Ich bin nach meinen "10 Rules of thumb" (Daumenregeln) gefragt worden. Nun, hier sind sie:
1 - Wer selber aussät, lernt seine Pflanzen am Besten kennen.
2 - Ich bin (aus pflanzlicher Sicht) kein Freund von Pflanzentausch und -versenden. Blinde Passagiere sind vorprogrammiert und können in kürzester Zeit den Bestand kontaminieren. Wer mal Thripse und/oder Spinnmilben hatte, kann davon ein Liedchen singen. Die reisen dann auch schon mal gerne in der Erde versteckt quer durch die Republik. Blattläuse und Trauermücken sind dagegen relativ einfach in den Griff zu kriegen. Mehr als Gelbtafeln und etwas Spruzit benötigte ich im letzten Jahr nicht, dieses Jahr noch gar nichts und so sollte das auch bleiben.
3 - Bei Problemen nicht an mehreren Schrauben gleichzeitig drehen, sondern zuerst die wahrscheinlichste Ursache bekämpfen. Dann erst die Nächste.
4 - Die Pflanze nicht zur Höchstleistung treiben (z.B. mittels zuviel, falschem oder falsch angewendetem Dünger), sondern sie beobachten, gewähren lassen und sie unterstützen.
5 - Gute Erde immer dort kaufen, wo ein hoher Abverkauf stattfindet und sich erst gar keine Schädlinge einnisten können. Und niemals im Sack völlig durchnässte Erde kaufen! Zuhause richtig und trocken lagern und die Säcke nicht irgendwo im Garten/auf dem Balkon rumliegen lassen.
6 - Die richtige Erdmischung ist essentiell. "Bio-Erde" ist (m.E. meistens) Humbug, weil herausgestellte Vorteile oft durch vertuschte Nachteile erkauft werden. Andererseits bin ich der Meinung, dass der Torfabbau und -verbrauch in den Mooren reduziert werden muss. Kokos ist eine Möglichkeit, aber kein vollwertiger Ersatz. Ein Humus-/Kompostanteil ist dagegen schonmal gut. Die endgültige Lösung Torf komplett zu ersetzen scheint noch nicht gefunden zu sein.
7 - Blattläuse sind immer und überall zu finden - es gilt sie nicht auszurotten, sondern nur ein vernünftiges Gleichgewicht herzustellen. Pflanzen mit Nährstoffproblemen werden hauptsächlich befallen, bei denen muss ursächlich zuerst angesetzt werden. Wer nur Chilis hat, dem werden auch nur Chilis weggefressen.
8 - Nützlinge sollten (im Freien) durch andere Pflanzen/Angebote angelockt werden, bevor die ersten Anzeichen von Schädlingen auftauchen. Nützlinge für Freiland oder Balkon an Orten kaufen zu wollen, an denen sie sich nicht von alleine ansiedeln, ist wie Berliner Luft in Dosen abgefüllt zu bestellen und sie dann ins Freie zu entlassen.
9 - Pflanzen müssen kontinuierlich versorgt und kontrolliert werden. Es reicht nicht aus, sie einmal pro Woche zu giessen und sie ansonsten sich selbst zu überlassen. Extremer Stress (völlige Trockenheit, völlig durchnässter Wurzelballen) ist zu vermeiden. Wer sich nicht darum kümmern kann, sollte sich geerntete Chilis kaufen.
10 - Bevor ich von 15 Pflanzen 100 Beeren erhalte, ernte ich lieber von 5 Pflanzen >500 Beeren und entsprechend mache ich mir zuvor ein paar Gedanken über die Sorten die ich aussäe und wie ich sie später artgerecht unterbringe.
Das sind meine Methoden, andere mögen mit ihren/anderen Methoden auch erfolgreich sein.
Grüße,
ChiliDog