Zu wenig Wurzeln in 2013, mehr Wurzeln in 2014 - Das Experiment

RE: Zu wenig Wurzeln in 2013

Arrghh! Kann nicht schlafen!

Regeln des Wurzelwachstums:
Regel 1: Wachse so lange weiter, bis es nicht mehr weiter geht.
Regel 2: Wenn du auf ein Hindernis stößt, wachse um das herum.
Regel 3: Erst wenn es gar nicht mehr weiter geht, stelle das Wachstum an der Spitze ein und bilde neue Seitenwurzeln aus.
Regel 4: Wachse von deinem Ursprung weg und nicht wieder dahin zurück.

Das Problem von Töpfen ist, das die Wurzel bald an den Topfrand stößt und dann versucht um das Hindernis herum zu wachsen. Dadurch entstehen entlang des Topfes sehr lange Wurzeln (Ringwurzeln). Bei nur zwei Runden um einen 13x13 cm Topf ist die Wurzel bereits einen Meter lang. Mit zunehmender Länge wird es immer schwerer die Nährstoffe von der Wurzelspitze zu der Pflanze zu transportieren. Neben der Wurzellänge kommt es zu einem weiteren Problem! Wenn viele Wurzeln entlang der Topfbegrenzungen wachsen entsteht recht bald eine nahezu undurchdringliche Mauer aus Wurzeln. In der oben erwähnten Studie wird berichtet, dass sich etwas über 50 Prozent der Wurzelmasse innerhalb von 4 Millimeter entlang der Topfbegrenzung befinden. Siehe dazu auch in Beitrag #1 das Foto des Wurzelsystems meiner Rocoto.

Eine derartige Wurzelmauer birgt eine Reihe an Nachteilen.
1.) Die Nährstoffaufnahme ist suboptimal, da viel Wurzeln an derselben Stelle versuchen Nährstoffe aufzunehmen.
2.) Die Wurzeln bilden eine Wand, die es anderen Wurzeln unmöglich macht nach dem Umtopfen in die neue Erde aufzubrechen.
3.) Der Feuchtigkeitsaustausch im Topf wird verhindert. Wenn die Erde sich nicht mehr ausreichend berührt, kann die Feuchtigkeit nicht länger wandern. Die Wurzeln im inneren Bereich haben vielleicht gar kein Wasser mehr, während die Erde jenseits der Wurzelwand noch feucht ist.

Diese Wurzelwand erklärt auch, wieso ich mehrmals beobachtet habe, dass nur eine oder zwei sehr lange Wurzeln den ursprünglichen Wurzelblock verlassen haben. Diese einzelnen Wurzeln konnten natürlich nur begrenzt den Topf füllen.

Also was tun?
1. Umtopfen, bevor sich eine Wurzelwand gebildet hat. Das verhindert überlange Wurzeln und die Erde vom ursprünglichen Topf und die neue Erde haben noch guten Kontakt und können so die Feuchtigkeit austauschen.
2. Die sich bereits gebildeten Ringwurzeln in der Länge reduzieren und diese Wurzeln veranlassen in die neue Erde zu expandieren. Nur wenn die Pflanze über die Wurzeln ein großes verfügbares Erdvolumen registriert, werden die Photosynthese und das oberirdische Wachstum nicht reduziert.

Die Frage ist, wie mit den Ringwurzeln optimal umzugehen ist.
Die Gärtner reißen zu diesem Zweck den Wurzelballen etwas auseinander oder stechen mit einem Messer in den Wurzelballen. Das funktioniert erfahrungsgemäß und geht auch sehr schnell, was bei einer professionellen Anzucht natürlich Priorität hat.

Die Frage ist, geht das mit etwas Liebe und Aufwand auch besser?

Zielsetzungen :
- Wurzellänge reduzieren
- Ringwurzeln entfernen
- Wurzelwand lichten
- Wurzelwachstum in die neue Erde anregen
- Dabei nicht zu stark die Nährstoffversorgung der Pflanze zerstören.

