Darf´s noch etwas Fleisch fressendes Gemüse sein?

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 23227
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In frisches Substrat verpflanzen ist so eine Sache! Die meisten "Zwerge" überleben das nicht, weil ihre sehr langen, aber auch sehr dünnen Wurzeln dabei oft abknicken.
Hättest du mir das gesagt, bevor ich meine Sonnentaubabys separiert und damit meine ganze Zucht umgebracht habe... :D

Danke für die ganzen Infos!

Auf jeden Fall sehr spannende Pflanzen. Ich habe - wie wohl fast jeder - vor vielen Jahren mit einer Venusfliegenfalle begonnen. Die natürlich prompt eingegangen ist. Ob wohl meine infantilen Fütterungsorgien Schuld waren? Man weiß es nicht! Dann gab's gemischte Terrarien beim Dehner mit Schlauchpflanzen, Sonnentau, Fettkraut und Venusfliegenfalle, da sind wieder die Venusfliegenfallen zuerst abgenippelt, nach 1-2 Jahren dann die Schlauchpflanzen die sowieso recht schnell braun wurden und dann der Sonnentau, das Fettkraut hat überlebt. Dann habe ich mir eine kleine Kannenpflanze und einen neuen Sonnentau gekauft und die in einem zweiten Terrarium hübsch eingepflanzt, damit das Fettkraut nicht so alleine ist. Die Kannenpflanze ist nach ein paar Monaten in die ewigen Jagdgründe, Fettkraut und Sonnentau haben recht lange gelebt (bis letztes Jahr) und auch immer wieder geblüht. Dazwischen gab's noch eine Kannenpflanze mit sehr großen Kannen, die von der Zimmerdecke hing, die ist leider auch nach ein paar Monaten zerbröselt. Das Fettkraut hat mich dann letztes Jahr durch Krossität verlassen, der Sonnentau hat wie erwähnt mehrere kleine Ableger gebildet und als ich ihnen etwas gutes tun wollte und sie in frische Karnivorenerde umgepflanzt habe, sind erst die kleinen Sonnentäuchen und dann die große Mama eingegangen und seitdem habe ich mich mehr den Chilis gewidmet:angelic:

So, verzeih, ich wollte deinen Thread nicht zumüllen, jetzt kennst du meine "Leidens"geschichte was fleischfressende Pflanzen angeht:D Bin aber auch sehr ahnungslos an das Thema gegangen und habe mich nie eingelesen, was wohl auch der Grund für meine hohe Killerquote war:whistling:
 
Schalom alle miteinand!

@C18H29NO3: Ach nein, finde nicht, dass du meinen Thread zumüllst, weil du deine karnivore Leidensgeschichte erzählt hast. :thumbsup: Ich habe zwischen 1996 und bis dato hunderte von Fleisch fressenden Pflanzen umgebracht - und das trotz fundierten Wissens! *gulp!* Ich bin nicht ganz so unbedarft an die Sache mit den Karnivoren heran gegangen. Ich hatte zusammen mit meinen ersten Fleischfressern auch das kleine Einsteiger-Heftlein "Fleischfressende Pflanzen" von Thomas Carow und Ruedi Fürst mitgekauft. Damit wusste ich schon mal über die wichtigsten Kulturfaktoren bescheid. (Besagtes Heftlein ist inzwischen nicht mehr erhältlich!)

Man kann eine Venusfliegenfalle durchaus zu Tode füttern, indem man über mehrere Wochen andauernd irgendein Tier in eine Falle steckt, so dass alle Fallen einer Pflanze permanent beschäftigt sind. Ach, es reicht schon, wenn man tagelang die Fühlborsten auf der Innenseite der Fallenhälfte vieler Fallen reizt, weil man den Zuschnappmechanismus so thrilling findet! Dann geht die Pflanze aufgrund von Stress ein. Jeder Fangvorgang kostet die Pflanze ja viel Energie! Besser man spielt nicht zu viel an der VFF herum! ;) Spätestens nach drei Mahlzeiten stirbt eine Falle ab! Ebenso stirbt eine Falle spätestens nach zehn Auslösungen des Klappmechanismus ab (falscher Alarm)!

