgröße?

Davon ist auszugehen. Das Erscheinungsbild Bonsai mit kleinen Blättern usw. ist Folge von Manipulation,
von erzwungenem Kleinhalten durch Einkürzen, Drahten, Blatt- und Wurzelschnitt.

Ich habe als junger Mensch, vllt. 11-12 Jahre alt, einen Granatapfel-Bonsai, der irgendwie den Weg in mein Elternhaus gefunden hat,
in einen großen Topf gesetzt. Vorher wurde der Baum Jahrelang kaum gepflegt und kümmerte auf der Fensterbank vor sich hin,
meine Eltern hatten/haben keine Ahnung, wie mit dem Bäumchen umzugehen war, dementsprechend blieben o.g. Maßnahmen aus.
Nach dem Umtopfen hat sich der Baum kräftig entwickelt, wurzelte gut an und trieb stark aus.
Letztendlich war es kein Bonsai mehr, eher ein Busch.
Naja, im Endeffekt wurde der nicht winterharte Busch dann dem Kältetod überlassen, da er im großen Topf nicht mehr aufs Fensterbrett passte.
Wenn ich jetzt drüber nachdenke eigentlich sehr schade.

Worauf ich hinaus will, ist dass diese Gestaltungsmaßnahmen Einfluss auf den Baum haben, wenn sich die Umstände jedoch ändern,
vorhandenes Potential genutzt wird.
Die Gestaltung verändert ja nicht die Geneteik der Pflanze. Ein Steckling, von einem Bonsai genommen, wird sich den Umständen entsprechend entwickeln
und optimale Bedingungen nutzen.

Bei "echten" Bonsais handelt es sich jedoch oft um Bäume, die mehrjährig sind und deren Wachstum sich von dem krautiger Pflanzen unterscheidet.
Es kann also gut sein, dass das Wachstum von Capsicum zu Anfang stark ist, die Kurve jedoch über Zeit, trotz mehrjährigkeit, abfällt,
sei es nun durch Alterung oder auch durch Krankheiten oder Insektenbefall.

Lange Rede kurz: nicht ausprobiert, keine Erfahrungswerte ;)
 
Ab welchem Verhältnis läuft man denn Gefahr, dass ein kleiner Wurzelballen zu wenig/zu langsam Feuchtigkeit aufnehmen kann, um eine verhältnismässig grosse Blattkrone zu versorgen?

Ich habe ja viele "Ersatzspieler" im Pflanztray, falls noch was schiefgeht. Die Krone darüber ist verhältnismässig gross (http://chiliforum.hot-pain.de/threa...tigen-topfgroesse-das-experiment.27241/page-5).

Ich könnte mir vorstellen, dass bei steigenden Temperaturen und somit grösserer Blattverdunstung irgendwann bei ständigem Wurzelkappen ein ungünstiges Verhältnis erreicht wird?
 
9 Tage nach Wurzelschnitt: Beide Pflanzen beginnen mit dem dritten echtem Blattpaar.
20160408_091439-klein-9-Tage-nach-Wurzelschnitt.jpg


Durch den Wurzelschnitt hat die Pflanze 1 ein viel besseres und auch größeres Wurzelsystem entwickelt.
Wurzellänge Pflanze 1: 14 cm, Wurzellänge Pflanze 2: 16 cm
Habe gerade bei Pflanze 1 die längsten Wurzeln um einen Zentimeter gekürzt.

Der Wurzelschnitt in der Praxis wird später natürlich nicht so präzise ausgeführt. Ich schneide beim Schnapsglas überlichweise den untersten halben Zentimeter vom Boden ab und kappe die Wurzelspitzen, die ich an der Seite sehe. Zeitaufwand 5-10 Sekunden. Dadurch verliert die Pflanze zwar etwas mehr Wurzelmasse, aber gewichtsmäßig sind die Wurzeln extrem leicht im Vergleich zur Rest der Pflanze. Daher verliert die Pflanze nicht viel Substanz. Die fehlenden Wurzeln sind schnell wieder gebildet.

@Palatinus
Der Wurzelschnitt findet immer nur beim Umtopfen statt. Dabei werden auch nur die längsten und von außen sichtbaren Wurzeln gekappt. Dadurch verliert die Pflanze immer nur wenige Wurzeln, die schnell ersetzt werden. Ich kappe schon seit zwei Jahren, aufgrund rein theoretischen Überlegungen, die Wurzeln. Selbst Direkt nach dem Umtopfen und radikalem Abschneiden hatte ich noch nie hängende Blätter.
 
Logisch betrachtet, könnte man auch zu einem folgendem Schluss kommen:
Da beide Pflanzen bisher gleich wachsen, ist davon auszugehen, dass beide Wurzelgeflechte den Pflanzen die gleiche Menge Wasser bzw. Nährstoffe zur Verfügung stellen – ich nenne es mal Wurzelleistung. Beide Pflanzen brauchen grob die gleiche "x: Wurzelleistung", um grob den gleichen Wuchs auszubilden.

Pflanze 3 führt selber Regie und erreicht x mit wenigen Wurzeln und einem kaum verzweigten Wurzelgeflecht
Pflanze 1 ist gewissen Limitierungen, was die maximale Wurzellänge angeht unterworfen und bildet ein größeres, verzweigteres Wurzelgeflecht aus um diese zu erreichen.

Daraus könnte man schließen dass der Quotient Wurzelleistung/Wurzelmasse bei 3 größer ist als bei 1. <=> Die Wurzeln der Pflanze 3 sind also effizienter.

