Honig in der Ernährung - Kleine Honigkunde

Gyric

Chili-Wiesel
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jaja, ich bin imker... soweit so gut... :D
viele leute hier haben ja schon festgestellt, das honig nicht gleich honig ist :)
kastanienhonig schmeckt eher etwas herb und robinienhonig (fälschlich akazienhonig) schmeckt dagegen sehr mild. rapshonig ist auch sehr mild, hat aber eine total andere geschmacksrichtung. bei sortenhonigen kann man die eine oder andere überraschung erleben. orangenblütenhonig schmeckt z.b. überhaupt kein bisschen nach orange ^^ wenn doch, hat der hersteller aroma zugegeben, was der deutschen honigverordnung zuwiderläuft und zumindest hier nicht als honig verkauft werden darf - aber egal:

da ich einige lehrgänge mitgemacht hab, zumindest für euch hier an dieser stelle was kulinarisch relevantes zu honig!
(mit den ganzen rechtlichen vorschriften muss nur ich mich als "hersteller" rumplagen - weh mir. meine bienen machen doch den honig, ich mopse ihn doch bloß ^^)

zum thema:

honig enthält überdurchschnittlich viele aminosäuren, die vom körper gut verwertet werden können! außerdem diverse enzyme, sowie pilz- und bakterienhemmende stoffe. zusätzlich noch mineralstoffe (davon allerdings meist recht wenig) und auch ein bisschen lecker andere vitamine. honig setzt sich immer aus mehreren zuckerarten zusammen, unter anderem traubenzucker und fruchtzucker - näheres wie immer bei wikipedia :)

jetzt ist es so, das honig ab 40 grad celsius anfängt, zu kippen - die wertvollen inhaltsstoffe zu verlieren, da diese eher weniger temperaturstabil sind. im bienenstock isses optimalerweise auch immer so um die 35 grad muckelig ^^
kristallin- oder festgewordenen honig kann man im wasserbad (thermometer) am besten bei etwa 30-35 grad wieder cremig-flüssig machen. es dauert dann einige wochen, bis er wieder fest wird. es geht da tatsächlich um 5-10 grad zuviel oder zuwenig, bei der aufbewahrung, was die wertvollen inhaltsstoffe betrifft!
den mit abstand qualitativ besten honig bekommt man generell direkt aufm wochenmarkt vom imker, allerdings ist der mit mindestens 3-3,50 euro das glas nicht gerade billig. (auf das grün-gold-weiße etikett vom DIB achten)
der DIB ist der deutsche imker bund ^^ klar

wer über halbwegs vorhandene geschmacksknospen verfügt, was ich den meisten hier zutraue: probiert ruhig mal unterschiedliche honigsorten, ihr werdet euch wundern, was es für riesige unterschiede gibt :) (edit: viele honigverkäufer auf'm wochenmarkt haben probiergläser, so machen wir das zumindest ^^ ist natürlich abgeguckt)
wenn man honig als gewürz nehmen möchte, verwendet man ihn am besten beim abkühlen einer speise oder eines getränks.

beispiel tee mit honig: den tee immer erst auf trinktemperatur abkühlen lassen (gut handwarm, oder nen ticken mehr) und dann den honig einrühren - der geschmacksunterschied ist schon recht gering - ABER die ganzen guten inhaltsstoffe bleiben erhalten :) auch wenn man hotsauces einkocht oder marmelade.
natürlich kann man den honig auch einfach mitbraten/mitkochen - der geschmack ist je nach sorte natürlich immer irgendwo wirksam. aber bei großer hitze gehen eben die wertvollsten wirkstoffe kaputt.
die selbe pfefferminztee-mischung schmeckt mit löwenzahnhonig aus norddeutschland total anders, als mit bayerischem tannenhonig. probierts mal aus :)

wer mehr darüber wissen möchte - einfach hier fragen :)
 
Toll ein Imker.Bitte mehr davon mit Bildern,auch das mit der Robinie ist korekkt aber Imker in HH wo stehen den deine Völker?
Grüße aus Franken Glumbi
 
Ja mal Bilder von deinen Völkern oder deren Stöcke wären mal interessant :)
 
Honig ist ein überaus interessantes Produkt. Pur hab ich mich allerdings nie damit anfreunden können. Trotzdem habe ich 4 Sorten daheim.

