Wie wichtig ist euch der Sortenerhalt?

Wer verhütet wirklich gewissenhaft?


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    55
Zum Beitrag der genetischen Verarmung: Bringt es genetisch einen Vorteil, wenn die Blüte sich nicht selbst bestäubt, sondern von einer anderen Blüte der selben Pflanze bestäubt wird? Ohne es zu wissen, kann's ja sein, dass Pollensäckchen & Stempel aus der gleichen Blüte, irgendwelche identischen Eigenschaften mitbringen, die man mit der Bestäubung einer anderen Blüte der selben Pflanze, umgehen kann.

Das ist auf jeden Fall besser, als nur eine einzige Blüte einzutüten.

Ich habe auch gar nichts gegen das Verhüten an sich. Meiner Meinung nach ist das Problem des Sortenerhaltes viel komplexer. Kritisch beim Verhüten sehe ich, dass es eine Selektion unterminiert, denn niemand kann zum Zeitpunkt des Verhütens wissen, ob die verhütete Blüte nun gerade an derjenigen Pflanze sitzt, die keine Krankheiten bekommt und genau diese Blüte einen sortentypischen und gesunden Phänotyp ausbildet. Für den langfristigen Sortenerhalt ist meiner Meinung nach aber gerade auch der "survival of the fittest" wichtig, wie sonst in der Natur auch.

Ich gehe bei der Entnahme von (nicht verhütetem) Saatgut so vor, dass ich mir eine Beere (egal ob Tomate oder Chili) von der gesündesten Pflanze mit einem ganz sortentypischen Aussehen aussuche, ohne BEF und auch sonst ohne Krankheitsanzeichen an den Früchten. Davon entnehme ich dann Saatgut. Wenn sich etwas verkreuzt haben sollte (ist bisher nur einmal passiert, leider bei Tomaten-Saatgut, dass Thomas @thoe erhalten hat), gehe ich zurück zum Saatgut des Jahres davor und starte einen neuen Anlauf.

Verhüten ist sicher eine gute Methode, um im nächsten Jahr sortenreines Saatgut zu haben. Ob die Methode der Verhütung allein ausreicht, um langfristig Sorten zu erhalten, bezweifle ich allerdings.
 
Zuletzt bearbeitet:
Huhu zusammen,

mir ist der Erhalt der Sorten schon sehr wichtig, da ich zwar nix gegen Überraschungen habe, aber trotzdem schon das ein oder andere mal traurig war, weil man sich auf eine Sorte besonders gefreut hat und dann was anderes dabei rum kam, so wie dieses Jahr die Pimenta de Neyde bei mir, oder letztes Jahr die Trinidad Perfum (die statt mild, ne ordentliche Schärfe hatte bestimmt ne 10 oder gar mehr).

Leider gelingt mir das Verhüten bisher nicht wirklich gut. Alles verhütete an Rocotos dieses Jahr wurde von der Pflanze weg geworfen :( offensichtlich muss ich da noch an der Methode pfeilen. Evtl. werde ich zukünftig einfach bei speziellen Forums-Sorten wo es auf Saatgut Gewinnung ankommt, mit dem Standort spielen und die Pflanzen so verteilen, dass keine weiteren Capsicums in der Nähe sind ( Z.B. welche in Mamas Gemüsegarten stellen, die sonst nur Tomaten, Gurken, Zucchini, erbsen, Bohnen und Kartoffeln hat... und Salate :D ) Oder aber ich arbeite mit größeren "Verhüterlis" wie Tomatenhauben oder Vlies, welches ich über einen ganzen Zweig der Chili stülpe und zu ziehe. Für letzteren Fall habe ich mir überlegt noch Florfliegenlarven, oder Marienkäferlarven mit in das Verhüterli zu geben, zur Sicherheit gegen ungebetene Gäste und als "indirekte" Bestäuber wenn mehere Blüten an einem Zweig sitzen.

LG Micky
 
Ich verhüte nicht aktiv. Teilweise habe ich trotzdem Saatgut das sehr wahrscheinlich Sortenrein ist aufgrund der Bedingungen. Gerade bei Beeren die sich in der Anzucht bilden, da im Growzelt keine Bestäuber vorhanden sind. Bei den Rocotos machts dieses Jahr die Standortentfernung, glaube kaum das bei einer Entfernung von 80m + sich was verkreuzt. Bei Saatgut was ich tausche gehe ich auch nicht mit der Erwartung ran das es 100% Sortenrein ist, bei gekauftem schon. Bisher habe ich jedes Jahr neue Sorten angebaut von größtenteils gekauften Samen.

