Corona und die Folgen

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Sollte der Patentschutz aufgehoben werden, wer garantiert, dass dann auch das 'Rezept' 1zu1 weiter gegeben und die Wirksamkeit die selbe sein wird? Wäre dann wie mit Cola oder den Klemmbausteinen.
 
hmmmm...wenn ich ein Cent-Stück im Portemonnaie habe, dieses dann verschlucke....bekomm ich dann am nächsten Tag auf dem stillen Örtchen dann Golddukaten hinten raus???? Kasching KAsching ;) :D
 
Ich schäme mich für Deutschland. Wenn die Mutter des Kapitalismus mal einen für die arme Welt guten Vorschlag macht sind ausgerechnet wir die Bremser. Möge es auf unsere Häupter zurückschlagen im nächsten Jahr. Verdient haben wir es. Und so sieht es mit den leeren Versprechungen der reichen Länder aus:


Wir sichern uns die 3. und 4. Impfdosis, während in den ärmsten Ländern noch nicht einmal das medizinische Personal geimpft ist.

Die ärmsten Staaten hingegen haben bis heute gerade mal 0,3 Prozent der verfügbaren Vakzine bekommen.
Stand 1.5.2021

So, jetzt darf mich wieder einer kritisieren, warum ich mich so für die "Vierte" Welt einsetze und einen fehlerhaften Begriff dafür benutze. Genau das ist das Problem. Wir haben viele Sprachhelden, wenn es aber um die grundsätzliche Änderung der Zustände geht - dann ist Schluß bei den politisch Korrekt*innen. Da sichern wir uns doch lieber die 3. und 4. Impfdosis erst mal für uns selber. Und bauen inzwischen ein 3. Klo in Gaststätten für "diverse". Ja, ich bin wirklich ein altmodischer Mensch. Sorry, aber das musste jetzt raus.
 
Hier noch ein Artikel aus der "Zeit", der die Patentgeschichte ausführlich diskutiert:
Zitat daraus: die Pharmafirmen, die sich in der Impfstoffentwicklung engagieren, ist Corona ein gutes Geschäft, sie rechnen mit Mehreinnahmen in Milliardenhöhe. Allein der Pfizer-Konzern, der mit BioNTech kooperiert, rechnet damit, dass der gemeinsame Impfstoff Comirnaty einen Jahresumsatz von rund 26 Milliarden Dollar in diesem Jahr bringt. Es wäre das umsatzstärkste Medikament, das die Pharmabranche je hervorgebracht hat, urteilt das Handelsblatt. Dank des Impfstoffs schreibt auch der US-Hersteller Moderna sogar erstmals in seiner Geschichte schwarze Zahlen, wie er am Donnerstag verkündete: Allein im ersten Quartal lag der Gewinn bei 1,22 Milliarden Dollar. Im Vorjahr war noch ein Verlust von 124 Millionen Dollar angefallen.

100 Länder sind bereits für Bidens Vorschlag. Auch Macron ist mit dabei. Produktionsstätten gäbe es einige - Zitat aus obigem Artikel: "Nach Recherchen der Hilfsorganisation könnten unter anderem Indien, Südafrika, Indonesien, Tunesien, Marokko, Ägypten und Senegal relativ schnell in die Produktion einsteigen und so die Versorgungslage in ärmeren Ländern verbessern." Aber es ist wie mit der Autoindustrie: Deutschland ist immer für Umweltschutz, wenn die heilige Kuh nicht angerührt wird. Dieses Mal ist es halt die Pharmaindustrie.
 
Die Frage die ich mir da aber stelle ist ob es dort so ohne weiteres möglich ist die Impfstoffe in der nötigen Qualität herzustellen.

Das Problem ist ja vor allem dass nicht parallel in die Infrastruktur zur sofortigen umfangreichen Produktion der Impfstoffe investiert wurde. Das ist ja dann auch mit das Problem gewesen. Dass nach der Zulassung erst mal langwierig die Kapazitäten gesteigert werden mussten. Impfstoff ist halt überall Mangelware momentan.

Ist auch irgendwo immer die Frage wie du es machst. Bei der Flugzeughavarie musste ja auch zuerst selber die Maske aufziehen bevor du den anderen hilfst. Dieses Vorgehen hat ja auch Vorteile. Auch wenn es durchaus auch Nachteile haben kann. Ich finde es sehr schwierig das abzuschätzen. Auch wenn ich dir recht gebe dass man das nicht vergessen sollte.

