Danke für die netten Rückmeldungen, schön dass es euch interessiert!
@streuner Tolle Bilder! Die Chilis sind der Wahnsinn. Ich habe dein Bild von der Pimenta Chocolate México hier ein paar Leuten gezeigt. Keiner hat jemals von dieser Sorte gehört. Zumindest in Zentral-Mexiko scheint es diese Chili nicht zu geben.
Ich mache jetzt mal weiter mit dem
24.12.2016
Ich habe an diesem Tag nur tagsüber Bilder gemacht, um den Prozess der Barbacoa komplett zu dokumentieren. Den Heiligabend werde ich am Ende noch beschreiben. Chilis gibt's diesmal nicht zu sehen, erst am 25.12. wieder. Ich sag nur Rocoto
Dafür könnten die Bilder für extrem zartbesaitete heute etwas zu viel sein, da es etwas blutig wird.
Morgens um 9 treffen sich die Männer der Familie zur Schlachtung. Der ortsansässige Metzger wurde zur Verstärkung engagiert, damit auch nichts schiefgehen kann. Eigentlich war der Plan, bereits um 5 Uhr loszulegen. Allerdings war ich der einzige, der morgens pünktlich in der Dunkelheit im Garten saß. Später machen sich alle darüber lustig, dass ich als Deutscher immer noch denke, 5 Uhr bedeutet wirklich 5 Uhr.
Das Opfer scheint sein Schicksal vorauszuahnen:
Die Beine werden fixiert.
Und mit einem gekonnten Stich nimmt das Schicksal seinen Lauf. Das Blut wird aufgefangen, um später Tacos de Sangre zu machen. Das sind tatsächlich Tortillas, gefüllt mit gebratenem Schafsblut und Salsa.
Ich finde es gut, auch mal zu sehen wo das Fleisch herkommt. Die Schafe wurden nur für diesen Zweck im selben Dorf aufgezogen. Außerdem wird hier nichts verschwendet. Man füllt den Magen mit dem Rest der Eingeweide und den Hoden. Der Kopf kommt genauso auf den Grill wie die Pfoten. Der Pelz wird auf dem Wochenmarkt verkauft, und die Knochen bekommen die Hunde. Also auf geht's.
Es gibt Punsch. Die Stäbe sind frisches Zuckerrohr.
Die Eingeweide werden im Fluss gewaschen. Die Därme werden mit Hilfe eines kleinen Stöckchens auf links gedreht, gereinigt und zu Zöpfen geflochten. Mit dem Inhalt von zwei Schafen und der Arbeitskraft von nur drei Leuten dauert das dieses Jahr geschlagene 4 Stunden.
Wir haben uns den Tequila redlich verdient.
Während wir Darmreiniger ein bisschen entspannen, schneiden die anderen gekonnt die harten Enden der Maguey-Blätter zu.
Da diese Blätter im Inneren eine Substanz haben, die bei Menschen Hautirritationen auslöst, werden sie kurz über dem Feuer gegrillt. Außerdem macht dies die Blätter weich und flexibel, damit man sie später besser über das Fleisch falten kann.
Währenddessen werden alle Zutaten für die Brühe zusammengetragen: Kichererbsen, Karotten, Zwiebeln, grüne Bohnen, Brühepulver und Chipotle-Chili. Der Bottich wird in das Loch gestellt und die Brühe zum Kochen gebracht.
Erstmal ein Bier.
Jetzt wirds spannend. Die Maguey-Blätter werden sternförmig um den Bottich herum gelegt. Dann wird das Fleisch gesalzen und kommt auf den Rost. Wir reden hier von Mengen, die 30 Leute zwei Tage lang ernähren werden. Die Blätter werden über das Fleisch gefaltet, und das ganze mit Erde bedeckt. Über dem Erdofen machen wir nochmal ein Feuer an, damit die Kälte der Nacht nicht von oben ins Erdreich einzieht. Im Hintergrund hört man den ganzen Tag aus dem Dorf Weihnachtslieder in Dauerschleife.
Mittlerweile ist es schon spätnachmittags. Mit Anbruch der Dunkelheit versammeln sich nochmal alle zum Tacos essen. Die oben erwähnten Blut-Tacos:
Das schmeckt im Grund wie Blutwurst, nur eben mit einem leichten "Schafs-Touch". Die rote Salsa brennt und hilft im Abgang.
Danach machen sich alle zur Christmette auf. Es ist ein typischer katholischer Gottesdienst, nur mit anderen Liedern. Mit einem freudigen "Feliz Navidad" ziehen alle weiter zur
Nochebuena, zum Heiligabend. Bei uns gibt es verschiedene Speisen, unter anderem Spaghetti Bolognese. Mein kulinarisches Highlight sind aber die Tamales. Diese mexikanische Spezialität ist mit Schweineschmalz angereichertes Maismehl, das in den Hüllblättern der Maiskolben über Wasserdampf gedünstet wird. Die Maismasse wird salzig oder süß gefüllt, z.B. mit Salsa und gekochtem Hühnchenfleisch, Käse, Früchten oder Kokos bis hin zu Schokolade. Die Mexikaner wissen viel mit Mais anzufangen.
Danach ist Bescherung. Da die Gruppe so groß ist, wird vorher bestimmt, wer wem ein Geschenk geben "muss". Jeder gibt und erhält also nur ein Geschenk. Man setzt sich im Stuhlkreis zusammen, und der jüngste gibt sein Geschenk an die jeweilige Person. Dann gibt der oder die Beschenkte sein Geschenk an den nächsten, usw. bis alle Geschenke verteilt sind. Danach gibt es noch eine weitere Geschenkrunde, allerdings etwas anders. Jeder muss ein Geschenk, das nicht mehr als 15€ kostet, in die Mitte stellen. Dann würfelt der Gastgeber mit einem großen, für jeden sichtbaren Würfel. Bei einer geraden Zahl darf er sich ein Geschenk aus der Mitte aussuchen. im Uhrzeigersinn geht es nach diesem Schema, bis alle Geschenke verteilt sind. Jetzt kommt das Gemeine: es werden noch weitere drei Runden gespielt, in denen man sich bei einer geraden Zahl die Geschenke der anderen stehlen kann. Ganz im Sinne der Nächstenliebe natürlich. Ich habe Glück und ergattere die begehrte 1,75l Tequilaflasche und zwei Keksboxen. Danach gehen einige ins Bett, andere bleiben noch auf und tanzen Salsa. Ich gehöre zu den ersteren und lasse mich vollgestopft mit Tacos und Tamales ins Bett fallen.