Schö jut´n Morjen!
Ich hab leider keine Erfahrung mit Rosmarin im Topf. Es kommt, denk ich, auch immer auf die Platzverhältnisse an. Wenn ich das jetzt richtig beurteile, dann steht der bei Dir in einem Blumenkasten (sowas für Geranien eigentlich), oder?
Könnte mir vorstellen, dass der dort einfach zu wenig Platz hat. Bzw. ich weiß nicht, wieviel eine Rosmarinpflanze mind. als Topfgröße braucht. Da bin ich überfragt.
Ach ja, der Rosmarin kann ja doch ganz stattlich werden, fällt mir gerade ein. Dann braucht er auf jeden Fall spätestens im Herbst einen eigenen und größeren Kübel. Ja, das ist ein Balkonkasten, wie er beispielsweise für Geranien verwendet wird. 40 cm lang, 17 cm breit und 15 cm hoch. *blushing*
Ich werde das Substrat am Wochenende mal mit Steinchen auflockern. Gleich wollte ich mich mit meiner Drahteselin
Gisela auf den Weg machen. War gestern nicht mehr los, wie ich zuvor in meinem Landschafts- und Naturfotografie-Posting angekündigt hatte. Also, an sich darf der Rosmarin gerne kompakter im Wuchs bleiben. Kann man wahrscheinlich mit Rückschnitt erreichen. Die Wurzeln haben nicht arg so viel Platz in dem Kasten... :-/
Toller Faden, macht sehr viel Spass zu lesen. Ich hab jetzt mal ein paar Fragen!
Wieviele Tierchen verschlingen denn die "anfängeignetsten" Pflanzen?
Könnte man sich eine oder mehrere als "natürliche Gelbsticker" in der Wohnung halten?
Du sprachst ja schon von weihnachtlicher Fütterung aber was wenn saisonal oder durch geschlossene Räume recht wenig Insekten da sind? Fütterst du dann zu?
Welche Grundlagen (Standort, Substrat, Pflege) sollte man bieten können um erstmal mit dem einfachsten Pflänzchen anfangen zu können und zu welchem würdest du raten?
EDIT: Oh Verzeihung, zumindest zum Zwergsonnentau hast du ja auf der letzten Seite schon einiges geschrieben. Wäre das auch die Anfängerpflanze?
Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass die Karnivoren mit den Klebfallen (aber auch alle anderen) leider keine Gelbsticker ersetzen. Zu allem Überfluss kommt es nicht selten vor, dass die pflanzlichen Fleischfresser selbst von Blattläusen, Spinnmilben (diese jedoch sehr selten) oder Schildläusen (vor allem
Nepenthes) attackiert und ausgesaugt werden!
Das Torfsubstrat ist eine ideale Brutstätte für Trauermücken. Die kleinen, glasig-weißen Larven fühlen sich in dem nass-sauren Milieu sehr wohl. Dafür werden einige von ihnen dennoch als Futter in den Fallen enden.
Aber ich habe nie erlebt, dass Trauermücken in Massen an den Fangschleimtropfen von
Drosera oder
Pinguicula hängen bleiben. Leider... Gelegentlich bleibt mal eine Trauermücke oder eine Fliege an den Fangschleimtropfen hängen. Nicht jedes Blatt fängt ein Tierchen.
Es gibt aber eine Pflanze, bei der ich es erlebt habe, dass Trauermücken, Fliegen, Wespen, Wanzen etc. in Massen an ihren mit sehr starkem Klebstoff bestückten Blättern hängen bleiben. Weiß gar nicht, ob ich davon noch ein Foto habe. Lustigerweise ist diese südafrikanische Pflanze nicht selbst karnivor.
Roridula (R. gorgonias und
R. dentata) fängt die Insekten für ihre Untermieter, der Blindwanzenart
Pameridea roridulae. Die Wanzen verbringen in der Regel ihr ganzes Leben auf der Pflanze und stechen die von der Pflanze gefangenen Insekten an und saugen diese aus. Als Gegenleistung kacken (Verzeihung!) die Wanzen auf die Blätter der
Roridula - und so bekommt die Pflanze halt zusätzliche Nährstoffe von den Wanzen. Ja,
Natur ist echt Schweinkram! Die Kultur von
Roridula ist jedoch nicht ganz einfach. Meine Pflanze hat es bis fast einen Meter Höhe geschafft und ist mir dann eingegangen!
Roridula hat zudem sehr schöne Blüten.
Ähm, oh, jetzt bin ich abgeschweift.
Eine Fütterung der in Kultur befindlichen karnivoren Pflanzen durch Menschenhand ist in den meisten Fällen nicht notwendig. Ich habe mir das bisher ein oder zwei Mal als Spaß erlaubt, die Pflanzen zu Weihnachten mit Fleischstückchen zu füttern. Die Fleischstücke müssen wirklich sehr klein sein, damit sie auf dem Fangblatt nicht anfangen zu gammeln, wodurch auch das Blatt absterben kann. Der Fang von Tieren zur Nährstoffgewinnung (anscheinend vor allem als Stickstoffquelle) ist nur eine zusätzliche Quelle, weil sich im Boden (am Naturstandort) in der Regel zu wenig Nährstoffe befinden. Aber die Pflanzen sind nicht vollkommen vom Insektenfang abhängig.