Zum süßen bei Kuchen oder sehr geil in vielen Sossen.
Ab und an ein Löffelchen im Salatdressing.

Am liebsten ist mir Honig aber in den Sossen, in schönen schweren, am besten mit Rotwein ;)
 
Na da ist ja der richtige Mann für meine Frage: Warum soll man Babys keinen Honig geben.
Hab das immer nur gelesen aber es konnte mir noch keiner erklären.
Barbara
 
danke für die resonanz :)

also das mit den babys liegt einfach daran, dass die im honig enthaltenen pollen die allergieausbildung fördern könnten (und das wohl auch mehrfach beobachtet wurde).

das liegt wahrscheinlich daran, dass das immunsystem bei den kleinsten noch nicht so ausgebildet ist und daher dann die enthaltenen stoffe als "agressiv" wertet. diese infos werden dann gespeichert und bei kontakt entsteht die bekannte histaminüberproduktion.

wie das ganz genau funktioniert, kann ich nicht beantworten, bin kein mediziner :)
trotzdem bitte beachten: babys unter 12 monaten niemals honig, oder produkte, bei deren herstellung honig verwendet wurde, zu essen geben. ganz besonders keinen reinen pollen!

wer auf nummer sicher gehen will, gibt ab dem 18. monat mal hier und da honig zum essen (wertet die akzeptanz einiger sonst verschmähten speisen ja durchaus auf ^^), immerhin entwickeln sich ja alle kinder unterschiedlich schnell :)

hier mal ein bild von meinen stöcken, neben dem letzte woche errichteten "bienenhaus".

dsc00434d.jpg


die bienenstöcke sind die mehrfarbigen kästen (eigentlich wollte ich die neue holzhütte ablichten)
und bitte nicht erschrecken - das bienenhaus, sowie meine laube links wird noch in schickem grün gestrichen dieses jahr :)
die töpfe am linken bildrand (auf halber höhe des fotos) enthalten die hälfte meiner chili-pflanzen ^^

p.s.: meine stöcke stehen in hamburg-farmsen in einem sehr großen kleingartengebiet (3 vereine nebeneinander)
hamburg farmsen liegt ganz im nordosten von hamburg :)
 
Sehr interesantes Thema deine Bienen. Kannst gerne weiter Berichten les hier sehr gerne und ist Informativ. kannst gerne auch mal deine Bienenvölker vorstellen oder Bilder der Waben, Königin oder Honigherstellung ist sehr interessant :thumbup:

LG Heiko
 
also bienen sind wirklich eine wissenschaft für sich, ebenso, wie die chilizucht!
und die gärtnerei im allgemeinen. das gehört dann hier aber nicht in den rezeptteil (eigentlich)

am einfachsten wärs natürlich, wenn du was fragen würdest ^^ und ich schau dann, ob ich das mit meinem wissen beantworten kann - ansonsten kann ich hier endlos berichten.

vielleicht ein beispiel: ihr erinnert euch sicher an den schicken winter -.- mal kurz gefasst: wie überwintern bienen? es sind insekten - kaltblüter also - und erfrieren doch bei minusgraden?
es gibt auch viele wildbienen, die haben ihre eigenen tricks - die honigbiene macht es so:

(und das ist nur ein kurzer auszug)
im sommer gibt es die fleißigen sommerbienen, die sich regelrecht zu tode arbeiten - das einzelne individuum wird ca. 6 wochen alt. eine arbeiterin wird geboren, fängt sofort an, den stock zu putzen, steigt dann zur amme auf, um die brut zu versorgen, danach wird sie wachswabenbauerin, um für wohnraum zu sorgen, bzw. den in schuss zu halten und auch den bienenstock mit kittharz abzudichten, dann wird sie wächterin am toreingang oder flugbiene/sammlerin. sammlerinnen sammeln je nach bedarf wasser, nektar, pollen und kittharz.