Diese bepflanzten Kugelgläser und Miniterrarien, welche man in Gartencentern und Baumärkten angeboten bekommt, sind zwar wunderschön dekorativ, aber leider funktionieren die nicht auf lange Sicht. Vor allem muss man da sehr mit dem Gießen aufpassen. Bleibt das Substrat längere Zeit sehr nass, gammeln die Wurzeln der Pflanzen. Ja, Kannenpflanze, Sarracenia, Venusfliegenfalle, Sonnentau und Fettkraut in EINEM Gefäß in das selbe Substrat gepflanzt ist ja ohnehin recht gewagt: Die Kannenpflanzen (Nepenthes) stammen aus den Regen- oder Bergregenwäldern (man unterscheidet Tiefland- von Hochlandarten) Südostasiens mit Ausnahme jeweils zweier endemischer Arten auf Madagascar und einer auf den Seychellen. Die Schlauchpflanzen und die Venusfliegenfalle stammen von der Ostküste der USA bis fast nach Texas. Die in Gartencentern und Baumärkten angebotenen Sonnentau in der Regel aus Südafrika - namentlich Drosera capensis und Drosera aliciae. Die Fettkräuter in solchen Dekorgläsern sind Mexikaner und meistens sehr robuste Hybriden mit Pinguicula moranensis. Wie du siehst, haben all diese Pflanzen im Grunde schon aufgrund ihrer ursprünglichen Herkunft nicht so wirklich die gleichen Bedürfnisse/Ansprüche an Substrat, Licht und Temperatur. Dein Sonnentau war wahrscheinlich eine flache, rosettige Pflanze mit pfannenartigen Fangblättern so wie diese hier: Drosera aliciae ?
D. aliciae kenne ich als recht zickig. In der Tat krepieren die fragilen Babypflanzen oft nach dem Verpflanzen, wenn man nicht extrem vorsichtig beim Verpflanzen ist. Das Verpflanzen ist jedoch generell nur für die australischen Zwergsonnentauarten heikel. Bei fast allen anderen Sonnentauarten ist ein Verpflanzen in frisches Substrat nicht nur möglich, sondern nach spätestens zwei bis drei Jahren sogar notwendig!

So, ich muss aufpassen, dass ich hier nicht noch ein Buch über Karnivoren im Hot Pain-Forum verfasse!!! :roflmao:

Ganz spontan habe ich aber noch ein lustiges Foto für euch von gestern Abend...hähähä (Schadenfreude):

P_agnata_Drosoph.jpg

Das ist wirklich Pech für Drosophila melanogaster! :p Da ist sie dem mexikanischen Fettkraut Pinguicula agnata auf den Leim gegangen!

Gudde N8!

😎
 
Schön´, gut´n Abend,

das Leben (und auch der Tod :D ) in meinem Minimoorbeet kommt nun so allmählich zur gänzlichen Entfaltung. Unsere einheimischen Sonnentau schauen kurz vor der Blütezeit am Prächtigsten aus. Dann besitzen sie ihre größten Blätter, die auf langen Stielen ein gutes Stück aus dem Sphagnum-Polster herausschauen. Blütentriebe sind noch nicht in Sicht, aber die werden innerhalb der nächsten 7 - 14 Tage sicherlich auftauchen.

Sphagnum_mit_Sonnentau.jpg

Eine Übersicht: Mehrere rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) lauern auf kleine und mittelgroße Fliegen und Mücken. Links unten ein englischer Sonnentau (Drosera anglica). Das Sumpfmoos (hier Sphagnum papillosum) ist ganz schön gewuchert. Ich musste es an manchen Stellen kürzen, weil sich die Jungpflanzen kaum mehr an die Oberfläche durchsetzen konnten. Sonnentau braucht ja viel Licht! ;-)

D_rotundifolia-p3.jpg

Ich sagte ja: Wo Leben ist, lässt der Tod nicht lange auf sich warten! :whistling: Na jaa, die meisten Opfer sind Trauermücken und die mögt ihr als Chilizüchter ja auch nicht, gelle?

