Chilis in Anbauländern

Hallo Philipp @Pollito ,
euch eine schöne Zeit in Mexiko (passt auf euch auf, ihr habt ja schon Erfahrung). Schön, dass du uns teilhaben läßt an eurer Reise.
Auch für euch Feliz Navidad.
Viele Grüße
S P
 
Klasse Phillip das auch Du Deinen Urlaub mit uns teilt - Klingt alles sehr interessant und macht mich Neugierig ;) Tamarinden ergeben sehr schöne Zimmerpflanzen.
 
Moin Pollito!

Schöne Bilder,nach Mexiko möchte ich auch mal reisen!
Bin mir recht sicher,das es in Mexikostadt auch Märkte gibt,wo man gute frische Chilis bekommt.
Aber da hat Sicherheit erste Priorität!

Teure Camera würde ich dort auch nicht zücken,das provoziert nur Diebstähle.

Finde gerade auch Chiliküche in solchen Ländern hoch interessant!

Gute Tomatillos sind auch spannend.Auch rare Gurken+Tomatensorten .

Ganze Früchte bekommt man eher schlecht durch den Zoll,aber getrocknete Samen
bekommt man meist durch.

Feliz Navidad!
 
Die Vorbereitungen auf das große Fest laufen auf Hochtouren. Die Frauen schuften in der Küche, die Männer graben Löcher, bergen Mesquite-Holz und trinken Bier. Die beiden Schafe für die Barbacoa grasen fröhlich im Garten. Zwischendurch machen alle ab und zu einen Ausflug, einen Spaziergang oder gehen essen. Die Temperaturen sind tagsüber bis zu 30°C bei strahlend blauem Himmel, nachts sternenklar bei etwa 5°C. Man sieht die Milchstraße.

Ich mache fleißig Fotos, leider ist die Verbindung hier aber so langsam, dass es fast zehn Minuten braucht, um eines hochzuladen. Ich liefere die Fotos dann nach, wenn ich in Veracruz bin und Breitbandverbindung habe :thumbsup:

Aber eines will ich euch nicht vorenthalten. Der erste Chili-Fund im Garten:
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Die Beeren sind etwa 15cm lang, dünnfleischig und haben ein sattes Rot. Zunächst dachte ich, es handelt sich um eine Guajillo, auf Nachfrage sagt mir mein Schwager jedoch, dass es eine De Árbol sei. Wegen der Größe der Beeren bin ich da zwar sehr skeptisch, sie haben aber dieses rauchig-scharfe Aroma der De Árbol. Ist euch eine große Version der De Árbol bekannt? Ich taufe diese Chili jetzt einfach mal "Chile de Árbol Xoxoteco" (weil ich sie in Santa María Xoxoteco gefunden habe).

Sei's drum. Chilis geschlachtet, Samen geborgen, Sorte wird angebaut. Wenn jemand Interesse hat, schreibt mir PN, ich denke etwa 100 Samen kann ich entbehren ;)
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Grüße Philipp
 
Wegen der Größe der Beeren bin ich da zwar sehr skeptisch, sie haben aber dieses rauchig-scharfe Aroma der De Árbol. Ist euch eine große Version der De Árbol bekannt?
Vielleicht ist sie einfach nicht sortenrein. Oft werden die doch von Jahr zu Jahr weiter gezogen und wer weiß was sich schon alles eingekreuzt hat.
 
Da heute sehr wenig zu tun ist und das Internet etwas besser ist, habe ich etwas Zeit, um zu berichten. Ich gehe die Tage einfach chronologisch durch.

22.12.2016

Ab geht's also nach Santa María Xoxoteco!
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Die Vorbereitungen für die Barbacoa laufen. Die Männer graben im Garten ein Loch:
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An dieser Stelle sind bereits Steine im Boden vergraben, die dem Loch Form und Halt geben. Hier wird später das Schafsfleisch landen. Und hier ist das Opfer, im Moment noch ganz ruhig grasend:

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Die Maguey-Blätter zum Schutz des Fleisches liegen auch schon bereit:
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Sobald das Loch fertig ist, gönnen sich die Männer ein kühles Corona im Schatten.

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Jetzt haben wir etwas Zeit, um die Gegend zu erkunden. Avocadobaum:
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Mandarinen:
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Der nahe gelegene Fluss bringt frisches, klares Wasser:
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Zum Mittagessen gibt es Picadas. Das sind etwas dickere Tortillas, deren Ränder hochgefaltet werden. Darauf landen Salsa, Zwiebeln, Käse, gerne auch schwarze Bohnen oder auch Chicharrón (knusprig frittierte Schweinehaut). Wie fast alle traditionellen Speisen in Mexiko ist das scharf, gehaltvoll, und wahnsinnig lecker!