Ich habe mir folgendes ausgedacht.
Da die meisten viereckige Töpfe nehmen besteht die Möglichkeit an zwei gegenüberliegenden Ecken ca. 1 cm Wurzeln und Erde an der Ecke abzuschneiden. Dadurch werden Ringwurzeln spätestens nach 2 Kantenlängen gekappt. An diesen Stellen entstehen in einem großen Umfang neue Wurzeln. Da nicht nur in den Wurzelblock eingeschnitten wird, sondern Wurzeln entfernt werden entsteht neuer Raum für die neuen Wurzeln und sie müssen sich nicht durch bereits vorhandene Wurzeln durchzwängen. Ein Teil der Ringwurzeln wird gekappt und verrotten bald, was die Wurzelwand auflockert. Da ein Großteil der Wurzelmasse erhalten bleibt sollte der Wurzelverlust für die Pflanze verträglich sein. Beim nächsten Umtopfen werden die beiden anderen Kanten gekappt. Dadurch kann sich zumindest eine Kantenlänge neue Wurzeln ungestört bilden.

Wurzeln-bescheiden.jpg


Normales Wurzelwachstum, eine sehr lange Wurzel an den Rändern des Topfes, die manchmal in die neue Erde übergeht, häufig aber in der Wurzelwand gefangen beleibt.
Wurzeln-wachstum 1.jpg


Geplantes Wurzelwachstum. Nur kurze Zeit an Topfrand, dann wechsel in neue Erde durch Wurzelschnitt. Durch das Beschneiden der Wurzeln entwickeln sich dort Abzweigungen, die ich nur kurz eingezeichnet habe. Dadurch sollt sich eigentlich eine viel gesündere Wurzelstruktur bilden.
Wurzeln-wachstum 2.jpg


Was haltet Ihr von der Idee?
Gibt es Verbesserungsvorschläge?


So zurück in die Heia!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
RE: Zu wenig Wurzeln in 2013

Wahrscheinlich ist es am einfachsten, früher umzutopfen bevor es zu vielen Ringwurzeln kommt. Ich lasse es bei meinen Chilipflanzen meistens erst gar nicht so weit kommen, dass sie viele Ringwurzeln haben, bevor sie in den End-Topf kommen. Bei meiner einjährigen Limon habe ich alle vier Seiten mit einem großen, scharfen Messer gekappt bevor ich sie für eine weitere Saison wieder in neue Erde getopft habe.

Über deine vorgeschlagene Schnitttechnik muss ich nochmal nachdenken.
 
RE: Zu wenig Wurzeln in 2013

Tolles Thema. Habe mich zwar schon das ein oder andere Mal gefragt, wieso man beim Umtopfen den Ballen auflockern und ein paar Wurzeln zerstören soll, aber wirklich hinterfragt hab ich das nie. Hab ich halt mal so von Mutti gelernt.
 
RE: Zu wenig Wurzeln in 2013

mph schrieb:
Bei meiner einjährigen Limon habe ich alle vier Seiten mit einem großen, scharfen Messer gekappt bevor ich sie für eine weitere Saison wieder in neue Erde getopft habe.
Da die Pflanze ja schon viel größere Wurzeln entwickelt hatte dürfte sie es gut verkraftet haben. Oder? Gab es einen Wachstumsstop? Ich habe große Chilis im Herbst einfach aus den Blumenkasten geschnitten und in 24 cm Töpfe gesetzt. Es gab keine Probleme.

Mir kommt es hier aber mehr auf die optimale Wurzelentwicklung vom Sämling bis zum Endtopf an.
 
Die hat beim Beschneiden mehr als die Hälfte ihrer Wurzeln verloren. Ich habe sie auch oben herum stark gestutzt. Nach ein paar Tagen hat sie gleich wieder angefangen auszutreiben.
 
Ich mach das so das ich beim umtopfen evtl. vorhandene Ringwurzeln mit so einer kleinen 3-Zinken-Harke 'auskämme' und dann ca. 1/3 bis 1/2 kürze. So wird man auch die alte Erde zwischen den Wurzeln los.
Beim einreißen oder einschneiden würde ich mir Sorgen drum machen das ich versehentlich zu viele Hauptwurzeln zu nah am Stamm der Pflanze erwische und nen Wachstumsstop auslöse.
 