D_anglica-p2.jpg
Endlich ist auch die Drosera anglica in all ihrer Schönheit präsent.

Noch mehr Engländer und Rotundies: Vergrößerung durch Anklicken der Vorschaubilder!

D_rotundifolia-p2.jpg D_rotundifolia-p1.jpg D_anglica-p1b.jpg D_anglica_rotundi-cluster.jpg

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Eine besondere Form des Kap-Sonnentau (Drosera capensis / Kap der guten Hoffnung) mit sehr schönen Blüten. Bei der Nominalform öffnen sich Blüten nämlich gar nicht mehr richtig. Bestäuben sich eh alle selbst!

D_capensis-flower-1.jpg


D_capensis-leaf.jpg

Das Besondere an dieser Form ist, dass sie schneller ein kleines Stämmchen bildet als die Nominalform - und eben, dass sie ihre Blüten bei voller Sonne komplett öffnet. :laugh: Ansonsten unterscheidet sich dieser Drosera capensis nicht von der Normalform.

D_capensis-total.jpg
Die Pflanze im Ganzen sieht irgendwie nicht so schön aus... :unsure:

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And now for something completely different!

Ja, ich weiß gar nicht, ob ihr´s wusstet, ABER auf meinem Balkon habe ich auch ein paar KRÄUTER stehen. Zum Verfeinern von Speisen, nicht zur Zierde... ^^

Dieser Silber-Thymian duftet sehr stark! Würziges mit einer Note von Zitrus.
Silberthymian.jpg

Weiß zwar nicht, warum dieser Thymian "Silber-Thymian" heißt, weil, auch nach akribischster Suche konnte ich bisher kein Silber an den Blättern, Wurzeln oder Zweigen finden... :(

Rosmarin.jpg

Rosmarin DARF natürlich NICHT fehlen!

Rosmarin_Mehltau.jpg

Jahr für Jahr taucht an meinen Rosmarin-Pflanzen das Phänomen auf, dass er auf seinen Blättern und auch an den Stängeln Mehltau bekommt! Kann mir das nicht erklären! Er steht sonnig und luftig. :shifty:

Mein letztjähriger Thymian und mein Rosmarin haben den zurückliegenden Winter nicht überstanden. Erstaunlicherweise aber mein Oregano.
Oregano_2te-Saison.jpg

Der "Milben-Oregano", den ich letzten Sommer radikal zurückschneiden musste! *schnüff!* Hoffe, dass es dieses Jahr nicht so schlimm wird.

So, das war´s auch schon wieder mit den News. Gibt aber schon bald wieder neue...hehe...

Seeya,

Andreas
 
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an meinen Rosmarin-Pflanzen
Die Erde unter Deinem Rosmarin sieht mir sehr "fett" aus. Ich kann mich natürlich täuschen.
Als absoluter Laie würd ich Dir aber mal empfehlen, den Rosmarin in absolut mageres und sogar steiniges Substrat zu pflanzen (bissl Lava, Bims-Splitt, Tongranulat - kein Blähton) dazu etwas Gartenerde mischen.
Im Freiland hat unser Baumarkt-Noname-Rosmarin damit -22°C im Winter überstanden und keine Triebe verloren (kein "einpacken" oder sonstiger Schutz). War aber auch evtl. Glück.

Auch Thymian braucht sehr wenig Nährstoffe, aber da haben wir immer Probleme den richtigen Zeitpunkt für den Rückschnitt zu finden - ebenso beim Salbei. Da gehen uns oft Pflanzen zu Grunde, weil wir so lange entzückt zusehen, wie die wachsen. Im Frühjahr ist dann alles so verholzt, dass man kaum mehr vernünftig zurückschneiden kann. Salbei und Thymian verzeihen uns Rückschnitte ins alte Holz gar net 🤦‍♂️
Beim Rosmarin kann man ohne Probleme ganze Triebe von ganz unten entnehmen und damit die Pflanze auslichten.