fleißige sommerbienen: die arbeiten jeden tag von früh bis spät und verausgaben sich bis zum tod. im übergang zum winter werden die flugbienen immer weniger und es entstehen sogenannte winterbienen. in dieser übergangsphase legt die königin immer weniger eier und hört damit ab einem gewissen zeitpunkt total auf. bis dahin bevölkern die winterbienen den stock, die ab dann nur noch sich selbst, die königin und ihr futter warm und damit lebendig halten.
sie benutzen ihre flugmuskeln dazu (reibung=wärme) und bilden einen engen zusammengedrängten haufen im innern des stocks. winterbienen werden mehrere monate alt, da sie auch den frühjahrsstart fürs volk hinlegen müssen.
in dieser "winterkugel" herrschen immer etwa 30-35 grad, je nach volksstärke des "bien" (bien bezeichnet den superorganismus bienenvolk) auch wenn draußen sibirische kälte herrscht.
diese kugel ist immer in bewegung und verbraucht dabei futter: die bienen, die außen an der kugel sind, spüren, wenn sie kalt werden und drängen zum innern der kugel. die warmen bienen von innen gehen dabei frewillig fließend nach außen, um den rest mit ihrer körperwärme zu schützen. funktioniert etwa wie ein intelligentes, lebendiges fluidum.
die honigbiene ist so ziemlich das einzige insekt, das im "wachzustand" überwintert.

es ist halt eine wissenschaft für sich - und das ganze thema imkern bedeutet nicht nur umweltschutz und arterhaltung. die honigbienen erfüllen in der natur so vielfältige aufgaben, sind ein extrem wichtiger teil des gesamten nahrungskette, es wäre wirklich schade und ein schwerer schlag für die natur, wenn bienen irgendwann aussterben. aber der mensch vernichtet stetig und andauernd ihren lebensraum. mittlerweile ist es so, das die honigbiene kaum noch OHNE den menschen überleben kann. daher ist das imkern schon eine ganz wichtige tätigkeit AN und MIT der natur. spaß macht es auch :)

aber wie gesagt - eigentlich gehört das nicht in den rezeptteil ^^ falls es hier so weitergeht, sollte der thread verschoben werden :)
 
edit: mist, doppelpost ^^

na egal: kann ich noch ne kleine info zufügen *g*
siehe mein avatar - die biene, die den hinterleib hochstreckt.

1. passiert bei geöffnetem stock - die biene verströmt so duftstoffe und verteilt diese auch durch ihre flügelschläge in die luft.

2. zeigt dieses verhalten eine aktive königin im stock. bienen können stereo riechen - 2 fühler am kopf. das ganze fungiert also (u.a.) als duftendes leuchtfeuer für kameraden.

das bild war gewusst gewählt :) hat eine symbolische bedeutung
 
rosl schrieb:
Na da ist ja der richtige Mann für meine Frage: Warum soll man Babys keinen Honig geben.
Hab das immer nur gelesen aber es konnte mir noch keiner erklären.
Barbara

hi,
das mit den babys und dem honig kannste dir in ungefähr so vorstellen.
honig ist vulgär ausgedrückt bienen-AA. Der imker möge mir verzeihen...
nein, was ich meine ist, dass honig von Binen gemacht wird, und der ausgangsstoff sind sozusagen blütenpollen. jetzt geht eine biene nicht nur auf gänseblümchen oder nicht nur auf raps oder nicht nur auf was weis ich was. honig ist im prinzip ein gemisch aus unterschiedlichsten blütenpollen (bzw. deren produkt). wenn du nun beachtest, dass also der honig den du kaufst im prinzip aus dutzenden verschiedenen pflanzenpollen gemacht ist, egal ob da raps oder tannenhonig drauf steht, bienen machen was sie wollen; dann ist auch klar dass das kleinind oder gar baby mit der fütterung mit honig eben auch gleich dutzenden verschiedenen pflanzenpollen und deren epitope konfrontiert wird.

kurz zusammengefasst: dass immunsystem des babys, das verständlicherweise noch am anfang steht wird im prinzip einer übermacht an verschiedensten eindringlingen gegenüber gestellt. das baby erfährt, so drastisch es auch klingen mag (ist es auch) einen immunologischen schock!
darum niemanls honig an ein baby. zucker ist da wesentlich unproblematischer.
 