Hier sind halt auch viele noch nicht geimpft und haben immer noch keinen Termin und keine Perspektive. Es geht mir selber so daher kann ich zumindest nachvollziehen dass es da Unmut gäbe jetzt die Impfdosen wegzugeben. Zumal wenn jetzt auch Lockerungen für geimpfte kommen und Kinder auch noch geimpft werden. Das ist auch hier ein psychologisches Problem. Ja den Leuten in diesen Ländern geht es schlechter. Ich arbeite selber mehrere Wochen im Jahr in Ägypten wenn es gut läuft. Ich hab das live erlebt. Aber das macht den Unmut hier nicht kleiner.

Die Nerven liegen einfach (verständlicher Weise) oftmals blank. Da fällt es schwer diese sehr rationalen Argumente zu unterstützen. Ich denke das wird besser wenn hier alle Impfwilligen zumindest ein Terminangebot hatten.
 
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Ich schäme mich für Deutschland. Wenn die Mutter des Kapitalismus mal einen für die arme Welt guten Vorschlag macht sind ausgerechnet wir die Bremser. Möge es auf unsere Häupter zurückschlagen im nächsten Jahr. Verdient haben wir es. Und so sieht es mit den leeren Versprechungen der reichen Länder aus:


Wir sichern uns die 3. und 4. Impfdosis, während in den ärmsten Ländern noch nicht einmal das medizinische Personal geimpft ist.

Stand 1.5.2021

So, jetzt darf mich wieder einer kritisieren, warum ich mich so für die "Vierte" Welt einsetze und einen fehlerhaften Begriff dafür benutze. Genau das ist das Problem. Wir haben viele Sprachhelden, wenn es aber um die grundsätzliche Änderung der Zustände geht - dann ist Schluß bei den politisch Korrekt*innen. Da sichern wir uns doch lieber die 3. und 4. Impfdosis erst mal für uns selber. Und bauen inzwischen ein 3. Klo in Gaststätten für "diverse". Ja, ich bin wirklich ein altmodischer Mensch. Sorry, aber das musste jetzt raus.

Kaum zu glauben. Aber ich stimme dir beim ersten Abschnitt zu.

Hättest du dir den letzten Absatz gespart, hätte es mir noch besser gefallen ;)
 
Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass jede Regierung (auch Biden dem man Impfnationalismus vorwirft) zunächst einmal dem eigenen Volk (und bevor das irgendwer missversteht, damit meine ich grundsätzlich erst einmal sämtliche Einwohner des Landes, völlig egal wie deren Status, Aussehen, Nationalität, sowanstwas ist) verpflichtet ist. Eine Regierung die der eigenen Bevölkerung sagt dass sie länger im Lockdown leben müssen weil man was vom Impfstoff an andere Länder abgibt, dass dadurch womöglich mehr Menschen sterben werden... Kann man sich sicherlich vorstellen wie das aufgenommen wird. Da ist die EU, die für mehrere Mitglieder verantwortlich ist eine ziemliche Ausnahme. Das wird der deutschen Regierung ja mittlerweile auch vorgeworfen, dass man mehr Geld in die Handnehmen und schneller mehr Impfstoff hätte haben können.

Das sollte man bei allen Überlegungen und Vorwürfen des Versagens bezüglich Covax nicht vergessen. Auch wenn ich es auch so sehe dass es wissenschaftlich und menschlich höchst problematisch ist, dass Covax derartig scheitert.

Der größere Fehler war, dass die ganzen Forschungsgelder nicht parallel in die Erweiterung der Kapazitäten der Firmen gesteckt wurde, denn dann hätte man von Beginn an deutlich mehr produzieren können.
 
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Ich sehe es so:

Biden ist kein strahlender Held. Er hat lange genug Impfnationalismus betrieben (und tut das tlw. immer noch) und den Aufbau von Impfstofffabriken/Freigabe von Patenten in/für den/die armen Länder/n verhindert.

Aber ich war angenehm überrascht von dieser Initiative, die so völlig unkapitalistisch/unamerikanisch ist/scheint. Man könnte als misanthroper Mensch (der ich inzwischen auch bin) natürlich jetzt annehmen: er macht ein Fass auf, wusste aber schon im Vorhinein, dass das nie klappen wird. Wenn 164 Länder zustimmen müssten. Und dass er vielleicht im Hinterkopf auf die Gegnerschaft der Betonköpfe wie Johnson in UK und die Fränkli-Scheffler gesetzt hat. Dass aber ausgerechnet wir vorne dran sind ... ist für mich absolut übel. Vielleicht hat er ja auch auf unseren Widerspruch gesetzt - könnte man als übellauniger Menschenfeind auch annehmen.