Also jeder hat so seine Probleme - manche auch mit Radischen, gell @Sarkum ^^

Jedenfalls find ich Deine Exkurse in eine andere Welt immer sehr interessant und lese das gerne :thumbsup:. Irgendwie ist es aber auch unheimlich mit dem ganzen Glibber oder den Zuschnapp-Fallen 🧛‍♂️ 👻💀👾☠️👺
 
Hallo Lederhose,

als Substrat habe ich für den Rosmarin und Thymian Anzuchterde verwendet, der ich etwa 1/3 Quarzsand zugemischt habe. Sehr nährstoffreich dürfte es eigentlich nicht sein. Aber vor einer Woche ist es mir passiert, dass das Substrat gänzlich ausgetrocknet ist und dem Rosmarin schon etwas die Blätter nach unten hingen. Ups... :angelic: Dann habe ich aus meiner Drucksprühflasche bewässert, damit das Wasser langsam ins Substrat einsickern kann. Da das Wasser aber sehr schnell wieder aus den Drainage-Löchern herausgeflossen ist, musste ich feststellen, dass das torfbasierte Substrat keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen konnte! *argh!* Ergo habe ich den ganzen Kasten in ein Wasserbad gestellt. Dafür braucht´s jetzt wieder etwas, bis es trocken wird... *knirsch!* Bimsstein und Tongranulat hätte ich sogar noch da. Meinst, ich sollte die Pflänzle noch mal wieder rausrupfen und das Substrat mit Steinigem auflockern? Nun, wat mutt, dat mutt!
Jedenfalls find ich Deine Exkurse in eine andere Welt immer sehr interessant und lese das gerne :thumbsup:. Irgendwie ist es aber auch unheimlich mit dem ganzen Glibber oder den Zuschnapp-Fallen 🧛‍♂️ 👻💀👾☠️👺
Danke sehr für das Lob. :shamefullyembarrased: Hahaha...ja, zum Glück sind bis jetzt noch keine Karnivoren auf Menschengeschmack gekommen! #AUDREY - Der kleine Horrorladen Ich habe aber schon von ziemlich schrillen Experimenten gelesen, wo jemand für längere Zeit seine Zunge in den Fangschleim eines Fettkrautblattes gesteckt hat und dann schrieb, dass es nach 10 Minuten auf seiner Zunge zu kribbeln anfing... 🤦‍♂️ Oder es gab diesen Test mit der Gelatineschicht auf den vor rund 20 Jahren noch sehr geläufigen Kleinbildfilmen, mit der man nachweisen konnte, ob die Enzyme Fleisch fressender Pflanzen auch tatsächlich tierisches Eiweiß auflösen... Ich habe meinen Karnivoren durchaus schon mal stecknadelkopfkleine Stückchen Hühnchen- oder Rindfleisch zu futtern gegeben. Zum Beispiel zu Weihnachten. Ich dachte mir, wenn ich mir feinstes Filet gönne, kann ich meine Pflänzchen doch nicht verschmachten lassen! Macht aber keinen Spaß, Fleisch SO KLEIN zu schneiden! :rolleyes: Gut, die Venusfliegenfalle hat nüschte davon! Die reagiert nur auf lebende Beute! Da muss das Futter noch zappeln, damit sich die Falle fest verschließt und die Verdauungsenzyme ausgeschüttet werden.

Kleine Gute-Nacht-Geschichte für den erholsamen Schlaf... :whistling:
 
Meinst, ich sollte die Pflänzle noch mal wieder rausrupfen und das Substrat mit Steinigem auflockern? Nun, wat mutt, dat mutt!
Ich hab leider keine Erfahrung mit Rosmarin im Topf. Es kommt, denk ich, auch immer auf die Platzverhältnisse an. Wenn ich das jetzt richtig beurteile, dann steht der bei Dir in einem Blumenkasten (sowas für Geranien eigentlich), oder?
Könnte mir vorstellen, dass der dort einfach zu wenig Platz hat. Bzw. ich weiß nicht, wieviel eine Rosmarinpflanze mind. als Topfgröße braucht. Da bin ich überfragt.
Kleine Gute-Nacht-Geschichte für den erholsamen Schlaf... :whistling:
JETZT kann ich bestimmt superschnell einschlafen :p
 
Toller Faden, macht sehr viel Spass zu lesen. Ich hab jetzt mal ein paar Fragen!