Generell möchte ich schon das auch das rauskommt was ich erwarte.
 
Man sollte mehrere Blüten verhüten damit man später auch eine Frucht selektieren kann. Besser ist es natürlich wenn man mehrere Pflanzen der gleichen Sorte selektieren kann. Das mache ich bei der Trinidad Hornet mit zwei Pflanzen so.
 
also das mit dem vlies und den organzasäckchen verhindert natürlich die bestäubung durch fliegende insekten, aber nicht die durch z.b. pollenflug.
Bei einem Pollenschutzvlies ist man recht sicher. Bei Organza sollte der Abstand zu anderen Chilis schon recht groß sein.
Man sollte aber zusätzlich auf einen vernünftigen Abstand zu den anderen Chilis achten und die Hauptwindrichtung berücksichtigen.
 
Sortenerhalt ist (für mich) extrem wichtig, auch wenn ich es nicht immer schaffe, sortenreines Saatgut zu produzieren.

Ich hatte vor Jahren mal eine dreijährige Patenschaft für eine regionale Bohnensorte übernommen und dort Saatgut vermehrt und wieder weitergegeben.
Zwecks "Erhalt-Gruppen/-Vereinen": Schaut euch mal um, der VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt) macht im Grunde genau das.

Wichtig bei Saatguterhaltung ist eine ausreichende Pflanzenzahl, deren Gesundheit und Isolation zu kompatiblen Fremdbestäubern.
Das lässt sich oft sehr gut mit feinen Netzen/Vliesen regeln, damit kann man ganze Pflanzengruppen einhüllen. Voraussetzung ist dann natürlich sortenreines Saatgut aller Mutterpflanzen.

Chilis bestäuben sich sehr, sehr schnell selbst, die Gefahr durch Windbestäubung bei Einsatzes eines Netzes/Vlieses ist sehr gering (ist bei mir in > 5 Jahren noch nicht vorgekommen). Dadurch, dass sie gut selbstbestäubend sind, ist auch die Gefahr der genetischen Degenerierung erst nach mehreren Generationen problematisch. Abhilfe schaffen hier mehrere Pflanzen, die sich gegenseitig bestäuben können.

Ich persönlich notiere bei jedem abgegebenen Saatgut, ob es verhütet angebaut wurde oder nicht.

  • Verkosten braucht man sie nicht groß, weil man nicht weiß, was man da hast und was daraus wird
  • Man weiß nicht, wie die eigentliche Sorte gewesen wäre » Das inkludiert, dass man die vermeintlich eigentliche Sorte nächstes Jahr nochmal anbauen muss

Die Punkte treffen natürlich nur zu, wenn man verkreuztes Saatgut anbaut. Unverhütete Früchte entsprechen ja erstmal dem Soll, nur deren "Kinder" sehen dann ggfs. anders aus.
 
es wird in zukunft eine gruppe hier im forum geben, die sich mit dem sortenerhalt deutlich näher beschäftigt.
wer ernsthaft interesse daran hat, kann sich gerne bei mir oder @PazifistenPanda melden. das erstgespräch der neuen gruppe hat ergeben, das zumindest die vorrangigen ziele klar sind:

  • qualität
  • machbarkeit
  • nachhaltigkeit

es ist natürlich vieles mehr besprochen worden, aber es geht tatsächlich nicht erstmal um neuzüchtungen, sondern um zuverlässige erhaltung liebgewonnener sorten ohne finanzielle hintergedanken.
 
Für mich sind "Sortenerhalt" und "Sorten erhalten" auch zwei verschiedene Sachen.

Da ich wenig Platz hab (max 40 Pflanzen auf dem Balkon und 2-3 Indoor) ist es mir schon wichtig das aus dem Samen die gewollte Sorte wächst. Ausnahmen wären untereinander verkreuzte Jolokia Varianten, schmecken alle ähnlichen und sehen halt etwas verschiedene aus.

Das verhüten von Saadgut einer Pflanze ist zwar nett um unverkreuzte Samen einer Sorte zu erhalten, Sortenerhalt ist es für mich nicht.
Ein Beitrag zum Sortenerhalt wäre eher ein Gewächshaus mit Pollenfilter mit 10+x Pflanzen einer Sorte. Das können aber nur wenige leisten.
 
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