Wie auch immer, die Politik in D ist furchtbar durchschaubar. Wäre es eine Industrie, an der wir nicht selber klotzig verdienen würden, wären wir mit 100%iger Sicherheit für die Biden-Initiative. Schon alleine deshalb, weil wir den USA so gut wie nie Kontra bieten. Und das bei Dingen, die viel fragwürdiger sind als das jetzt. Nicht mal die nicht endenwollenden Unverschämtheiten eines Donald Trump haben wir auch nur annähernd so ausgebremst wie diese soziale Geschichte. Man denke nur an die Aufkündigung des Iran-Abkommens.

Es ist völlig klar - und ich bin mir dessen bewusst: es dauert nach früheren Aussagen bis zu 9 Monate, bis eine Produktion an einem neuen Standort anlaufen kann. Moderna sprach übrigens in einem Interview von 3 Monaten. Wie auch immer, ich selber gehe aber auch eher davon aus, dass das erst Anfang 2022 greifen würde.

Nun sind aber die Erwartungen, dass erst Ende 2024 (!!!) die armen Länder (ja, @baum89 - tut mir leid, dass ich Dich da wohl schräg angegriffen und nachgetreten habe - ich war bloß gestern unheimlich sauer über das alles - also: Peace!) eine Chance auf ausreichend Impfstoffe haben. Und nein, die Lösung ist nicht, dass die EU und die Amerikaner ihre eigenen Bevölkerungen zugunsten der Armen vernachlässigen. So altruistisch bin sogar ich nicht bzw. ich verstehe, dass sich Jeder erst mal der Nächste ist.

Aber: Ist es wirklich nötig, dass wir (EU und USA sowie UK, CH etc.) uns jetzt die 3. UND 4. Dosen bereits sichern, bevor wir den armen Ländern die 1. Dosis geben? Und da stellen sich mir die Haare auf. Denn diese Dosen haben wir reserviert. Jetzt erzähle mir mal einer, dass die Großpharmakonzerne auch nur das geringste Interesse daran haben, an die Armen zu liefern. Grade stand in einem Artikel dass BionTech für die nächsten Lieferungen in D (3. Dosis) 50% mehr will. Also geschätzt 45€/Dosis. Wie groß ist da wohl der Anreiz, mehr als Alibilieferungen nach Afrika, Südamerika und arme asiatische Länder zu liefern? Genau, Ihr könnt Euch die Frage selber beantworten.

Zu den Fabriken: Ärzte ohne Grenzen sagt, dass viele Länder ausreichend ausgestattete Produktionsstandorte haben. Die in einem vernünftigen Zeitraum umstellen bzw. produzieren können und wollen. Ist auch kein Wunder: In Afrika hatte man ja einige Erfahrungen mit Ebola und diversen anderen Tropenkrankheiten, so dass es sicher nicht völlig daneben ist, dass es dort ein paar Standorte gibt. In Südafrika, Indien und Brasilien gibt es ebenfalls Standorte.

Es geht auch nicht NUR um mRNA-Impfstoffe. Es geht doch auch um Totimpfstoffe, Vektorimpfstoffe, Subunitimpfstoffe, inaktivierte bzw. Lebendimpfstoffe. Es werden in den nächsten Monaten da auch einige davon dazukommen - als Beispiel Novavax.

Für mich ist die deutsche Haltung einfach nur Egoismus pur. Denn dass der Kapitalismus nicht funktioniert, wenn arme Länder nicht die Mittel haben, um gegen uns zu bieten, dürfte doch schon tausende Male in der einen oder anderen Form in der Geschichte bewiesen worden sein. Und dass Big Pharma nicht das geringste Interesse hat, auf Gewinne zu verzichten, wurde auch schon tausende Male bewiesen.

Worauf warten wir also? Dass Pfizer, Biontech, Johnson&Johnson, Moderna usw. jetzt plötzlich ihre soziale Ader und Vernunft entwickeln? Freiwillig Standorte hier aufbauen UND dann von da zum Sozialpreis in die armen Länder liefern?