Gyric schrieb:
es ist halt eine wissenschaft für sich - und das ganze thema imkern bedeutet nicht nur umweltschutz und arterhaltung. die honigbienen erfüllen in der natur so vielfältige aufgaben, sind ein extrem wichtiger teil des gesamten nahrungskette, es wäre wirklich schade und ein schwerer schlag für die natur, wenn bienen irgendwann aussterben. aber der mensch vernichtet stetig und andauernd ihren lebensraum. mittlerweile ist es so, das die honigbiene kaum noch OHNE den menschen überleben kann. daher ist das imkern schon eine ganz wichtige tätigkeit AN und MIT der natur. spaß macht es auch :)

allen respekt an die imker. beide dauemn hoch. ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie die welt ohne bienen aussähe. man überlege sich nur was passieren würde, wenn alle früchte die durch bienenbestäubung entstehen (äpfel, birnen, kirschen, eigentlich fast alles) wegfallen würden. Die honigproduktion der biene ist im prinzip zweitrangig, wir könnten sicher gut ohne honig leben, aber nicht ohne die ganzen Pflanzen deren früchte durch bienen betäubt werden.
Deswegen bin ich der meinung, dass der imkerei und bienenarterhaltung viel zu wenig bedeutung beigemessen wird.

also drastisch ausgedrückt würde ich jetzt einfach mal so behaupten, stirbt die honigbiene aus, stirbt auch der mensch
 
danke, dass das endlich mal jemand sagt ^^
was das oben angeht, hast du allerdings eins etwas verwechselt - honig hat nichts mit "AA" zu tun :) eine biene saugt nektar aus den blüten und versetzt diesen in ihrem honigmagen mit enzymen. das ist jeweils ein kleiner tropfen. dieser tropfen wird solange bearbeitet, umgetragen, etc., bis er dickflüssig wird.
also könnte man schon eher "mit speichel versetzt" dazu sagen. obwohl das auch nicht so direkt stimmt. jedenfalls geht das über den saugrüssel wieder raus und nicht über den darm der biene (bienenkot gibts auch, der ist allerdings zu nichts zu gebrauchen ^^)

jedenfalls bedeutet der nektar für bienen kohlenhydrate. und pollen bedeutet eiweiß.
der pollen kommt eigentlich nur in geringen mengen im honig vor (größenordnung bei ca. 1%, je nach sorte).
trotzdem hast du natürlich recht, dass es ein mischmasch aus vielen pollensorten ist.
 
Klasse Gyric!

Ist wirklich interessant lese gerne deine berichte über bienen, wen ich was zu fragen habe werd ich das machen, aber das was du erzählst kann ich net Fragen weil ich es nicht wuste, hab wieder was gelernt, kannst gerne weiter machen und bilder einstellen,ist sehr spanend und informativ :)
 
Gyric schrieb:
danke, dass das endlich mal jemand sagt ^^
was das oben angeht, hast du allerdings eins etwas verwechselt - honig hat nichts mit "AA" zu tun :) eine biene saugt nektar aus den blüten und versetzt diesen in ihrem honigmagen mit enzymen. das ist jeweils ein kleiner tropfen. dieser tropfen wird solange bearbeitet, umgetragen, etc., bis er dickflüssig wird.
also könnte man schon eher "mit speichel versetzt" dazu sagen. obwohl das auch nicht so direkt stimmt. jedenfalls geht das über den saugrüssel wieder raus und nicht über den darm der biene (bienenkot gibts auch, der ist allerdings zu nichts zu gebrauchen ^^)

das war auch eher ironisch gemeint ;)
 
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