Sich Fleisch fressende Pflanzen zuzulegen, kann ich nur empfehlen, wenn man von diesen Pflanzen fasziniert ist und diese gerne beobachtet. Dafür muss man dann bereit sein, die Bedingungen am Naturstandort so gut wie möglich nachzuahmen. Man braucht spezielles Substrat, das nicht ganz billig ist. Man braucht sauberes, nährstoffarmes Wasser. Leitungswasser ist in der Regel ungeeignet. Mineralwasser aus dem Getränkemarkt oder generell Einzelhandel erst recht! ^^ Gesammeltes Regenwasser, in dem zu viel Dreck, Algen, Moos und sonst was drin ist, kann auch ein Schuss nach hinten sein. Ich habe mir mit Regenwasser aus der Tonne von meinen Eltern fast alle, meine Hochlandnepenthes ruiniert! Da müssen irgendwelche gefährlichen Mikropilze drin gewesen sein, weil meine Kannenpflanzen an Stammfäule krepiert sind!
Wasser aus Umkehrosmoseanlagen sowie in Kanistern erhältliches "destilliertes" Wasser sind am besten geeignet. Die allermeisten Karnivoren haben sehr hohe Lichtansprüche - oftmals einen vollsonnigen Standort. Die Luftfeuchtigkeit ist meistens nur bei "Kannenpflanzen" ein besonderes Thema:
Nepenthes, Cephalotus, Darlingtonia, Heliamphora.
Als Substrat verwendet man entweder Fertigmischungen von Thomas Carow, Gartenbau Weilbrenner oder wen es da sonst noch gibt oder man mischt sich sein Substrat selbst. Wichtigster Bestandteil ist schwach bis mäßig zersetzter Weißtorf (H2). Da haben wir natürlich wieder einen Umweltkonflikt! Ersatzweise geht gehäckseltes, trockenes "Neuseeland-Sphagnum" (das auch aus Chile kommen kann) oder bei Pflanzen, die ein grobporigeres Substrat brauchen: Nicht gehäckseltes, getrocknetes Neuseeland-Sphagnum. Weitere Bestandteile je nach Karnivorenspezies sind Agrarperlite, kalkfreier Quarzsand und Kokosfasern. Ihr merkt schon: Das Halten von Fleisch fressenden Pflanzen ist ein ausladendes Thema. ;-) Wichtig ist, sich vor der Anschaffung von Karnivoren gut über deren Ansprüche zu informieren.
Als Einstiegs- oder Anfängerpflanzen geeignet sind
Drosera capensis, Drosera aliciae (obschon auch zickig),
Drosera venusta, Drosera slackii, Drosera collinsiae, Drosera nidiformis, Drosera filiformis ssp. tracyi, Drosera spathulata, Drosera madagascariensis, die Zwergdroseraarten
Drosera scorpioides 'large form' (die Normalform ist etwas zickiger!)
. D. pulchella, D. omissa, D. callistos, D. lasiantha, D. stelliflora, D. roseana und D. verrucata, Pinguicula moranensis sowie Hybriden mit
P. moranensis wie etwa P. 'Weser', P. 'Tina' und P. 'Sethos', ferner
Pinguicula esseriana, P. rotundiflora, P. ehlersiae, P. laueana (sehr schöne Art und Blüten) wie eigentlich
fast alle mexikanischen Fettkräuter
(Pinguicula).
Sarracenia purpurea, Sarracenia venosa, Sarracenia flava, S. rosea, S. alata. Nepentheshybriden wie N. 'Miranda', N. 'ventrata' oder Arten wie
Nepenthes maxima, N. eymae, N. alata, N. ventricosa, N. truncata und
N. ampullaria. Alles meine persönliche Einschätzung. Andere würden vielleicht widersprechen. Die Venusfliegenfalle wird von den meisten Karnivorenprofis nicht als Anfängerpflanze eingestuft. Nun, in meinem Fall zählte sie zu den Pflanzen, mit denen ich angefangen habe. Es klappte auch auf Anhieb ganz gut. Die VFF will halt sonnig stehen! Viele der terrestrischen
Utricularien wären auch noch anfängertauglich - nur, dass man bei denen die Fallen nicht sieht, da unterirdisch.
Uff, jetzt habe ich den armen
@goan mit Informationen geradezu erschlagen! Tut mir leid!
Ich glaube jedoch, dass gerade am Anfang viele Informationen wichtig sind, um sich für eine Fleisch fressende Pflanze oder ein paar davon zu entscheiden. Die allermeisten, die im Gartencenter oder Baumarkt mal spontan einen Sonnentau, eine Venusfliegenfalle oder eine Schlauchpflanze
(Sarracenia) mitnehmen, erleben mit diesen Pflanzen eine Enttäuschung! Die Pflanzen fangen nach wenigen Tagen an zu kümmern und sterben schließlich innerhalb von ein bis drei Monaten. Der Grund dafür ist relativ simpel: Zu dunkler Standort, Leitungswasser - zusätzlich beim Bewässern: zu nass und (wechselweise)/oder zu trocken und manchmal auch - besonders, wenn man Kinder hat ^^ - zu viel Spielerei mit den Fallen! Ja, die
Temperatur spielt in gewisser Weise auch eine Rolle. Da müsste man im Einzelnen drauf eingehen. Die aus den gemäßigten und teilweise auch subtropischen Zonen stammenden Arten benötigen kühle oder auch kalte Wintertemperaturen. Im Sommer sind Temperaturen über 40°C zu vermeiden.
Ich wollte eigentlich vor über einer Stunde schon mit dem Fahrrad aufgebrochen sein!
Jetzt aber...!!!
Man liest sich! Bis bald!!