Wollen wir wetten: würden die Impfstoffe in weiteren reichen Ländern langfristiger knapp sein, die 60-90€/Patient bezahlen können - es würden Fabriken aus dem Boden gestampft werden.

Amen.
 
Was du sagst ist nicht falsch.

Dennoch ist und bleibt es so, dass jede Regierung nicht vorrangig der Rettung anderer Länder verpflichtet sein kann.

Die Regierungen sind zunächst dem Schutz ihrer eigenen Einwohner verpflichtet. Kein Land dieser Welt wird auf Kosten von Leben der eigenen Einwohner zuerst die anderen retten. Das sollte man bei dem ganzen Altruismus (und nochmal ich finde es ebenfalls wichtig dass dafür gesorgt wird dass alle Zugang zu Impfstoffen haben!) nicht vergessen.

Und momentan ist es so, dass auch hier viele Menschen noch nicht einmal einen Termin für ihre Erstimpfung haben.

Auch halte ich es für problematisch die Patente für die Medikamente zu entziehen. Und zwar deshalb weil das grundsätzlich folgenden ähnlichen Maßnahmen Tür und Tor öffnet. Die Entwicklung neuer Produkte kostet Geld. Viel Geld. Zudem funktioniert auch nicht jede Entwicklung, das heißt man setzt unter Umständen eben auch mal Geld in den Sand.

Schafft man den Präzedenzfall dass Patente auf Entwicklungen jederzeit entzogen werden können, sägt man womöglich an dem Entwicklungswillen der Firmen. Sinnvoller als die Freigabe der Patente wäre es diese Standorte nach Überprüfungen zu Lizensieren und das ggf. zu finanzieren.

(Nochmal als Disclaimer: Das bedeutet nicht, dass ich die Mondpreise die die Pharmafirmen für ihre Produkte teilweise verlangen gerecht und sinnvoll finde, aber grundsätzlich kann es nicht verwerflich dass dass man aus der eigenen Entwicklung Gewinn bezieht. Und genau hier greift es eben ein wenn man Grundlagen schafft um Patente zu entziehen!)
 
Alternativ hätte man auch die staatlichen Fördermittel (die es ja gab) an Auflagen knüpfen können, und zwar von Beginn an. Ergo die Firmen bekommen die Entwicklung des Impfstoffes subventioniert, geben jedoch im Gegenzug diesen an Covax (oder direkt an die betroffenen Staaten) günstig ab so dass allen der Zugang ermöglich wird. Oder die Firmen bekommen die Entwicklung subventioniert, dürfen ihre Herstellungen auch verkaufen, die Lizenz ist dann aber Open Source und für alle zugänglich.

Problematisch finde ich vor allem dass man versucht hinterher zu sagen "ach übrigens das nehmen wir jetzt und geben es frei".

Das ist dann aber wieder die Behäbigkeit und Blauäugigkeit vieler Regierungen dass sich dann alles schon in Wohlgefallen auflösen wird wenn erst mal die Entwicklung durch ist. Die hat auch dazu geführt dass eben versäumt wurde parallel den Ausbau der Herstellungskapazitäten im Blick zu haben. Fällt einem dann halt erst auf wenn man feststellt dass man zwar jetzt nen tollen Impfstoff hat aber so schnell gar nicht mit der Produktion hinterherkommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dennoch ist und bleibt es so, dass jede Regierung nicht vorrangig der Rettung anderer Länder verpflichtet sein kann.

Habe ich ja auch gesagt. Etwas Egoismus ist auch verständlich. Anzugreifen ist lediglich, dass viele reiche Länder sich die Impfstoffe für die nächsten 1-2 Jahre gesichert haben. Weil sie 3. und 4. Dosen horten. Auch bei uns in der EU. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass nicht alle geimpft sind. Das sind die Bestellungen für die nächsten 12-24 Monate, die man aufgibt. Und wo man mit eigener wirtschaftlicher Stärke die Ärmeren einfach weg"bietet". Covax und die moralinsauren Versicherungen dazu waren bislang ein Witz. Und das wird vermutlich so bleiben. Vielleicht hat die Biden-Initiative (ich bin übrigens nie Biden-Fan gewesen, ich bin viel näher an Bernie :-) ) wenigstens den Effekt, dass die Alibilieferungen an Covax etwas mehr werden, weil es "schlechte Presse" ist, was jetzt passiert.
Die Regierungen sind zunächst dem Schutz ihrer eigenen Einwohner verpflichtet. Kein Land dieser Welt wird auf Kosten von Leben der eigenen Einwohner zuerst die anderen retten. Das sollte man bei dem ganzen Altruismus (und nochmal ich finde es ebenfalls wichtig dass dafür gesorgt wird dass alle Zugang zu Impfstoffen haben!) nicht vergessen.