Ist denn die Wurzelmasse bei 1 tatsächlich größer als bei 3 oder täuscht die Optik aufgrund der vielen Verzweigungen?

Abzuwarten ist auch, wie sich die unterschiedlichen Wurzeln später unter veränderten Bedingungen im Topf auswirken. Und unter "Extrembalastungen" zu viel/zu wenig Wasser/Dünger.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist Pflanze 1 größer oder täuscht das?

Wieder ein sehr schönes Experiment von dir.:thumbsup:
 
Abzuwarten ist auch, wie sich die unterschiedlichen Wurzeln später unter veränderten Bedingungen im Topf auswirken. Und unter "Extrembalastungen" zu viel/zu wenig Wasser/Dünger.


Das genau meinte ich... bei zu schneller Verdunstung, Versalzung und daraus resultierendem Vermeidungswachstum, Schädlingsbefall... Das Experiment wird man als Langzeitstudie anlegen müssen ;)
Auf jeden Fall sehr interessant!
 
Die Pflanze 1 ist größer gewachsen als Pflanze 3.
Die Anzahl der Blätter ist aber identisch. Beide Pflanzen beginnen immer gleichzeitig mit der Bildung eines neuen Blattpaares.
Die Becher sind gleich groß.

@Bias
Mir fällt immer auf wie ähnlich wir denken!
Über Wurzeleistung habe ich auch schon nachgedacht.
Meine Schlussfolgerung war, dass die Pflanze vor allem am Anfang ihr Wurzelbildungsprogramm umsetzt, unabhängig von der Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Am Anfang kommt es der Pflanze darauf an ihre Existenz zu sichern. Auch wenn jetzt genügend Wasser zur Verfügung steht, bedeutet das nicht, dass in Kürze keine Trockenperiode kommen könnte. Daher wird am Anfang ein recht großes Wurzelsystem (proportional zur kleinen Pflanze) gebildet um die Versorgung bei Trockenheit sicherzustellen. Daher auch der anfängliche Drang zu sehr langen Wurzeln, die in tiefe Erdschichten vorstoßen.

Bei älteren Pflanzen (Endtopf) ist mir schon häufiger aufgefallen, dass Pflanzen, die immer optimal mit Wasser versorgt wurden, weniger Wurzeln entwickelt haben als Pflanzen, die häufiger unter Wassermangel litten.

Habe vor zwei Tagen bei einer anderen Testpfanze mal radikal alle Wurzeln bei 5 Zentimeter gekürzt. Mal sehen was passiert.

Ob bessere Wurzeln einer Pflanze letztendlich nützen wird später hauptsächlich von den Umgebungsbedingungen abhängen.
Bei perfekten Bedingungen wird es wenig auf das Wurzelsystem ankommen. Bei weniger guten Bedingungen, wie zum Beispiel im Beet oder geringeren Düngerversorgung werden die Unterschiede wahrscheinlich groß sein. Aus gutem Grund legen Gärtner immer großen Wert auf gute Wurzeln.
 
Genau 4 Wochen nach Keimung:
20160416_121515-klein.jpg

Pflanze 4 die bereits von Anfang an einen stärkeres Wurzelwachstum zeigte:
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Ergebnis:
Ein Wurzelschnitt führt zu einem - für Töpfe - erheblich besserem Wurzelsystem.
Ein einmaliger Wurzelschnitt ist bereits vorteilhaft und sorgt für viel mehr Verzweigungen = Wurzelspitzen. Die Wurzeln aus den Seitentrieben neigen aber leider auch dazu in die Länge, ohne viele Verzweigungen, zu wachsen. Daher ist ein mehrfacher Wurzelschnitt besser als ein einmaliger.
 
Das Längenwachstum der Wurzeln hat sicher noch eine weitere Funktion mehr als in tiefere Erdschichten vorzudringen. Dort ist es natürlich leichter Feuchtigkeit zu finden. Es bietet möglicherweise anfangs einen Vorteil durch mehr Verankerung. Eine lange Wurzel lässt sich nicht so leicht aus der Erde ziehen wie eine kurze. Die Pflanze muss relativ früh auch eine gewisse Stabilität gegen Wind bekommen. Im begrenzten Platz eines Topfes bringt es natürlich nicht viel. Ein Wurzelschnitt ist bei Topfkultur ein Vorteil, da sich durch die Verzweigungen mehr Wurzeln bilden.
 
Experiment zweiter Teil.

Bei der Anzucht im Wasserglas hat sich gezeigt, das ein Wurzelschnitt sich positiv auf das Wurzelsystem auswirkt. Die Pflanze, bei der der Wurzelschnitt durchgeführt wurde, zeigte kein langsameres Wachstum im Vergleich zu den drei Vergleichspflanzen.

Wirkt eine kurzzeitige Anzucht in kleinen Töpfen (4x4x5 cm = 10 cl) sich negativ auf das Wachstum aus?
Vergleichsgruppe: Keimlingen, die gleich in große Töpfe (16x16x16 cm = 3,3 Liter) gepflanzt wurden.

Die ersten 4 Keimlinge: Morgen sollten weitere 4 bis 6 dazukommen.
Anzucht unter Kunstlicht um gleiche Bedingungen zu gewährleisten.
Umgetopft wird in 16x16x16 cm nach dem ersten echten Blattpaar.

20160418_080224-klein.jpg
 
Bist du eigentlich im richtigen Leben auch Forscher oder Wissenschaftler?
Denn was du hier anstellst ist schon Wahnsinn.
 
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