RE: Samen einfrieren, dass große Experiment!
Fragestellung: Schädigt schnelles trocknen deutlich die Samen?
Test A
Samen wurde nur einen Tag getrocknet und dann 16 Tage mit ST-Trockenperlen (Silicagel) weiter getrocknet. Kein Kontakt zwischen Trockenperlen und Samen.
4T:4 5T:6 6T:14 7T:10 8T:1 9T:2 10T:0 11T:1 => 38 von 40
Test B
Samen wurde nur einen Tag getrocknet und dann 16 Tage mit ST-Trockenperlen (Silicagel) weiter getrocknet. Direkter Kontakt zwischen Trockenperlen und Samen, dadurch noch schnellere Trocknung.
4T:1 5T:6 6T:14 7T:7 8T:7 9T:3 10T:2 => 40 von 40
Kontrollgruppe von Test A und B. 17 Tage normal getrocknet.
4T:14 5T:11 6T:8 7T:3 8T:1 9T:1 10T:1 11T:1 => 40 von 40
Ergebnis: Durch schnelles Trocknen wurde die Keimfähigkeit nicht gesenkt.
In Beitrag 30 habe ich mich gewundert, wieso der Samen, der "17 Tage mit ST-Trockenperlen (Silicagel) getrocknet" so langsam keimt. Ich habe den Samen dieser Gruppe, jetzt 48 Tage mit Trockenperlen getrocknet, noch einmal in eine Keimtüte gegeben. Dieses Mal erfolgte die Keimung wie erwartet. Wahrscheinlich lag es an den Umgebungsbedingungen.
4T:8 5T:16 6T:6 7T:4 8T:2 9T:0 10T:0 11T:1 12T: 2 => 39 von 40
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Endergebnis:
Ich habe bei 600 Samen durch Einfrieren und schnelles Trocken versucht die Keimfähigkeit zu senken. Obwohl ich mich redlich bemüht habe konnte ich die Keimquote nicht unter 92% senken. Chilisamen ist erstaunlich robust!
Noch einmal das aus meiner Sicht wichtigste zur Samengewinnung und Aufbewahrung.
Schäden am Samen addieren sich und viele kleine Schäden reduzieren dann gemeinsam die Keimfähigkeit. Auch wenn ich durch Einfrieren oder schnellem Trocknen alleine nicht die Keimfähigkeit reduzieren konnte, so bedeutet dies nicht, dass nicht leichte Schäden an den Samen entstanden sind. Wichtig ist es den Samen so schonend wie möglich zu behandelt um eine möglichst lange Haltbarkeit zu erreichen.
Samengewinnung:
- Samen darf nur aus vollreifen Früchten entnommen werden!
Samentrockung:
- Langsam Trocknen
- Nicht in die Sonne stellen.
- Samen nicht deutlich erwärmen
- Samen sehr gründlich trocknen
Ich erinnere an die Harrington’s Rule: (Details Beitrag 22)
Die (Harrington’s Rule) lautet, dass die Samenhaltbarkeit sich verdoppelt für jede Reduktion der Samenfeuchtigkeit um 1 %.
Das bedeutet aber auch, dass die Samenhaltbarkeit sich halbiert, wenn die Samen nur ein Prozent feuchter gelagert werden, als bei optimaler Trocknung. Ist der Samen zwei Prozent feuchter reduziert sich die Haltbarkeit bereits auf ein Viertel der üblichen Haltbarkeit.
Durch gründliche Trocknung kann man die Haltbarkeit von Samen deutlich verlängern. Wer bei der Trocknung aber nicht sorgfältig ist kann durch eine zu hohe Samenfeuchtigkeit die Haltbarkeit massiv senken!
Besonders kritisch ist eine ungenügende Trocknung kombiniert mit einer luftdichten Verpackung. Die Feuchtigkeit wird z.B. im Zip-Beutel oder der Filmdose eingeschossen und schädigt so massive den Samen. Wer seinen Samen nicht professionell trocknet sollte ihn so lagern, dass er nach der Grundtrocknung (z.B. zwei Wochen) weiter trocknen kann. In Papiertüten kann z.B. die verbleibende Restfeuchtigkeit mit der Zeit austreten und der Samen trocknet langsam weiter.
Eine luftdichte Verpackung sollte für Samen nur verwendet werden, wenn der Samen über das normale Maß getrocknet wird!
