C. flexuosum x C. pubescens / C. flexuosum x C. baccatum = begrenzt winterharte Chili?

Gibt es eigentlich eine Unterschied ob man die Flexuosum mit den Pollen der Rocoto bestäubt oder die Rocoto mit den Pollen der Flexuosum?
Wenn ja welchen oder kann man das nicht voraussagen?

Es macht auf jeden Fall einen Unterschied.

Erklären lässt es sich zumindest teilweise damit, dass über den Pollen bei Pflanzen/Sperma bei Tieren väterlicherseits nur die Information der im Zellkern in Form der Chromosomen gespeicherten Erbinformation weiter gegeben wird, die Chromosomen aber nicht 100 % der in einer Zelle enthaltenen Erbinformation entsprechen.
Grund dafür ist, dass, wenn auch häufig vergessen, sich mindestens 1 % der Erbinformation in Zellorganellen direkt befindet. Dazu zählen neben Chloroplasten (Ort der Photosynthese) auch Mitochondrien ("Kraftwerke der Zelle") und Ribosome (Umschreiben der genetischen Information in Proteine). Der Ursprung dieser Organellen wird zum Beispiel mit der Endosymbiontentheorie erklärt, die grob zusammengefasst aussagt, dass derartige Organellen evolutionär aus von den Ursprungszellen endozytotisch aufgenommenen Bakterien hervorgegangen sind (dafür spricht, dass zumindest Chloroplasten/Mitochondrien von Doppelmembranen umgeben sind).

Die Krux ist nun, dass Chloroplasten/Mitochondrien nicht chromosomal kodiert sind und damit auch nicht vom Vater weitergegeben werden können. Stattdessen werden sie zytoplasmatisch vererbt (Bestandteil der pflanzlichen Eizelle) und stammen daher immer von der Mutter ab.

Im anderen Worten: Ein Nachkomme erhält immer mehr Erbgut von der Mutter als vom Vater.

Genug Zellbiologie... ich hoffe dem einen oder anderen helfen diese Infos.
 
Wirklich vorhersagbar wird das Ergebnis einer komplexen Kreuzung meines Verständnisses nach nicht sein. Es werden ja ganze Organismen mit deren individuellen Eigenschaften durcheinander gewürfelt und nicht wie bei Mendel einzelne Eigenschaften (Farbe, Form...) auf wohldefinierten genetischen Hintergrund und mit bereits bekannten Vererbungsmustern.
 
Genug Zellbiologie
Vielen Danke für deine Erklärungen. Ich habe einiges gelernt!

Wenn du Zeit hast, dann wäre ich für weitere Erläuterungen zu diesem Themenbereich sehr dankbar!
Manche Informationen findet man bei Google erst, wenn man das nötige Grundwissen besitzt.
Habe z. B. zu diesem Thema recht lange erfolglos gesucht, aber erst deine Erklärung hat mir die Ansätze geifert, von denen aus ich selber weiter suchen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um das Konzept der zytoplasmatischen/maternalen Vererbung von Chloroplasten/Mitochondrien noch etwas zu verdeutlichen, hier ein kleines Gedankenspiel:

Sind Nachkommen mit drei genetischen Eltern möglich?

Die Antwort ist ja und wurde tatsächlich realisiert, wie der eine oder andere in den vergangenen zwei Jahren vielleicht bereits aus den Medien erfahren hat. Umgesetzt wurde dies, indem reproduktionsmedizinisch eine weibliche Eizelle (Frau A) entkernt wurde (Entfernung des chromosomalen Erbguts, die ebenfalls Erbgut enthaltenen Mitochondrien bleiben aber in der entkernten Eizelle zurück), in diese entkernte Eizelle ein neuer Kern (chromosomales Erbguts Frau B) injiziert wurde und die nun neu entstandene Eizelle mittels Spermien (chromosomales Erbguts des Mannes) befruchtet wurde. Das Ergebnis war ein Kind, das in der Tat drei biologische/genetische Eltern hat.

Daran zeigt sich, dass die chromosomale DNA (im Zellkern lokalisiert) im Hinblick auf die Vererbung nicht alles ist und Eigenschaften, die durch die extrachromosomale DNA weitervererbt werden, nur von der Mutter weitergegeben werden können. An diesem Punkt stellt sich natürlich die Frage, was denn beispielsweise solche Eigenschaften wären. Leider kann ich aber zur Funktion der Produkte extrachromosomal kodierender Gene nichts sagen.
 
Apropos (Bier-)Esel, da fallen mir noch zwei weitere sehr anschauliches Beispiele für die Unterschiede zwischen AxB vs. BxA ein. Eines ergibt sich aus der Kreuzung von Pferd und Esel (zugegeben, es kommen zwar keine reproduktionsfähigen Nachkommen heraus, dies ändert aber nichts am Mechanismus):

Pferdestute x Eselhengst = Maultier
Eselstute x Pferdehengst = Maulesel

Beide Kreuzungen führen zu voneinander stark unterschiedlichen Ergebnissen, wobei sich phänotypisch (=das optisch sichtbare) die Mutter durchsetzt.


Zum Schluss noch ein letztes Beispiel, um den Schwenk zu den Pflanzenwissenschaften wieder zu bekommen. Eine kommerziell bedeutende Getreideart stellt Triticale dar. Diese Getreideart lässt sich zurückführen auf eine Kreuzung aus:

Weizen (weiblich) x Roggen (männlich) = Triticale
(Roggen (weiblich) x Weizen (männlich) = Secalotricum)

Von diesen Kreuzungen hat nur Triticale eine Bedeutung, da es mit dieser Zucht anscheinend gelang, die besten Eigenschaften von Weizen (Backfähigkeit, kurzer Halm, geringe Windanfälligkeit) mit denen des Roggens (höhere Widerstandskraft, geringere Boden- und Standortansprüche) zu kombinieren.

(Der Vollständigkeit halber will ich hier jetzt nur kurz erwähnen, dass auch die Nachkommen von Weizen x Roggen eigentlich nicht mehr reproduktionsfähig sind. Das schöne in der Pflanzenzucht ist aber, dass man auf Zellebene auf Substanzen zurückgreifen kann, die aus einem haploiden Chromosomensatz (nicht vermehrungsfähig) durch Verdopplung wieder einen diploiden Chromosomensatz (vermehrungsfähig) machen können. Das Schlagwort hier ist Colchicin.)
 
Nach einer gefühlten Ewigkeit (13 Tage) ist es endlich so weit!

Die ersten drei Flexuosumkeimlinge in je 1 Liter Töpfen:

20180119_101256-klein.jpg


@petch, ich gratuliere dir, du bist Papa von drei strammen Flexuosumkeimlingen!
 
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Meine Erfahrung der letzten Jahre ist die, dass Flexuosum (und Eximium) besser keimen wenn die Samen in den Beeren bei Zimmertemperatur trocknen und erst vor der Aussaat entnommen werden. Getrocknete Flexuosumbeeren sind zwar ziemlich hart und irgendwie noch klebrig, was die Entnahme nicht gerade vereinfacht, dafür wird man durch eine höhere Keimquote belohnt.
Darüber hinaus habe ich die Samen noch sortiert, d.h. ich habe @Anfänger2013 nur die schwersten und grössten Samen geschickt.

Na hoffentlich sind es auch tatsächlich C. Flexuosum^^

Wenn nicht, dann habe ich Flexuosumpflanzen welche keine Flexuosumbeeren produzieren.;)
 
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