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Nach dem Mittagessen fahren wir raus auf ein Tomatenfeld, da hier noch einiges an Mequite-Holz da ist. Die Pflöcke waren vorher Zaunpfeiler und müssen deswegen aus dem Boden gehebelt werden:
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Zur Belohnung gibt's Corona-Bier. Generell belohnen sich die Männer hier nach zwei oder drei Stunden Arbeit gerne mit einem eiskalten Bier. So lässt's sich leben.

Noch ein paar weitere Eindrücke:

Mann auf Esel:
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Stolzer Bauer mit dicker Ernte:
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Abendliches Stimmungsbild mit Kaktus:
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Typischer Laden mit Chili, Tamarind und Jamaika (getrocknete Hibiskusblüten für blutroten Eistee):
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Und als Schmankerl obendrauf noch unser Schaf, das soviel Gefallen an einem Plastik-Hocker gefunden hat, dass es sich gar nicht mehr befreien kann:
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Nach diesem letzten Lacher des Tages gehen alle erschöpft, aber gut gelaunt ins Bett.

Grüße Philipp
 
23.12.2016

Es steht ein Ausflug an ins etwa 20km entfernte Zacualtipan. Einer der Brüder meines Schwagers muss zum Friseur, also fahren 10 Leute mit zwei Autos, um ihn zu begleiten. Klingt komisch, ist aber extrem mexikanisch. Mir scheint es, als wäre es den Menschen hier mehr oder weniger egal, was man macht, solange man es zusammen macht. Dadurch wird aus einem kurzen Trip zum Friseur gleich ein 5-stündiger Familienausflug, Mittagessen inklusive. In Zacualtipan gibt es einen kleinen Marktplatz, wo Gemüse und Früchte verkauft werden. Aber zunächst ein paar Eindrücke von der Landschaft. Hier gibt es tiefe Täler mit üppiger Vegetation, die von Adlern und Geiern überflogen werden, stets Ausschau haltend nach Beute bzw. Aas. Der Boden ist steinig und trocken.

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Kaktus mit Xoconoxtle, das sind Kaktusfeigen mit einem zitrusähnlichen Geschmack, die für sehr frisch schmeckende Salsas zusammen mit grünen Serrano-Chilis und Knoblauch verwendet werden:
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Ab auf den Markt!

Früchte. Die kleinen, runden, gelben Früchte (zweite von links unten) heißen Tejocote. Roh schmecken sie wie eine Mischung aus mehliger Birne und Pappe, aber gekocht zusammen mit Äpfeln und Zimt geben sie dem Punsch eine herrliche fruchtige Note.
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Apropos Zimt:
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Chile Ancho, also getrocknete Poblanos:
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Chile Morita, das ist geräucherte Jalapeno. Wenn man sie länger über dem Rauch lässt, wird Chipotle daraus.
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Weitere getrocknete Chilis.
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Wunderbare Jalapenos:
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Und knallorangene Habaneros:
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Sehr kleine, aber auch sehr feine Tomatillos:
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Mandarinen, Zuckerrohr und Guaje, eine Kürbisart, die in trockenen Zeiten wegen ihres hohen Wassergehalts geschätzt werden.
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Diese haarigen Früchte in grün und weiß heißen Chayote müssen vor dem Verzehr gekocht oder gedämpft werden. Dann schmecken sie wie eine sehr milde Gurke.
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Hühnchenfleisch ist in Mexiko vornehmlich gelb. Man sagt, es sei wegen des Mais, der verfüttert wird. Da die gelbe Farbe hier ein Qualitätsmerkmal ist, wird leider auch oft mit Lebensmittelfarbe nachgeholfen.
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Tortillas auf einem Comal, das ist eine Metallplatte, die über einem ausladenden Bottich entweder mit Gas oder traditionell mit Feuerholz beheizt wird:
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Conchas, ein mit süßer Buttercreme überzogenes Hefegebäck. Das Muster gibt dem Gebäck seinen Namen, denn Concha bedeutet Muschelschale:
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Schuster bei der Arbeit:
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Und zum Abschluss noch ein Stück Geschichte. Hier ist ein Steinhaus erhalten aus der Zeit der spanischen Invasion. Die europäischen Eindringlinge waren hier nicht sehr erwünscht und wurden von den Eingeborenen stark verfolgt. Daher kratzten sich die Verfolgten Häuser aus dem weichen Stein, um sich verstecken zu können. Einige dieser Häuser sind heute noch erhalten. Leider war uns der Zugang versperrt, daher muss ein Bild durch den Zaun reichen.
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Bald geht es weiter mit dem 24.12., Heiligabend, Nochebuena, Barbacoa, Fleisch und Völlerei. Bis dahin: Saludos de México, Philipp
 
Moin Phillipp!