Völlig richtig. Zusätzlich wird aber auch restlos vergessen, dass der Eigenschutz auch eine Eindämmung der Pandemie in den armen Ländern beinhaltet. Aber das Denken, das nur bis zum nächsten Quartalsergebnis reicht - und das sich in vielerlei Hinsicht wie ein roter Faden durch die Pandemie gezogen hat - wird zurückschlagen. Dr. Fauci aus den USA sagte mal, dass er mit über 20 Hauptvarianten jedes Jahr rechnet. Wir haben überhaupt keinen Schimmer, was da alles auf uns zukommen kann. Die Einzigen, die immer auf der Gewinnerseite sein werden sind die Pharmariesen. Wenn wir es restlos vergurken sogar noch mehr.

Und momentan ist es so, dass auch hier viele Menschen noch nicht einmal einen Termin für ihre Erstimpfung haben.

Völlig richtig. Ist aber absehbar, wann sich das ändert. In 80% aller Länder kann man noch nicht mal hoffen, dass 2022 ein nennenswerter Teil der Bevölkerung geimpft sein wird. Unsere Impfungen müssen wg. der Biden-Initiative ja nicht eingeschränkt werden - ganz im Gegenteil. Die Patentrechte VORÜBERGEHEND und nur für die Entwicklungsländer (gell, ich bin lernfähig :-) ) auszusetzen lässt auch nicht die Pharmaindustrie verarmen. Es befördert lediglich die Impfstoffproduktion - und das auch noch reichlich spät. Aber immerhin wäre ein Ende der Pandemie damit absehbar. Ich spreche nicht von Wochen, ich spreche von vielen Monaten! So wie es jetzt läuft, wird inzwischen höchstwahrscheinlich mit weiteren - hoch gefährlichen - Varianten zu rechnen sein, bevor die Armen überhaupt gegen die jetzigen Covidformen abgesichert sind.

Warum wehren sich denn die Pharmakonzerne so sehr gegen die freien Lizenzen? Es ist doch nur "corporate greed", also die Raffgier der Konzerne. Wer jetzt sagt, dass nichts mehr entwickelt würde, weil die Lizenzen für ein paar Monate ausgesetzt werden - sorry, in welcher Welt lebt Ihr? Wenn Pfizer das umsatzstärkste "Medikament" mit dem Impfstoff seit je her produziert hat plus MilliardenGEWINNEN, wer glaubt jetzt, dass die nichts mehr entwickeln, nur weil die Gewinne vielleicht kein 100erte Milliarden sind? Für Milliardengewinne wird sich doch jeder "krumm machen". Wenn Pfizer nicht mehr wollte, bin ich sicher, dass 100erte anderer Pharmafirmen sie sofort ersetzen. Aber das passiert eh nicht.

Dass das alles nicht so schlimm sein kann, schrieb auch Moderna im letzten Jahr:

Last October, Moderna, a pioneer in the development of messenger RNA (mRNA) vaccines and therapeutics, announced that it would not enforce patent rights related to its coronavirus vaccine during the pandemic. The commitment earned praise from intellectual property activist Jamie Love of Knowledge Ecology International, who said Moderna’s pledge “should be matched by every manufacturer.” Moderna has also announced that it will allow open access to patents for the “pandemic period,” and is willing to out-license the same intellectual property once the pandemic is over.

....

Moderna has also announced that it will allow open access to patents for the “pandemic period,” and is willing to out-license the same intellectual property once the pandemic is over.

Aus: https://www.cnbc.com/2021/01/22/cou...e-ip-of-vaccine-makers-to-fight-pandemic.html

Komisch, passiert ist wohl nichts. Und jetzt wo es ernst wird ist man mit in der Front von "was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.

Sorry, aber das grauenhafte Geschwätz um eigene Pfründe zu verteidigen, weil man gar nicht genug in den Rachen kriegt ... das ist schon ähnlich unmoralisch wie die Rüstungsindustrie. Aber Pharmakonzerne haben nun mal allzu viel gute Publicity nicht nötig. Es geht auch ohne.