Wissenschaftliche Details siehe Beitrag 22
Samenlagerung für Pragmatiker:
Samen mindestens zwei Wochen trocknen und dann in ein Papiertütchen geben. Diese Papiertütchen an einem kühlen Ort (kassisch: Nachttischschublade) aufbewahren. Keine luftdichten Behälter verwenden!
Samenlagerung für den kleinen Nerd
Reduktion der Samenfeuchtigkeit
Meine Empfehlung: Mindestens zwei Wochen den Samen klassisch trocknen, danach für zwei bis 4 Wochen mit Tockenperlen weiter trocknen und dadurch die Feuchtigkeit weiter reduzieren. Dieser Samen muss jetzt luftdicht verpackt werden, da sonst die Luftfeuchtigkeit wieder den Samen Feuchtigkeit zuführt. In dem Beitrag
http://www.seedcontainers.net/a_guide_to_long-term_seed_preservation.html sieht man, dass nur wenige Behälter langfristig luftdicht sind. Zip-Beutel oder angeblich luftdichte Vorratsdosen mit Silikonrand sind nicht geeignet! Optimal sind Behälter mit einer Gummidichtung. z.B. 5ml (reicht für 500 Samen, habe gezählt
) Laborflaschen mit Schraubdeckel und Gummidichtung. Erstaunlich dicht sind auch 20ml Kümmerling- und Klopfer- Fläschchen. Der Verschluss ist zwar nicht 100% luftdicht, aber aufgrund der kleinen Fläche doch annehmbar dicht.
Samenlagerung für den mittelgroßen Nerd
Folgende Daumenregeln lassen sich gut kombinieren und dadurch eine lange Samenhaltbarkeit erzielen.
- die Samenhaltbarkeit verdoppelt sich für jede Reduktion der Samenfeuchtigkeit um 1 %
- die Samenhaltbarkeit verdoppelt sich bei jeder Temperaturreduktion um 5 Grad.
Wie der kleine Nerd aber zusätzlich wird noch die Lagertemperatur gesenkt.
Reduktion der Lagertemperatur
Mit Hilfe des Kühlschranks lässt sich leicht eine Reduktion der Lagertemperatur um 15 Gard erreichen. Damit alleine erhöht sich die Haltbarkeit des Samens bereits um ca. den Faktor 8! Problematisch ist nur, dass im Kühlschrank eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Ein nicht luftdichtes Gefäß und schon ist der Samen verloren. Die Lösung ist ein zwei Schleusen System. Die Fläschchen werden z.B. in ein Einmachglas mit Gummidichtung gegeben in dem sich einige ST-Trockenperlen befinden. Diese Trockenperlen wechseln deutlich sichtbar die Farbe von orange nach grün, wenn die Luftfeuchtigkeit im Einmachglas steigen sollte. Da die Fläschchen auch luftdicht sind, besteht selbst in diesem Fall für die Samen keine Gefahr und man kann in Ruhe sich um die Undichte erste Schleuse kümmern. Ein 2 Liter Einmachglas passt z.B. in das kleine Gemüsefach meines Kühlschranks, das ich sowieso nicht benütze.
Samenlagerung für den großen Nerd
Es gilt alles was der "mittelgroße Nerd" macht, bloß die Lagertemperatur wird auf minus 18 Grad gesenkt. Das zwei Schleusen System hat im Tiefkühltruhe nicht nur die Aufgabe die Luftfeuchtigkeit niedrig zu halten, sondern dient auch dazu die Temperatur konstant zu halten. Die Tiefkühltruhe wird regelmäßig geöffnet und es werden auch Lebensmittel in die TK-Truhe gelegt, die erst gekühlt werden müssen und die Temperatur in der Umgebung anheben. Die beiden Glasschichten speichern die Kälte und senken die Wahrscheinlichkeit das der Samen auftaut und spätere wieder einfriert.
Wenn der Große Nerd sich richtig ausleben will, dann füllt er die Samenbehälter mit CO2 um den Sauerstoff zu verdrängen, der als Oxydator die Samen schädigen kann.
Samen produzieren bei der Lagerung Ethylen-Gas, dass in regelmäßigen Abständen entfernt werden sollte.
Alles weitere findest der "Große Nerd" in den Standards für Gendatenbanken:
http://www.fao.org/docrep/meeting/022/MB179E.pdf?