Die knallorangen Habis sehen interessant aus!
Jalas und großbeerige Chilis sind auch durchaus klasse.


Tomatillo + Chayote finde ich auch spannend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Brasilienreise update

Hier noch ein paar Bilder ,die ich mit der Digicam aufgenommen hatte.

Sind auch ein paar Bilder aus den Stadtteilen drumherum und vom Markt dabei,hoffe das ist okay.
 
Dieser Thread wird immer interessanter! Wirklich super Berichte!!! :)
@Pollito Deine Berichte sind auch richtig interessant!! :) Echt super wenn man nicht nur als Tourist etwas erlebt, sondern am echten Leben teilnehmen kann! :thumbsup:
 
Danke für die netten Rückmeldungen, schön dass es euch interessiert!

@streuner Tolle Bilder! Die Chilis sind der Wahnsinn. Ich habe dein Bild von der Pimenta Chocolate México hier ein paar Leuten gezeigt. Keiner hat jemals von dieser Sorte gehört. Zumindest in Zentral-Mexiko scheint es diese Chili nicht zu geben.

Ich mache jetzt mal weiter mit dem 24.12.2016

Ich habe an diesem Tag nur tagsüber Bilder gemacht, um den Prozess der Barbacoa komplett zu dokumentieren. Den Heiligabend werde ich am Ende noch beschreiben. Chilis gibt's diesmal nicht zu sehen, erst am 25.12. wieder. Ich sag nur Rocoto ;) Dafür könnten die Bilder für extrem zartbesaitete heute etwas zu viel sein, da es etwas blutig wird.

Morgens um 9 treffen sich die Männer der Familie zur Schlachtung. Der ortsansässige Metzger wurde zur Verstärkung engagiert, damit auch nichts schiefgehen kann. Eigentlich war der Plan, bereits um 5 Uhr loszulegen. Allerdings war ich der einzige, der morgens pünktlich in der Dunkelheit im Garten saß. Später machen sich alle darüber lustig, dass ich als Deutscher immer noch denke, 5 Uhr bedeutet wirklich 5 Uhr.
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Das Opfer scheint sein Schicksal vorauszuahnen:
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Die Beine werden fixiert.
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Und mit einem gekonnten Stich nimmt das Schicksal seinen Lauf. Das Blut wird aufgefangen, um später Tacos de Sangre zu machen. Das sind tatsächlich Tortillas, gefüllt mit gebratenem Schafsblut und Salsa.
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Ich finde es gut, auch mal zu sehen wo das Fleisch herkommt. Die Schafe wurden nur für diesen Zweck im selben Dorf aufgezogen. Außerdem wird hier nichts verschwendet. Man füllt den Magen mit dem Rest der Eingeweide und den Hoden. Der Kopf kommt genauso auf den Grill wie die Pfoten. Der Pelz wird auf dem Wochenmarkt verkauft, und die Knochen bekommen die Hunde. Also auf geht's.

