Ich finde, dass ein Teil der Corona-Regeln sehr viel Sinn macht. Das Schlimme ist m.E., dass ein anderer Teil gar keinen Sinn macht und überhaupt nicht durchdacht ist.
Nehmen wir die Läden. Im Supermarkt macht es sehr viel Sinn, wenn man an der Kasse 1,5m Abstand hält. Kostet nichts - ist aber in D leider vielerorts einfach nicht durchzusetzen. (Die alte Drängelkultur auch schon vor Covid).
Es macht auch Sinn, dass man Indoor Masken aufsetzt. Weil nun mal dort die Infektionsrate 18-20x höher als draussen ist.
Wenig Sinn machte dagegen, dass in Supermärkten Gedrängel an Samstagen und zu Stoßzeiten herrschen durfte, der kleine Blumen- oder Buchladen an der Ecke dagegen monatelang komplett geschlossen bleiben musste.
Es macht auch wenig Sinn, wenn man pauschal in bestimmten Gebieten draussen Masken aufhaben muss - selbst wenn man sich in ein Eck mit 10m Abstand zum nächsten Menschen verziehen kann.
Wenn aber dazu im Gegensatz jetzt Diskos, Kinos u.dgl. wieder maskenlos mancherorts aufmachen dürfen, dann halte ich das für bekloppt. Denn gerade dort halten sich vorwiegend nicht vollständig Geimpfte auf (weil meist jung) und - nichts gegen Schnelltests - aber 70% Treffsicherheit ist für derartige Großveranstaltungen innen drinnen einfach nicht gut genug. Insbesondere wenn man die Varianten einbezieht.
Und wenn ich im Biergarten wie heute zwar stundenlang maskenlos mit mehreren Leuten am Tisch sitzen darf, dann aber für die 5m zum Ausgang (alles open-air) eine Maske aufsetzen muss, ist das einfach hirnrissig.
Ich denke, die vielfach völlig aus dem Ärmel geschüttelten Regeln, die der Logik und der Virologie widersprechen, taten ihr Übriges, um dann einfach rundum missachtet zu werden.
Und last but not least, deswegen: ich würde mir wünschen, dass die Leute ihren eigenen Grips anstrengen würden. Das tun aber zu wenige, sonst wäre Covid von Anfang an kein so großes Problem geworden. Denn egal ob Regel oder nicht: ich muss nicht meine Kumpels besuchen, die grade in Brasilien waren (hatte tatsächlich so einen Fall, die über Weihnachten dort waren). Ich muss auch nicht alle Vorsichtsmassnahmen über Bord werfen und jeden Tag in einer anderen Wohnung sitzen mit Gruppen von Leuten, selbst wenn es erlaubt ist.
Ich muss auch nicht in einem 2qm-Aufzug ohne Maske fahren, nur weil es nicht kontrolliert wird. Ich muss aber auch nicht auf einer Straße auf dem Gehsteig unbedingt eine Maske aufhaben, nur weil einer vielleicht für 3 Sekunden durch Vorbeigehen in meinen 1,5m-Radius eindringt.
Das eigenständige Denken ist durch Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Regeln nicht einfach unmodern geworden.