Saatguttausch muss legal bleiben

Wo ist denn das Problem, das es Richtlinien für die Sorten gibt? Gewisse Standards sind doch sehr positiv. Ich fände es gut wenn ich nur noch Sorten bekomme, die Pflanzenkrankheiten nicht zu lassen. z.B. Mehltau oder Spinnmilben resistente Sorten.

Man kann Saatgut doch weiterhin tauschen, ja auch alte Sorten kaufen, nur eben mit dem Hinweis das diese Sorte nicht zum Verzehr geeignet ist, nur als Zier-Pflanze.

Verstehe echt nicht was so schlimm daran ist das man "alte" oder "kranke" Sorten quasi aussortiert... bekommen kann man sie ja trotzdem noch :) wenn man sie denn unbedingt haben will..

... also wo ist das Problem mit der Saatgutverordnung?
 
HotBoy schrieb:
Man kann Saatgut doch weiterhin tauschen, ja auch alte Sorten kaufen...

Genau das wäre eben nicht mehr gegangen.

Die Saatgutverordnung sieht vor, dass nur zugelassene Sorten verkauft/getauscht/verschenkt werden dürfen. Eine Sortenzulassung kostet um die 1000€.
Das kann sich ein kleiner Erzeuger/Shop/Bauer nicht leisten.
Ein Bauer wäre abhängig von den Saatgutproduzenten, die natürlich nur F1-Saatgut produzieren, was nicht nachzüchtbar ist. Er müsste jedes Jahr neues Saatgut kaufen.

Alte oder historische Sorten dürften nicht mehr verkauft, getauscht oder verschenkt werden, da es keine Sortenzulassung hierfür gibt.

Das wäre ein drastischer Einschnitt in die Sortenvielfalt.

Beispiel bei uns: Semillas und all die anderen Shops gibt es nicht mehr. Wir dürften nicht mehr tauschen, da dies illegal wäre. In einer frühen Fassung der Verordnung wären die Saatgutproduzenten sogar befugt gewesen, die Einhaltung des Verbots zu überwachen.
Einzig die Supermarktsorten (F1) wären wohl noch erhältlich.
Ebenso bei Tomaten und allem anderen Gemüse.

Es geht nicht darum, kranke Sorten auszusortieren. Da wäre aber ein anderer Ansatz von Nöten: Man müsste sich überlegen, was die Verbreitung und vor allem Resistenz der Krankheiten gegen Pestizide auslöst.
 
Ausserdem werden in Nutzpflanzen mittlerweile verstärkt Gene 'eingebaut', die bewirken, daß die Pflanze selbständig Insektizide produziert. Nur beschränkt sich die Wirkung dieser Insektizide leider nicht auf Schädlinge, sondern betrifft auch etliche Nützlinge. Zudem werden die Insektizide ständig produziert, und nicht nur bei einer Schädlingsattacke. Im Zweifelsfall wird also keine einzige Blattlaus zur Strecke gebracht, dafür sämtliche Bienen in der Umgebung.

Sehr bedenklich das alles :undecided:
 
Sowie ich das verstanden hatte darf man Saatgut verkaufen/tauschen nur eben mit dem Hinweis das die Pflanze nicht zum Verzehr geeignet ist... liest man doch bei einigen Shops ständig... ich dachte das verschwindet jetzt?..
 
HotBoy schrieb:
Sowie ich das verstanden hatte darf man Saatgut verkaufen/tauschen nur eben mit dem Hinweis das die Pflanze nicht zum Verzehr geeignet ist... liest man doch bei einigen Shops ständig... ich dachte das verschwindet jetzt?..

"Hier bieten wir Samen der leckersten aller Chilis an. Zudem werden sie am größten und sind am schnellsten reif. Aber essen dürft ihr sie nach EU Recht nicht, es ist ausdrücklich eine Zierpflanze."

:huh::huh::huh:
 
Auf arte läuft gerade ein Beitrag zu genau dem Thema. Sollte in Kürze auch in der Mediathek verfügbar sein.

edit: Hier der link zum Film:
http://www.arte.tv/guide/de/050531-000/die-saatgut-retter?autoplay=1
 
schmidden schrieb:
"Hier bieten wir Samen der leckersten aller Chilis an. Zudem werden sie am größten und sind am schnellsten reif. Aber essen dürft ihr sie nach EU Recht nicht, es ist ausdrücklich eine Zierpflanze."