60N schrieb:
Ich mach das so das ich beim umtopfen evtl. vorhandene Ringwurzeln mit so einer kleinen 3-Zinken-Harke 'auskämme' und dann ca. 1/3 bis 1/2 kürze. So wird man auch die alte Erde zwischen den Wurzeln los.

Deine Technik gefällt mir richtig gut!!! Dadurch erfasst Du nur die problematischen Wurzeln. Der Rest des Wurzelstockes wird dabei nicht beschädigt. Außerden veränderst Du leicht die Orientierung der äußeren Wurzeln, so dass sie eher in die neue Erde wachsen!
 
Wasserwurzeln:
Bisher habe ich immer gelesen, dass sich die Wurzeln umstellen, wenn das Medium, in dem die Pflanze wächst, gewechselt wird.

Dies ist nicht richtig! Wenn, wie in dem Beispiel, eine Pflanze von Erde zu Wasser wechselt bleiben die "Erd-Wurzeln" unverändert und stellen Ihr Wachstum ein. Dafür entwickeln sich am Wurzelstamm, und nur dort, neue "Wasser-Wurzeln"

IMG_0498-Wurzelwachstum-klein.jpg

Wasser-Wuzeln sind die dicken hellen. Die erste Pflanze entwickelte deutlich schneller neue Wurzeln, da ich die Wurzeln gekappt habe.


Wurzelwachstum nach Kappung der Wurzelspitze

Nach Entwicklung der Wasserwurzeln habe ich die alten Erdwurzeln entfernt und bei zwei Wurzeln die Wurzelspitzen um ca. 0,5 cm gekappt.

Wie man auf dem Foto sieht entwickeln sich innerhalb kurzer Zeit eine Vielzahl an Verzweigungen.
20140307_111211-Wurzelverzweigungen-klein.jpg


Über das Ergebnis bin ich sehr froh, da ich in diesem Jahr immer beim Umtopfen systematisch die sichtbaren Wurzelspitzen mit einer Nagelschere gekappt habe um ein besseres Wurzelwachstum zu erreichen.

Ich halte das Kappen der Wurzelspitzen aufgrund des Versuches empfehlenswert, da dadurch wie Pflanzen weniger sehr lange Wurzeln, dafür aber weiter verzweigte Wurzelwerk entwickelt.

Lange Wurzeln sind in der Natur sinnvoll, da dadurch Nährstoffe aus entfernteren Gebieten zur Pflanze gebracht werden können. In einem Blumentopf ist aber die Situation völlig anders. Selbst in sehr großen Blumentöpfen werden keine Wurzellängen über 30 cm benötigt. Längere Wurzeln wachsen im Kreis am Topfrand. Dadurch entstehen sehr lange Wurzeln. Mit zunehmender Wurzellänge wird es immer schwieriger für die Pflanze die Nährstoffe zu transportieren. In der Studie Beitrag #15 wird berichtet, dass sich etwas über 50 Prozent der Wurzelmasse innerhalb von 4 Millimeter entlang der Topfbegrenzung befinden. Durch diese langen Wurzeln wird also die Erde nur suboptimal durchwurzelt

In einem Blumentopf ist ein weit verzweigtes Wurzelsystem optimal, da dadurch die Erde optimal durchwurzelt wird. Dies wird meiner Meinung nach sehr gut durch das kappen der Wurzelspitzen erreicht. Dies schädigt die Pflanze auch deutlich weniger, als z.B. den Wurzelballen etwas zu zerreißen und andere Techniken, die die Gärtner entwickelt haben. Bei Ihnen geht es aber auch darum möglichst effektiv zu arbeiten. Wir Chililiebhaber können da unproduktiver, aber optimaler arbeiten.

Wohlgemerkt, es geht hier um Optimierung. Natürlich kann man die Pflanzen auch einfach wachsen lassen und trotzdem eine gute Ernte haben.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dieses Jahr habe ich Antiringwurzeln-Töpfe eingesetzt.