Wieviele Tierchen verschlingen denn die "anfängeignetsten" Pflanzen?
Könnte man sich eine oder mehrere als "natürliche Gelbsticker" in der Wohnung halten?
Du sprachst ja schon von weihnachtlicher Fütterung aber was wenn saisonal oder durch geschlossene Räume recht wenig Insekten da sind? Fütterst du dann zu?
Welche Grundlagen (Standort, Substrat, Pflege) sollte man bieten können um erstmal mit dem einfachsten Pflänzchen anfangen zu können und zu welchem würdest du raten?

EDIT: Oh Verzeihung, zumindest zum Zwergsonnentau hast du ja auf der letzten Seite schon einiges geschrieben. Wäre das auch die Anfängerpflanze?
 
Zuletzt bearbeitet:
Schö jut´n Morjen!

Ich hab leider keine Erfahrung mit Rosmarin im Topf. Es kommt, denk ich, auch immer auf die Platzverhältnisse an. Wenn ich das jetzt richtig beurteile, dann steht der bei Dir in einem Blumenkasten (sowas für Geranien eigentlich), oder?
Könnte mir vorstellen, dass der dort einfach zu wenig Platz hat. Bzw. ich weiß nicht, wieviel eine Rosmarinpflanze mind. als Topfgröße braucht. Da bin ich überfragt.
Ach ja, der Rosmarin kann ja doch ganz stattlich werden, fällt mir gerade ein. Dann braucht er auf jeden Fall spätestens im Herbst einen eigenen und größeren Kübel. Ja, das ist ein Balkonkasten, wie er beispielsweise für Geranien verwendet wird. 40 cm lang, 17 cm breit und 15 cm hoch. *blushing*

Ich werde das Substrat am Wochenende mal mit Steinchen auflockern. Gleich wollte ich mich mit meiner Drahteselin Gisela auf den Weg machen. War gestern nicht mehr los, wie ich zuvor in meinem Landschafts- und Naturfotografie-Posting angekündigt hatte. Also, an sich darf der Rosmarin gerne kompakter im Wuchs bleiben. Kann man wahrscheinlich mit Rückschnitt erreichen. Die Wurzeln haben nicht arg so viel Platz in dem Kasten... :-/

Toller Faden, macht sehr viel Spass zu lesen. Ich hab jetzt mal ein paar Fragen!

Wieviele Tierchen verschlingen denn die "anfängeignetsten" Pflanzen?
Könnte man sich eine oder mehrere als "natürliche Gelbsticker" in der Wohnung halten?
Du sprachst ja schon von weihnachtlicher Fütterung aber was wenn saisonal oder durch geschlossene Räume recht wenig Insekten da sind? Fütterst du dann zu?
Welche Grundlagen (Standort, Substrat, Pflege) sollte man bieten können um erstmal mit dem einfachsten Pflänzchen anfangen zu können und zu welchem würdest du raten?