:huh::huh::huh:

Ja genau solche eine Art meinte ich :) , als ob das jetzt schlimm wäre, wenn das der Preis dafür ist das der Kunde bessere Sorten bekommt, dann ist doch kein hoher Preis. Kann die Shopbesitzer natürlich verstehen, dass sie keine Lust haben jede Sorte erst von so eine Art TÜV prüfen zu lassen, aber für mich als Kunde sehe ich da eigentlich nur Vorteile... zudem denke ich sollte es nicht als Strafe für Samenverkäufer gesehen werden, sondern eher als Motivation die Sorten zu verbessern...
 
Was genau verstehst Du denn unter 'bessere Sorten'???
F1-Hybride, die nur überlebensfähig sind, wenn sie mit bestimmten chemischen Spritzmitteln behandelt werden, und dadurch die Umwelt extrem belasten (Stichwort Round-Up)? Die nach nichts schmecken und nicht mal weiter vermehrbar sind?
Es geht auch nicht darum, daß Saatgutproduzenten keine 'Lust' haben, ihre Sorten prüfen zu lassen. Semillas z.B. müsste erst einmal rund 700.000€ auf den Tisch legen, um seine Produkte weiter vermarkten zu können.
Es geht u.A. darum, daß ein Bauer, der seit Urzeiten eine geschmackvolle, qualitativ hochwertige Kartoffelsorte anbaut und über eigene Früchte weitervermehrt, dieses in Zukunft nicht mehr dürfte.

Wenn man als Kunde mit dem Paprika-Mix Rot-Gelb-Grün aus dem Discounter zufrieden ist und auch nicht mehr Vielfalt erwartet, und einem Gesundheit und Umwelt egal sind, dann ist das mit dem Abkommen natürlich nicht so wild...
 
Diesen Hinweis gibt es ja jetzt. Das heißt aber, man darf das Saatgut verkaufen. Oder Tauschen. Oder auch verschenken.

Nach der neuen Verordnung wäre aber noch nicht einmal das erlaubt.
Es darf nur das irgendwo wachsen, was eine Sortenzulassung hat.
Sprich hochgezüchteter Einheitsbrei aus großen Laboren aus denen Pflanzen wachsen, die sich entweder nicht mehr selbst vermehren können (infertile F1) oder aus denen in der Folgegeneration irgendwas wachsen kann.

Sortenvielfalt geht meiner Meinung nach Welten vor Krankheitsresistenz.
Zumal viele alte Sorte resistener sind als dieser Zuchtquatsch.
 
PicaPica schrieb:
edit: Hier der link zum Film:
http://www.arte.tv/guide/de/050531-000/die-saatgut-retter?autoplay=1

Danke für den Link, picapica.

Ist ein sehr schöner Bericht, der auch die Gefahren der industriellen Saatgutproduktion sehr gut beschreibt.
Also - nehmt euch die 50 Minuten Zeit. ;)
 
HotBoy schrieb:
Ja genau solche eine Art meinte ich :) , als ob das jetzt schlimm wäre, wenn das der Preis dafür ist das der Kunde bessere Sorten bekommt, dann ist doch kein hoher Preis. Kann die Shopbesitzer natürlich verstehen, dass sie keine Lust haben jede Sorte erst von so eine Art TÜV prüfen zu lassen, aber für mich als Kunde sehe ich da eigentlich nur Vorteile... zudem denke ich sollte es nicht als Strafe für Samenverkäufer gesehen werden, sondern eher als Motivation die Sorten zu verbessern...
Schlimm ist das falsche Wort. Jeder kann ja (momentan) die Sachen bekommen. Aber richtig ist es nicht! Man sollte doch mit jeder Gesetzesneufassung/-überarbeitung das Ziel verfolgen falsche Dinge richtig(er) zu stellen. Und wenn eine Nutzpflanze für jeden ersichtlich als Nutzpflanze verkauft wird, aber nur als Zierpflanze angeboten werden darf, dann ist es alles andere als richtig und weit weit weg von ideal.
 
Problem bei den Hybridsorten:
Die genetische Vielfalt leidet. Im Grunde ist es ja Inzucht, was dort betrieben wird.
Streng genommen müssten auch wir, wenn wir unsere Pflanzen sortenrein halten wollen, immer mindestens 2 Pflanzen untereinander bestäuben und nicht eine mit sich selbst.

