So, ich habe mein kleines Experiment dann mal beendet. Es lässt sich platzmäßig nicht mehr wirklich gut machen (Fazer hatte ja schon darauf hingewiesen, dass die Testpflanzen eigentlich dringend umgetopft werden sollten...) und es wird vor allem deutlich, dass die Stichprobenanzahl und Auswahl der Testkandidaten einfach nicht genug hergibt.
Trotzdem war das ganze interessant und wirft eine ganze Reihe Fragen auf, die man beim nächsten Mal genauer beleuchten könnte.
Jetzt mal die Fotos und Ergebnisse:
(Die
Tomatenergebnisse gab es ja schon auf der letzten Seite)
Aubergine:
Gescannt
Paprika
Gescannt
Für große Auflösung auf die Scans klicken.
Außerdem wurde die Pflänzchen noch vermessen:
Die Zahlen - vor allem die Mittelwerte - sind bei so einer kleinen Stichprobenzahl natürlich nur mit viel Vorsicht zu genießen
Sonstige Beobachtungen, die nicht quantifiziert wurden.
- Die Aubies zeigen in (fast) allen Blattachseln deutliche Sproßknopsen (auf dem Scan einigermaßen erkennbar), bei den LED-Aubies scheinen sie weiter entwickelt zu sein. Bei den Paprika sind nur bei den LED-Pflanzen und nur in den Blattachsen der Keimblätter Knospen zu sehen.
- Sowohl bei Aubies als auch bei Paprika sind die Stängel der LED-Pflanzen etwas dicker.
- P2LED und P3Kontrolle unterscheiden sich im Habitus deutlich von den anderen Pflanzen (Blattform, Färbung) und sind jeweils die größten Ihrer Gruppe
- die Kontrollaubies sind deutlich dunkler gefärbt als die LED-Aubies
Interpretation (oder vielleicht besser: wilde Spekulation) und Diskussion der Ergebnisse:
1. Blattfläche, Entwicklungsstand
Die LED-Pflanzen scheinen das zusätzliche Licht der LED durchaus verwerten zu können, die Blätter sind größer und es sind mehr echte Blätter entwickelt.
2. Morphogenese
2a. Längenwachstum
Die Erwartung, das blaue Licht würde das Längenwachstum ("spargeln"*) reduzieren trat nicht ein. Die Hypokotyllänge (Erde - Keimblätter) unterscheidet sich kaum und das Epikotyl (Keimblätter - echte Blätter) ist bei den LED-Pflanzen sogar länger.
2b. Verzweigung
Bei allen drei Testarten zeigten sich unter LED-Licht mehr (Tomaten, Paprika) bzw. weiter entwickelte (Aubies) Knospen in den Blattachseln. Das Licht scheint also die Verzweigung zu fördern, unabhängig von der Frage, ob dies eine direkte phytomorphologische Reaktion ist oder lediglich eine Sekundärwirkung des fortgeschritteneren Entwicklungsstandes.
2c. Stängeldicke
Bei allen drei Testarten sind die Stängel der LED-Pflanzen ein bisschen dicker. Möglicherweise wird dies durch das Licht induziert, z.b. indirekt über mehr Blattfläche, allerdings kann das sicher auch durch andere Faktoren (mehr mechanische Beeinflussung durch Wind, beim-gießen-anstoßen o.Ä.) bedingt sein.
3. Sonstiges
Der Unterschied von P2LED und P3Kontr gegenüber den anderen P-Pflanzen könnte eine Folge einer F2-Diversifikation sein. Glücklicherweise ist davon je eine Pflanze pro Gruppe gelandet, wenn genau die beiden in der LED-Gruppe gelandet wären, hätte das vermutlich die Ergebnisse völlig verhauen.
Andererseits ist natürlich nicht auszuschließen, dass eine solche Beeinflussung in geringerem Umfang bei den anderen Pflanzen stattgefunden hat. Bei einem weiteren Test sollte auf uniformes (nicht-Hybrid-) Saatgut geachtet werden.
Immer noch interessant finde ich auch, dass die Kontroll-Aubies dunkler gefärbt sind. Die Erwartung wäre eher umgekehrt (Anthocyanbildung).
Außerdem interessant: A2LED und A1Kontr. haben beide 3 Keimblätter und sahen am Anfang relativ ähnlich aus. Auf dem Scan erkennt man aber, dass A1Kontr 2 Keimblätter - davon ein geteiltes - und somit zwei Blattachseln besitzt, A2LED dagegen 3. Scheinbar gibt es recht unterschiedliche Keimblattmutationen.
*) Unerwartetes Nebenergebnis des Tests: Wer über ein ordentlich sonniges Südfenster verfügt kann möglicherweise auch ohne Kunstlicht schon im Januar mit der Aufzucht beginnen. Auch das wäre nähere Betrachtung wert.