EDIT: Oh Verzeihung, zumindest zum Zwergsonnentau hast du ja auf der letzten Seite schon einiges geschrieben. Wäre das auch die Anfängerpflanze?
Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass die Karnivoren mit den Klebfallen (aber auch alle anderen) leider keine Gelbsticker ersetzen. Zu allem Überfluss kommt es nicht selten vor, dass die pflanzlichen Fleischfresser selbst von Blattläusen, Spinnmilben (diese jedoch sehr selten) oder Schildläusen (vor allem Nepenthes) attackiert und ausgesaugt werden! :jawdrop: Das Torfsubstrat ist eine ideale Brutstätte für Trauermücken. Die kleinen, glasig-weißen Larven fühlen sich in dem nass-sauren Milieu sehr wohl. Dafür werden einige von ihnen dennoch als Futter in den Fallen enden. :D Aber ich habe nie erlebt, dass Trauermücken in Massen an den Fangschleimtropfen von Drosera oder Pinguicula hängen bleiben. Leider... Gelegentlich bleibt mal eine Trauermücke oder eine Fliege an den Fangschleimtropfen hängen. Nicht jedes Blatt fängt ein Tierchen.
Es gibt aber eine Pflanze, bei der ich es erlebt habe, dass Trauermücken, Fliegen, Wespen, Wanzen etc. in Massen an ihren mit sehr starkem Klebstoff bestückten Blättern hängen bleiben. Weiß gar nicht, ob ich davon noch ein Foto habe. Lustigerweise ist diese südafrikanische Pflanze nicht selbst karnivor. Roridula (R. gorgonias und R. dentata) fängt die Insekten für ihre Untermieter, der Blindwanzenart Pameridea roridulae. Die Wanzen verbringen in der Regel ihr ganzes Leben auf der Pflanze und stechen die von der Pflanze gefangenen Insekten an und saugen diese aus. Als Gegenleistung kacken (Verzeihung!) die Wanzen auf die Blätter der Roridula - und so bekommt die Pflanze halt zusätzliche Nährstoffe von den Wanzen. Ja, Natur ist echt Schweinkram! :hilarious: Die Kultur von Roridula ist jedoch nicht ganz einfach. Meine Pflanze hat es bis fast einen Meter Höhe geschafft und ist mir dann eingegangen! Roridula hat zudem sehr schöne Blüten.

Ähm, oh, jetzt bin ich abgeschweift. :shamefullyembarrased: Eine Fütterung der in Kultur befindlichen karnivoren Pflanzen durch Menschenhand ist in den meisten Fällen nicht notwendig. Ich habe mir das bisher ein oder zwei Mal als Spaß erlaubt, die Pflanzen zu Weihnachten mit Fleischstückchen zu füttern. Die Fleischstücke müssen wirklich sehr klein sein, damit sie auf dem Fangblatt nicht anfangen zu gammeln, wodurch auch das Blatt absterben kann. Der Fang von Tieren zur Nährstoffgewinnung (anscheinend vor allem als Stickstoffquelle) ist nur eine zusätzliche Quelle, weil sich im Boden (am Naturstandort) in der Regel zu wenig Nährstoffe befinden. Aber die Pflanzen sind nicht vollkommen vom Insektenfang abhängig.