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Es gibt Punsch. Die Stäbe sind frisches Zuckerrohr.
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Die Eingeweide werden im Fluss gewaschen. Die Därme werden mit Hilfe eines kleinen Stöckchens auf links gedreht, gereinigt und zu Zöpfen geflochten. Mit dem Inhalt von zwei Schafen und der Arbeitskraft von nur drei Leuten dauert das dieses Jahr geschlagene 4 Stunden.
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Wir haben uns den Tequila redlich verdient.
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Während wir Darmreiniger ein bisschen entspannen, schneiden die anderen gekonnt die harten Enden der Maguey-Blätter zu.
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Da diese Blätter im Inneren eine Substanz haben, die bei Menschen Hautirritationen auslöst, werden sie kurz über dem Feuer gegrillt. Außerdem macht dies die Blätter weich und flexibel, damit man sie später besser über das Fleisch falten kann.
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Währenddessen werden alle Zutaten für die Brühe zusammengetragen: Kichererbsen, Karotten, Zwiebeln, grüne Bohnen, Brühepulver und Chipotle-Chili. Der Bottich wird in das Loch gestellt und die Brühe zum Kochen gebracht.
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Erstmal ein Bier.
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Jetzt wirds spannend. Die Maguey-Blätter werden sternförmig um den Bottich herum gelegt. Dann wird das Fleisch gesalzen und kommt auf den Rost. Wir reden hier von Mengen, die 30 Leute zwei Tage lang ernähren werden. Die Blätter werden über das Fleisch gefaltet, und das ganze mit Erde bedeckt. Über dem Erdofen machen wir nochmal ein Feuer an, damit die Kälte der Nacht nicht von oben ins Erdreich einzieht. Im Hintergrund hört man den ganzen Tag aus dem Dorf Weihnachtslieder in Dauerschleife.
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Mittlerweile ist es schon spätnachmittags. Mit Anbruch der Dunkelheit versammeln sich nochmal alle zum Tacos essen. Die oben erwähnten Blut-Tacos:
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Das schmeckt im Grund wie Blutwurst, nur eben mit einem leichten "Schafs-Touch". Die rote Salsa brennt und hilft im Abgang.

Danach machen sich alle zur Christmette auf. Es ist ein typischer katholischer Gottesdienst, nur mit anderen Liedern. Mit einem freudigen "Feliz Navidad" ziehen alle weiter zur Nochebuena, zum Heiligabend. Bei uns gibt es verschiedene Speisen, unter anderem Spaghetti Bolognese. Mein kulinarisches Highlight sind aber die Tamales. Diese mexikanische Spezialität ist mit Schweineschmalz angereichertes Maismehl, das in den Hüllblättern der Maiskolben über Wasserdampf gedünstet wird. Die Maismasse wird salzig oder süß gefüllt, z.B. mit Salsa und gekochtem Hühnchenfleisch, Käse, Früchten oder Kokos bis hin zu Schokolade. Die Mexikaner wissen viel mit Mais anzufangen.
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Danach ist Bescherung. Da die Gruppe so groß ist, wird vorher bestimmt, wer wem ein Geschenk geben "muss". Jeder gibt und erhält also nur ein Geschenk. Man setzt sich im Stuhlkreis zusammen, und der jüngste gibt sein Geschenk an die jeweilige Person. Dann gibt der oder die Beschenkte sein Geschenk an den nächsten, usw. bis alle Geschenke verteilt sind. Danach gibt es noch eine weitere Geschenkrunde, allerdings etwas anders. Jeder muss ein Geschenk, das nicht mehr als 15€ kostet, in die Mitte stellen. Dann würfelt der Gastgeber mit einem großen, für jeden sichtbaren Würfel. Bei einer geraden Zahl darf er sich ein Geschenk aus der Mitte aussuchen. im Uhrzeigersinn geht es nach diesem Schema, bis alle Geschenke verteilt sind. Jetzt kommt das Gemeine: es werden noch weitere drei Runden gespielt, in denen man sich bei einer geraden Zahl die Geschenke der anderen stehlen kann. Ganz im Sinne der Nächstenliebe natürlich. Ich habe Glück und ergattere die begehrte 1,75l Tequilaflasche und zwei Keksboxen. Danach gehen einige ins Bett, andere bleiben noch auf und tanzen Salsa. Ich gehöre zu den ersteren und lasse mich vollgestopft mit Tacos und Tamales ins Bett fallen.
 
Unglaublich interessant geschrieben und bebildert! Besonders die Zubereitung in dem Bottich im Erdloch habe ich so noch nicht gesehen. Super :thumbsup:
 
Moin!

Fast 1.00h morgens und ich bekomme gerade echt Appetit auf so leckere mexikanische Gerichte!
Sehr spannend gemachter Urlaubsbericht!

Ich finde auch dieses Drumherum,Ess+Kochkultur,Sitten und Gebräuche sehr ,sehr interessant.

Danke auch noch mal zu der Rückmeldung über diese "Pimente de Mexicana"!

Ob das wirklich mexicanische Sorten sind???-gute Frage!

Vermutlich gibt es auch in Mexiko reichlich Chilisorten auf lokalen Märkten,wo man als Tourist kaum hinkommt.

In Brasilien findet man in Supermärkten fast nix,
fragt man die Einheimischen,bekommt man manchmal gute Tipps,
wo solche Gemüsemärkte sind.

Meine brasilianische Familie war da sehr hilfreich!

Wenn du gute Rezepte mitbringen könntest,wäre das auch absolut klasse!


Liebe Grüße!

Gernot
 
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