Auch halte ich es für problematisch die Patente für die Medikamente zu entziehen.

Das ist ein falsches Argument. Patente werden nicht entzogen. Sie werden für eine vorherbestimmte Zeit AUSGESETZT, um Millionen von Menschenleben zu retten. Dies steht im Gegensatz dazu, dass möglicherweise die eine oder andere Milliarde bei Aktionären fehlen könnte ...

Und zwar deshalb weil das grundsätzlich folgenden ähnlichen Maßnahmen Tür und Tor öffnet. Die Entwicklung neuer Produkte kostet Geld. Viel Geld. Zudem funktioniert auch nicht jede Entwicklung, das heißt man setzt unter Umständen eben auch mal Geld in den Sand.

Ich denke, das Geldargument zieht überhaupt nicht. Siehe oben.

Schafft man den Präzedenzfall dass Patente auf Entwicklungen jederzeit entzogen werden können, sägt man womöglich an dem Entwicklungswillen der Firmen. Sinnvoller als die Freigabe der Patente wäre es diese Standorte nach Überprüfungen zu Lizensieren und das ggf. zu finanzieren.

Letzteres passiert aber nicht. Weil man noch mehr verdient, wenn man nicht "aussen lizensiert" und vor allem, weil man dann auf die Preise einen viel besseren Zugriff hat. Einen Präzedenzfall will man sicher nicht schaffen. Übrigens, wer sich den NBC-Artikel durchliest, wird merken, dass Israel sich mit Hilfe von "compulsory licenses" ebenso wie Chile auch in der Vergangenheit bedient haben. Da war auch kein Aufschrei wegen "intellectual property", auch wenn es geringfügig anders gelagert war.

Die einzige Hoffnung, die bleibt: es gibt eben auch noch dieses Instrument der "compulsory licenses". Vielleicht entsteht da ja noch ordentlich Druck. Was aber trotzdem nicht das Problem löst, dass sich viele Länder die aufgerufenen Preise nicht werden leisten können - die durch diese Lizenzen entstehen werden.
 
kleine Story aus dem Alltag:

Heute früh hab ich voller Tatendrang meinen Anhänger ans Auto gekoppelt und bin los Richtung Baumarkt...

Am Eingang eine nette junge Dame: sind Sie privat oder gewerblich?
ich: privat
sie: der Markt ist heute nur für Gewerbetreibende offen (am Samstag macht das Sinn 🤔 ) aber der Gartenmarkt ist für Privatkunden offen
ich: Ok, genau da will ich hin

also ich los Richtung seperater Eingang Gartenmarkt

was muss ich da sehen?
-eine Kasse geöffnet, eine Warteschlange dicht an dicht ca 25-30 Leute die warten zahlen zu dürfen, an der Schlange vorbei drängeln sich die Kunden die erstmal rein wollen in die Gartenabteilung...

umgedreht und heimgefahren, den kleinen Händler im Dorf hats gefreut, ich hab dann dort mein benötigtes Material gekauft, hat zwar paar Euro mehr gekostet aber egal


wer lässt sich so einen ... einfallen???
 
@HatchChileFestival aber sind diese compulsory liscenses nicht das was ich meinte dass man die Subventionen eben an diese Bedingungen knüpft?

Also wir unterstützen euch, dafür ist das was ihr entwickelt Open Source oder wird Armen zum Selbstkostenpreis gegeben oder ihr müsst auch Firmen in Drittweltländern produzieren lassen oder oder oder?

Das ist ja auch OK, nur ich sehe ein Problem wenn man das quasi hinterher macht ohne dass das vorher eben offen kommuniziert wurde. Verstehst du wie ich meine?

Das sind aber eben so Sachen über die hat zu Beginn einfach kein Mensch nachgedacht. Sieht man ja immer wieder dass einem so komische Sachen ganz plötzlich auf einmal einfallen. Wie die Frage wie man denn jetzt ganz schnell die Impfung fälschungssicher nachweist (da hätte man Zeit gehabt seit letztem Jahr sich das zu überlegen). Oder wie man Digitalunterricht richtig macht (letzte Sommerferien wäre Zeit gewesen). Oder wie man die Welle bricht bevor sie richtig an Fahrt gewinnt, oder dass man dafür sorgt dass nicht nur der Impfstoff da sein muss sondern auch die Fabrik die ihn herstellt und die Logistik dass alles dafür da ist.
 