Sich Fleisch fressende Pflanzen zuzulegen, kann ich nur empfehlen, wenn man von diesen Pflanzen fasziniert ist und diese gerne beobachtet. Dafür muss man dann bereit sein, die Bedingungen am Naturstandort so gut wie möglich nachzuahmen. Man braucht spezielles Substrat, das nicht ganz billig ist. Man braucht sauberes, nährstoffarmes Wasser. Leitungswasser ist in der Regel ungeeignet. Mineralwasser aus dem Getränkemarkt oder generell Einzelhandel erst recht! ^^ Gesammeltes Regenwasser, in dem zu viel Dreck, Algen, Moos und sonst was drin ist, kann auch ein Schuss nach hinten sein. Ich habe mir mit Regenwasser aus der Tonne von meinen Eltern fast alle, meine Hochlandnepenthes ruiniert! Da müssen irgendwelche gefährlichen Mikropilze drin gewesen sein, weil meine Kannenpflanzen an Stammfäule krepiert sind! 🤦‍♂️ Wasser aus Umkehrosmoseanlagen sowie in Kanistern erhältliches "destilliertes" Wasser sind am besten geeignet. Die allermeisten Karnivoren haben sehr hohe Lichtansprüche - oftmals einen vollsonnigen Standort. Die Luftfeuchtigkeit ist meistens nur bei "Kannenpflanzen" ein besonderes Thema: Nepenthes, Cephalotus, Darlingtonia, Heliamphora.
Als Substrat verwendet man entweder Fertigmischungen von Thomas Carow, Gartenbau Weilbrenner oder wen es da sonst noch gibt oder man mischt sich sein Substrat selbst. Wichtigster Bestandteil ist schwach bis mäßig zersetzter Weißtorf (H2). Da haben wir natürlich wieder einen Umweltkonflikt! Ersatzweise geht gehäckseltes, trockenes "Neuseeland-Sphagnum" (das auch aus Chile kommen kann) oder bei Pflanzen, die ein grobporigeres Substrat brauchen: Nicht gehäckseltes, getrocknetes Neuseeland-Sphagnum. Weitere Bestandteile je nach Karnivorenspezies sind Agrarperlite, kalkfreier Quarzsand und Kokosfasern. Ihr merkt schon: Das Halten von Fleisch fressenden Pflanzen ist ein ausladendes Thema. ;-) Wichtig ist, sich vor der Anschaffung von Karnivoren gut über deren Ansprüche zu informieren.
Als Einstiegs- oder Anfängerpflanzen geeignet sind Drosera capensis, Drosera aliciae (obschon auch zickig), Drosera venusta, Drosera slackii, Drosera collinsiae, Drosera nidiformis, Drosera filiformis ssp. tracyi, Drosera spathulata, Drosera madagascariensis, die Zwergdroseraarten Drosera scorpioides 'large form' (die Normalform ist etwas zickiger!). D. pulchella, D. omissa, D. callistos, D. lasiantha, D. stelliflora, D. roseana und D. verrucata, Pinguicula moranensis sowie Hybriden mit P. moranensis wie etwa P. 'Weser', P. 'Tina' und P. 'Sethos', ferner Pinguicula esseriana, P. rotundiflora, P. ehlersiae, P. laueana (sehr schöne Art und Blüten) wie eigentlich fast alle mexikanischen Fettkräuter (Pinguicula). Sarracenia purpurea, Sarracenia venosa, Sarracenia flava, S. rosea, S. alata. Nepentheshybriden wie N. 'Miranda', N. 'ventrata' oder Arten wie Nepenthes maxima, N. eymae, N. alata, N. ventricosa, N. truncata und N. ampullaria. Alles meine persönliche Einschätzung. Andere würden vielleicht widersprechen. Die Venusfliegenfalle wird von den meisten Karnivorenprofis nicht als Anfängerpflanze eingestuft. Nun, in meinem Fall zählte sie zu den Pflanzen, mit denen ich angefangen habe. Es klappte auch auf Anhieb ganz gut. Die VFF will halt sonnig stehen! Viele der terrestrischen Utricularien wären auch noch anfängertauglich - nur, dass man bei denen die Fallen nicht sieht, da unterirdisch.

Uff, jetzt habe ich den armen @goan mit Informationen geradezu erschlagen! Tut mir leid! :angelic: Ich glaube jedoch, dass gerade am Anfang viele Informationen wichtig sind, um sich für eine Fleisch fressende Pflanze oder ein paar davon zu entscheiden. Die allermeisten, die im Gartencenter oder Baumarkt mal spontan einen Sonnentau, eine Venusfliegenfalle oder eine Schlauchpflanze (Sarracenia) mitnehmen, erleben mit diesen Pflanzen eine Enttäuschung! Die Pflanzen fangen nach wenigen Tagen an zu kümmern und sterben schließlich innerhalb von ein bis drei Monaten. Der Grund dafür ist relativ simpel: Zu dunkler Standort, Leitungswasser - zusätzlich beim Bewässern: zu nass und (wechselweise)/oder zu trocken und manchmal auch - besonders, wenn man Kinder hat ^^ - zu viel Spielerei mit den Fallen! Ja, die Temperatur spielt in gewisser Weise auch eine Rolle. Da müsste man im Einzelnen drauf eingehen. Die aus den gemäßigten und teilweise auch subtropischen Zonen stammenden Arten benötigen kühle oder auch kalte Wintertemperaturen. Im Sommer sind Temperaturen über 40°C zu vermeiden.

Ich wollte eigentlich vor über einer Stunde schon mit dem Fahrrad aufgebrochen sein! :wideyed: Jetzt aber...!!!

Man liest sich! Bis bald!!
 
Die arme goan, findet deine Informationsfülle und Erklärungen richtig gut!
Zurzeit werden wohl keine Carnivoren auf meine Liste kommen (es scheitert am Wasser), aber wenn sich das mal ändert, werde ich genau hier nachlesen was ich zu beachten habe!
Vielen Dank!
 