Dadurch, dass die genetische Vielfalt geringer wird, werden die Pflanzen unangepasster und krankheitsanfälliger.
Sie sind nur deshalb "resistent gegen XY", weil die Saatguthersteller sie gleichzeitig mit den passenden Pflanzenschutzmitteln behandeln. Die 5 großen sind allesamt Düngemittel-/Pflanzenschutzmittelhersteller und/oder große Pharmakonzerne.

Bei der Sortenzulassung geht es um Einheitlichkeit. Und zwar europaweit. Da ist es egal, ob (wie im Film) die Zucchini in Hessen gut und einheitlich wächst. Tut sie das in Südfrankreich nicht, fällt sie durch. Und darf damit in der ganzen EU nicht angebaut werden.
Das ist wie:
Die Banane wird in den Tropen erfolgreich angebaut. Nun will sie jemand hier anbauen und zulassen. In Deutschland wächst sie kaum, nur kümmerlich und liefert keine guten Erträge. Folglich dürfte weltweit die Banane nicht angebaut werden.
Eigentlich sollte es ein wenig überspitzt dargestellt sein - ist es aber leider gar nicht...)

Im Film wurde zudem ein schönes Beispiel gezeigt, dass die freien, samenfesten Sorten wesentlich anpassungsfähiger an Schädlinge und wechselnde klimatische Bedingungen sind, als Hybridsorten.
Innerhalb von drei Jahren ließen sich Tomaten mit höheren Erträgen als Hybridsorten in fast völliger Trockenheit anbauen.
 
Die Saatgutverordnung hätte in der Praxis dazu geführt dass ihr bis auf ein paar Sorten im Prinzip alle eure Sorten nicht mehr anbauen dürftet, nicht mehr legal mit anderen tauschen dürftet und auch mit Strafen rechnen müsstet wenn ihr es trotzdem macht. Ausnahmen für Kleinbetriebe, Hobbygärtner und Erhalter alter Sorten sind nicht vorgesehen. Für uns würde unser Hobby dadurch auf die gleiche Ebene gestellt wie Drogenanbau. Das braucht kein Mensch. Daher ist es gut dass die Saatgutverordnung zumindest vorerst gescheitert ist.
 
Guten Morgen, mal so auf die Schnelle :

Die Saatgutverordnung ist einer von vielen untervezweigten Ästen, einer wahrlich "häßlichen" Agenda.
Am 1.1.2010 sind die globalen Regeln des Codex Alimentarius in Kraft getreten ( codexalimentarius.net/gsfaonline/docs/CXS_192e.pdf ).
Wer den Brennesselfilm (nett gemachtes Beispiel - 42 Min ) noch nicht gesehen hat, auf der Tube: /watch?v=jqxUvEFpUfU (das in Umlauf bringen - weil natürlich nicht sicher - könnte zufällig mit bis zu 75.000 € oder wahlweise (Uli H lacht sich kringelig) mit lässigen 2 Jahren Knast bedroht sein.
Kann man bei den nicht gewählten, Brüssler Ratten tatsächlich nachlesen. Diese Regelung ist bereits in Kraft und gilt für ALLE Staaten, die im Geltungsbereich dieser erbärmlichen Schweinerei definiert sind. Das Brennesselbsp. ist somit nicht auf Frankreich begrenzt.
Ich meine, da kann man ruhig mal drauf rumdenken.
Wenn dann aber in Kürze dieses Pack durch brav dressierte Wahllemminge (The Illusion Of Choice), völlig egal mit welchem Ergebnis, offiziell gewählt wird, dann meine ich sieht´s tendenziell eher düster aus. Die lachen sich dann eins, jubeln zurück und bedanken sich für die Legitimation.
Saatguttausch ist nicht gleich Anbau desselben. Für die anbauende Gemeinde findet sich in dieser Agenda leider auch eher unerfreuliches
( In Amiland gibts übrigens schon behandschellte Freifahrten ins Cafè Viereck bei vorsätzlich wie intelligent bepflanztem Vorgarten
Weil: Das ist dort VIELERORTS per Gesetz VERBOTEN ) Willkommen in der Gegenwart - die Zukunft wird spannend :w00t:

Einfach mal kuugeln: Codex Alimentarius

2 Stunden (minimum - 10 sind besser) die sich fürs eigene Leben (und auch für das der Lieben) mit Sicherheit lohnen.
Viel Spaß
 
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