20140425_102656Anti-RingwurzeltTopf-klein.jpg

Details: https://ssl.bloomtech.de/gefaesse/toepfe/555/topf-ca.-15x15x20cm-ca.-3-4liter-antiringwurzeln

20140425_095628-Ringwurzel-klein.jpg


Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden. Es haben sich wirklich keine Ringwurzeln entwickelt. Die Wurzeln wurden entweder nach unten oder zurück in das Innere des Topfes geleitet. Durch die Anti-Ringwurzel-Wölbungen reduzierte sich das Volumen des Topfes nur von 3,5 auf 3,4 Liter.

Ich halte diese Anti Ringwurzel-Töpfe besonders sinnvoll, wenn sie als letzte Töpfe vor den Endtopf eingesetzt werden. Besonders bei den Frühstartern müssen die Pflanzen aus Platzgründen zum Teil recht lange in diesen Töpfen bleiben, was normalerweise zu vielen Ringwurzeln führt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hmm, sieht interessant aus. Leider habe ich mich erst heuer mit Töpfen eingedeckt :)
Sollte aber auch reichen wenn man zB mit Heissklebepistole was in den Topf klebt oder?
 
Anfänger2013 schrieb:
Dieses Jahr habe ich Antiringwurzeln-Töpfe eingesetzt.


Details: https://ssl.bloomtech.de/gefaesse/toepfe/555/topf-ca.-15x15x20cm-ca.-3-4liter-antiringwurzeln



Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden. Es haben sich wirklich keine Ringwurzeln entwickelt. Die Wurzeln wurden entweder nach unten oder zurück in das Innere des Topfes geleitet. Durch die Anti-Ringwurzel-Wölbungen reduzierte sich das Volumen des Topfes nur von 3,5 auf 3,4 Liter.

Ich halte diese Anti Ringwurzel-Töpfe besonders sinnvoll, wenn sie als letzte Töpfe vor den Endtopf eingesetzt werden. Besonders bei den Frühstartern müssen die Pflanzen aus Platzgründen zum Teil recht lange in diesen Töpfen bleiben, was normalerweise zu vielen Ringwurzeln führt.

Genau die gleichen habe ich auf meinem Balkon auch :-)
 
Und warum wird sowas hier im Forum nicht viel früher vorgestellt?! :hammer: :D
Sehen wirklich interessant aus, die Teile. V.A. auch das Ergebnis. Danke für das Wurzelbild!

Gruß, pica
 
"Ercole" Töpfe gegen Ringwurzeln gibt es auch noch, ähnlich wie diese Noppentöpfe, aber viel billiger.

https://ssl.bloomtech.de/gefaesse/airpots/

Ich denke aber das bei diesen Töpfen ein umtopfen nicht besonders lustig wird da sich die Erde und Wurzeln in den Löchern verkeilen werden.
 
JasonV schrieb:
Sollte aber auch reichen wenn man zB mit Heissklebepistole was in den Topf klebt oder?
Bei 70 Cent je Topf wird sich das nicht lohnen.
Bei größeren Töpfen währe eine Bastellösung interessant, da es diese nicht als Anti-Ringwurzel-Töpfe gibt.

Die Form würde ich aber etwas ändern. Die hier vorgestellten Töpfe funktionieren zwar gut, aber wenn die Wurzeln am Topfrand entlang wachsen stoßen sie an eine etwas zu harte Kante. Das führt dazu, das nur ein Teil der Wurzeln in das innere geleitet werden. Einige Wurzeln wachsen nach unten, was ich nicht so gut finde. Wenn man schon bastelt, dann sollte die Ausbuchtung weichen verlaufen. Siehe Bild.
optimale-Topfform.gif


Wenn jemand etwas passend geformtes kennt, dass man in die Töpfe kleben kann, währe ich für einen Tipp sehr dankbar.
Der Anstiegswinkel kann natürlich auch etwas steiler sein. So etwas wie ein langer großer (3 bis 4 cm) Risiko-Spielstein, am besten auch noch etwas flexibel.
risiko_armeen.gif


Das Ankleben müsste mit so etwas wie einem wasserfesten Panzerband erfolgen, da es einen fleißenden Übergang zwischen Topfwand und der Umlenkform geben muss. Eine Kante von einem Millimeter könnte die Wurzeln schon ungewollt umlenken.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben Unten