Die arme goan, ...
:jawdrop: Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung! :sorry: Es ist anhand des Benutzer-Namens nicht immer so leicht ersichtlich, ob sich ein der oder eine die dahinter verbirgt (oder ein das... Gender-Dingsbums... *hüstel*). Jetzt bin ich doch innerhalb einer Woche zwei Mal ins Fettnäpfchen getreten. Letztens komme ich in den Edeka-Center und gehe am Kassenbereich vorbei, denke so: 'Oh, heute mal ein junger Azubi an der Kasse?' Nach dem Einkauf (u.a. mal wieder ein paar Kanister destilliertes Wasser im Wagen gehabt) stelle ich mich genau an der Kasse an (weil da am wenigsten Leute vor mir gewesen sind). Ich stelle immer nur einen Kanister auf das Transportband und lasse hin und wieder den Running-Gag los: "Die anderen Kanister wollte ich schmuggeln!" Als ich so mit dem Wagen an der Person hinter der Plexiglasscheibe vorbei will, steht sie von ihrem Sitz auf und schaut ganz genau in meinen Einkaufswagen. Ich bin immer noch der Meinung, ein männlicher Azubi von 17 Jahren oder so und lasse die Bemerkung fallen: "Oh, er schaut aber ganz genau nach!" Er schaut etwas irritiert. Lese ich dann im nächsten Moment das Namensschild: "Frau Müller!" :arghh:




Nicht nur Namen können täuschen, auch und vor allem das äußerliche Erscheinungsbild! Nun, bei Dr. Nötigenfalls wüsste man ja auch nicht unbedingt, ob eine Frau oder ein Mann dahintersteckt, hätte man nicht bereits unter einem meiner Beiträge gelesen, dass ich Andreas heiße... ^^
 
... schon wieder mit den News. Gibt aber schon bald wieder neue...hehe...
:D

Etwas für die Freunde großer, imposanter Blüten!

U_alpina-fl3.jpg


Diese befleckte Schönheit heißt Utricularia alpina und zählt zu den Lentibulariaceae. :smuggrin: Auf Deutsch kann man auch ALPENWASSERSCHLAUCH dazu sagen.
Die Blüte misst in der Breite 4,5 bis 5,0 cm - was für eine karnivore Pflanze schon ganz stattlich ist. Ich habe diese Pflanze schon zwanzig Jahre in Kultur und sie bewächst einen Vierkantgittertopf von 19 cm Kantenlänge. Ich darf mich dieses Jahr an schätzungsweise 30 solcher Blüten erfreuen. Allerdings werden nicht alle gleichzeitig blühen. Was auch gut so ist! Habe ich schließlich länger was davon. :happy: Wasserschläuche sind wurzellos. Ihre unterirdischen Ausläufer nennt man Stolone, an deren feinen Verästelungen sitzen vereinzelt an kurzen Stielen die nur 2 - 3 mm großen Fangblasen, welche um ihre Fallenöffnung herum Fühlborsten besitzen. Im Blaseninnern herrscht ein Unterdruck. Die Fallenöffnung ist durch eine Klappe verschlossen. Berührt nun ein potenzielles Beutetier - winzige Wassertierchen oder Bodeninsekten - eine Fühlborste, öffnet sich die Klappe und das Wasser mit dem Beutetier wird im Bruchteil einer Sekunde in die Fangblase gesogen. Die Innenwand der Fangblase ist mit zahlreichen Verdauungsdrüsen ausgestattet, welche nun Enzyme ausschütten, um die Innereien der Beute aufzulösen. Parallel dazu pumpen Zellen in der Fangblase einen Großteil des Wasser wieder nach draußen, um den Unterdruck im Blaseninnern für den nächsten Fangvorgang wieder herzustellen. Faszinierend, aber für das menschliche Auge sich im Verborgenen abspielend. How sad! ^^

U_alpina-fl1.jpg

U_alpina-fl2.jpg


Mal schauen, wenn ein paar mehr Blüten offen sind, versuche ich mal, ein Gesamtbild der Pflanze abzulichten.

A bientôt!
 
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