Ich bin ja ein Freak der Beweise. D.h., mir selbst wichtig erscheinende Dinge versuche ich durch möglichst glaubwürdige Quellen zu belegen. Hier im Fall "compulsory licenses" kam es nicht so sehr auf die Quelle als solche, sondern auf die "Kürze der Würze" an. Ich lese leider das Meiste an internationalen Dingen immer noch in Englisch - weshalb der erste gute Link, der mir über den Weg lief, auch ein englischsprachiger ist. Ich hoffe, ihr entschuldigt.

Also: https://blog.petrieflom.law.harvard.edu/2020/10/21/compulsory-licensing-eu-pharma/

Ich finde, das erklärt die Sache ausreichend gut.

@HatchChileFestival aber sind diese compulsory liscenses nicht das was ich meinte dass man die Subventionen eben an diese Bedingungen knüpft?

Mit den Subventionen haben die cl erst mal nichts zu tun. Ich hole mal kurz aus und zitiere aus obigem Artikel:

Of particular importance is Article 31 (f), which states that the authorization should predominantly be used for the supply of the domestic market of the country authorizing the use of the license. The EU has not yet adopted the competence to grant EU-wide compulsory licenses.

Also, eine cl soll erst mal NUR für die Versorgung des "ausstellenden Landes" gelten, zumindest im Normalfall. Dies wird aber nun weiter aufgeweicht für pharmazeutische Produkte. Ich zitiere jetzt nicht weiter, kann jeder selber nachlesen. "Wenigst entwickelte" Länder haben auch das Recht, Pharmazeutika aus einem Land zu importieren, das unter dieser Regel produziert. Die EU hat sich selbst ausgenommen für diese Regel - also als importierende Nation. Wäre ja auch ein Witz, wenn wir uns als "wenigst entwickelt" bezeichnen würden. Trotzdem will man diese Regel noch einmal prüfen.

Der Artikel bezieht sich zwar hauptsächlich auf die EU. Aber der große Haken liegt bei Covid in den Patentpools. Zitat:
The choice of participating in the pool is, nevertheless, up to companies. Compulsory licensing itself cannot be used to provide the pool with additional data.
Das heisst, wenn die Herstellerfirmen nicht in dem Patentpool teilnehmen, können die Daten nicht entnommen bzw. angefordert werden.

Dieser Artikel ist viel umfangreicher und genauer, aber den werden die Wenigsten hier lesen wollen.

Fakt ist und bleibt, dass man sich international viel mehr - soziale - Gedanken um das vor allem in der Pharmaindustrie übliche "price gouging" - also den exzessiven Wucher, gemacht hat.

Ich weiß auch nicht, warum die Pharmaindustrie hier manchmal so verteidigt wird. Vermutlich würden die Meisten hier sofort zustimmen, dass man ggf. Monopole zerschlagen muss - weil das schon durch das Bundeskartellamt ein etablierter Fakt ist. Dass aber ausgerechnet Big Pharma davon ausgenommen sein soll, erschliesst sich mir nicht. Und Covid-Impfstoffe sind nun mal momentan durchaus mit Monopolen vergleichbar. Und dazu kommt ja auch noch, dass die Impfstoffmonopole Menschenleben kosten während z.B. ein Amazon- oder früher auch Microsoftmonopol nur finanzielle oder sonstige, nicht-letale Folgen hat.

Wer sich wirklich dafür interessiert, hat jetzt ausreichend Lesematerial. Fakt bleibt, dass mit cl nur Länder von ausserhalb versorgt werden dürfen, die selbst keine ausreichenden Produktionsmöglichkeiten oder -kapazitäten haben.

Das hier ist eine gute, grafische Tabelle, die das alles viel besser veranschaulicht, als ich das hier langwierig berichten kann.

Auch wäre z.B. ein Reimport in die EU oder andere reiche Staaten unter cl nicht erlaubt. Durchaus erlaubt und auch schon angewendet wurde cl z.B. auch in Deutschland (rein intern) bei einem AIDS-Medikament, das von exzessiver Preispolitik betroffen war. Die ganzen Haken und Ösen können in dem der Tabelle zugehörigen Artikel, der weiter oben verlinkt ist, nachgelesen werden.

Wie auch immer.

