Gestern gabs eine kleine Verkostung:
Wir starteten wie jedes Mal mit einem Negativ-Beispiel. In diesem Fall der 5-jährige "Stonewood Woaz" aus Deutschland. Mein heißer Tipp: Bitte die Finger davon lassen. Unser Hauptaugenmerk lag dieses Mal auf Islay-Malts, da mein Mitverkoster heuer im Frühsommer eine Whisky-Tour auf eben diese Insel sowie Campbeltown unternahm und hier einiges mitbrachte. zudem hatten wir drei Vergleichs-Verkostungen am Start, später dazu mehr.
Richtig los ging es mit zwei Samples von Islay-Malts aus dem Hause Bruichladdich, die ja bekanntlich als einzige Destillerie auf Islay keine getorften Whiskys herstellen. Verkostet wurden je eine Abfüllung in Fassstärke aus einem 15 jährigen Sherry- und einem Ex-Bourbon-Fass, die im Handel so nicht erhältlich sind. Ebenfalls nur Bruichladdich zu bekommen war eine weitere Sonderabfüllung (ganz rechts unten) - ebenfalls Fassstärke mit 59%, gereift im nicht näher deklarierten Rotweinfass. Ein Wahnsinns-Tropfen.
Langsam bewegten wir uns in die stark getorften Whiskys hinein. Los ging es mit einem klassischen Laphroaig 10yrs, gefolgt von einem 12-jährigen Kilchoman. Letzterer war für mich Neuland. Kilchoman ist jetzt nicht die Marke, die in Deutschland übermäßig bekannt ist, aber das Produkt kann durchaus mit den renommierten Malts mithalten. Weiter ging es mit den drei kleinen Fläschchen im Vordergrund, sog. Driver-Kits, die man in manchen Destillen als Fahrer mit auf den Weg bekommt, wenn man eine Tour bucht. Hierbei handelte es sich um dir Malts aus dem Hause Bowmore: einen 18-jährigen ex Bourbon mit Sherry Finish sowie zwei Fassstärken (56% und 59%) von 20 bzw. 25 jährigen Malts, die in Sherry bzw. Portweinfässern reifen durften. Echt krasses Zeug - danach brauchten wir eine Pause.
Nach einer kurzen Pause machte wir uns an die Vergleichs-Tastings. Doch zum Start mussten wir noch den 12-jährigen Deanston probieren, der u.a. aus Campbeltown den Weg zurück nach Deutschland fand. Hier schieden sich etwas die Geister. Der Malt ist extrem kräftig und weist ein starkes Aroma nach Eiche, Vanille und medizinischem Alkohol auf. Das ist definitiv nichts für Anfänger, da die Aromen sehr vielschichtig sind. Im Abgang ist der Deanston extrem lang und genau hier kann man die angesprochene Vielschichtigkeit der Aromen erkennen - kräftige Vanille geht über in feine Zitrus-Aromen gefolgt von leicht süßen floralen Hauch. Geniales Zeug.
Jetzt hatten wir noch unsere drei Vergleichs-Tastings offen. Zur Wahl standen Macallan Amber und Sienna, Highlandpark 12 und 18 sowie die beiden Iren Connemara no age und 12yrs.
Macallan Amber und Sienna
Die neuen Macallan-Malts sind von den Editionen her nach den Farben bezeichnet. Amber (Bernstein) und Sienna (Ocker) kamen bei uns auf den Tisch. Beide Malts sind grundlegend in den selben Fasstypen gereift, nämlich in 1st fill und refill spanischen Sherry Fässern (Jerez). nichts desto trotz sind beide Mals unterschiedlicher, wie sie kaum sein können. Während der Amer fein und frisch daherkommt, wirkt der Sienna deutlich kräftiger und robuster. Aromaticsh bewegen wir uns beim Amber im Bereich von Zitrus-Aromen, die in guter Harmonie mit feinen Vanille-Aromen zur Geltung kommen. Im Abgang kommen fruchtige Aromen durch, die an einen frischen grünen Apfel erinnern. Beim Sienna dominieren deutlich stärkere Aromen, die an orange, Schokolade, Rosinen und etwas Zimt erinnern. Ein perfekter Winter-Malt.
Highland Park 12 und 18
Ich denke, dass der 12-er Highland Park wohl schon fast jedem Whisky-Fan untergekommen ist. Sein großer Bruder greift die erdigen Aromen sehr gut auf. Beide Malts bestechen durch einen jeweils sehr vollmundigen Korpus. Sherry-Aromen gehen in erdige und leicht torfig-rauchige Aromen über. Der 18-er unterschiedet sich grundlegend darin, dass er auf Grund des Alters einerseits etwas runder ist und zudem die Fass-typischen Aromen etwas intensiver ausgeprägt sind.
Connemara no age und 12yrs
Zum Finale gabs die beiden Iren. Connemara ist der einzige irische Hersteller, der auf getorfte Malts setzt. Beide Tropfen haben ihre Daseinsberechtigung, wobei die Unterschiede nur trivial ausfallen. Man bekommt in beiden Fällen einen sehr guten Malt, die vor allem durch hervorragende Preis-Leistungsverhältnisse punkten können. Beide Whiskeys punkten mit der typisch irischen samtigen "Weichheit", die von kräftigem Torfrauch abgelöst wird. Im Abgang sind beide sehr lang und suß-rauchig. Der 12-jährige ist ein klein bisschen komplexer, was aber den fast doppelten Preis unserer Meinung nach nicht gänzlich rechtfertigt.