Die ganze Diskussion um die Freigabe von Lizenzen ist sowieso irgendwie traurig. Denn - reiche Länder wie Kanada oder Frankreich haben auch ohne cl bereits Notfallgesetze erlassen, die ohne überhaupt den Patentinhaber zu konsultieren, genau diese Freigabe "für den Notfall" zulassen. Auch Deutschland hat zumindest im Eigeninteresse die cl per Gesetz erleichtert bzw. zugelassen. Nur wenn es um die armen Länder geht, dann ist man völlig dagegen. Nachzulesen in dem springerlink-Artikel.

Also, wenn es um die eigene Haut geht ... denkt man ganz anders.

cl sind kein gutes Mittel in dieser Pandemie. Die Bürokratie, die Komplexität usw. sind sehr umfangreich. Schon deshalb werden viele Länder über diesen Weg gar keine Chance haben in einem vernünftigen Zeitrahmen zu Impfungen zu kommen. Bidens Initiative würde den Zugang deutlich vereinfachen. Man kann jetzt nur noch hoffen, dass der moralische Druck noch etwas bewirkt. Ansonsten muss man halt die nächsten Katastrophen a la Indien abwarten und dann zusehen, wie die Varianten wieder hierher zurückkommen. Den armen Ländern wird das voraussichtlich aber auch nicht helfen.

Das sind aber eben so Sachen über die hat zu Beginn einfach kein Mensch nachgedacht. Sieht man ja immer wieder dass einem so komische Sachen ganz plötzlich auf einmal einfallen.

Nee, man hat sich sehr wohl Gedanken darüber gemacht - siehe cl. Nur: man hat jetzt alles so hingebogen, dass zwar (entschuldigt jetzt meine unkorrekten Ausdrücke noch mal) die 1. Welt alles im Notfall darf. Auch wenn z.B. Kanada das nicht dürfte, was sie gerade getan haben. Aber wen interessiert's. Dass aber die Entwicklungsländer massiv daran gehindert werden, das Gleiche zu tun. Da tritt eine v.d.Leyen oder Merkel massiv auf und widerspricht sogar den USA. Wo bleibt die Rüge für Kanada und Frankreich? Warum hat man angesichts der Krise die cl-Regeln in D angepasst?

Wie die Frage wie man denn jetzt ganz schnell die Impfung fälschungssicher nachweist (da hätte man Zeit gehabt seit letztem Jahr sich das zu überlegen). Oder wie man Digitalunterricht richtig macht (letzte Sommerferien wäre Zeit gewesen). Oder wie man die Welle bricht bevor sie richtig an Fahrt gewinnt, oder dass man dafür sorgt dass nicht nur der Impfstoff da sein muss sondern auch die Fabrik die ihn herstellt und die Logistik dass alles dafür da ist.
Sehr richtig. Und das werfe ich der deutschen Politik auch vor. Aber es ist langfristig lange nicht so schlimm wie das, was jetzt passiert/passieren wird: man wird die armen Länder mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so schnell wie irgend möglich mit Impfstoffen versorgen und dadurch alles auf's Spiel setzen, was durch unsere eigenen Impfungen erreicht wurde. So ganz nebenbei nimmt man Millionen von Toten in diesen Ländern in Kauf. Und daran tragen wir eine Hauptschuld, als Deutsche. Nachdem sogar Biden den richtigen Weg beschreiten wollte.

Es dürfte ja jeder gehört haben. Die glorreiche EU hat sich alleine von Pfizer/BionTech weitere 1,8 MILLIARDEN Impfdosen gesichert. Bei einer Bevölkerung von ~450 Mio., von denen sich mit viel Glück 80% impfen lassen werden bzw. geimpft werden können. Also max. 720 Mio. benötigte Dosen für 1,8 Mrd. ergibt etwa 2,5 vollständige (2-teilige, die wir ja vermutlich nicht mehr brauchen) Impfungen pro Bürger oder 360 Mio. Bürger mal 5 Einzeldosen bei Auffrischungsimpfungen. Für bis Ende 2023. Dazu kommen noch die 600 Mio. eh schon bestellten Dosen alleine bei Pfizer/B.! Und dazu was alles noch so von anderen Herstellern dazukommt. Nur wird inzwischen von Preisen von leicht unter €20/Dosis berichtet, was ja mit früheren Angaben nicht ganz zusammenpasst, wo man angeblich weniger bezahlt hat und damals angeblich ca. €30/Dosis zahlte ... wie auch immer.
 
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