Der richtige Weg scheint also Highlands/Lowlands, dann Speyside, dann Inseln/Islay zu sein.
Na ja, ich bin auch mit einem Islay eingestiegen, der mir von einem Freund angeboten wurde. Davon bin ich dann echt nicht mehr los gekommen. Wobei er auch meinte, dass solche Einstiege in den Whiskey-Bereich eher selten von Erfolg gekrönt sind, da vielen das Rauch-Aroma zu dominant ist.
Auch wenn ich ein Fan von Islay-Malts bin, habe ich vor gar nicht allzu langer Zeit die Japaner für mich entdeckt. Ich hatte per Zufall die Möglichkeit, an einer Verkostung von ausschließlich Japanischen Whiskeys teilnehmen zu können.
Folgende Sorten gab es u.a. zum Testen:
Single Malts:
Suntory Yamazaki 18 Jahre
Suntory Yamazaki 10 Jahre
Suntory Hakushu 12 Jahre
Suntory Hakushu Distillers Reserve
Akashi 5 Jahre
Blends:
Hibiki Japanese Harmony
Nikka
Togouchi 18 Jahre
Am meisten hat mich der 18-er Yamazaki beeindruckt. Die Aromen sind eigentlich perfekt für die Vorweihnachtszeit: Nüsse, Rosinen, Dörrpflaumen, Schokolade. Der geht fast ein bisschen Richtung Bowmore 'Darkest', aber weicher, runder, milder und weniger erdig. Ein absolut fantastischer Tropfen. Man muss allerdings auch sagen, dass er im Vergleich zum Bowmore 'Darkest' rund das 3-fache kostet.
Als zweiter Single-Malt muss definitiv noch der Suntory Hakushu Distillers Reserve erwähnt werden. Sowas hab ich noch nie getrunken. Die Aromen erinnern im ersten Schritt eigentlich nicht an einen Whiskey. Unser Verkostungsleiter hat die Aromen wie folgt beschrieben: "Eine Mischung aus Blütenwiese und Nadelwald im Frühlingstau". Der Malt verfügt über ein derart frisches blumiges Aroma, eine frische Leichtigkeit und so dezent abgestimmte Aromen, dass man davor echt nur den Hut ziehen kann. Zudem steht hier ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältis - für rund 60€ gibts hier schon die 0,7l-Flasche. Diesen Malt werde ich mir definitiv zulegen müssen, denn es kommt echt selten vor, dass mich als eingeschworenen Islay-Fan ein derart milder Whiskey sowas von restlos begeistert.
Ganz spannend fand ich auch noch den 5-jährigen Akashi, der in japanischer Weißeiche abreift. Für einen so jungen Malt ist er geschmacklich echt ausgereift. Geschmacklich bewegen wir uns in einem Bereich von Apfel, Honig und Ingwer - in Summer ergibt sich ein Malt, der einen gewissen "Asia-Touch" hat. Man darf sich hier echt nicht vom geringen Alter abschrecken lassen - dieser Tropfen kann schon was.
Bei den Blends muss definitiv der Togouchi 18 Jahre erwähnt werden, denn er verfügt über Torf-Aromen, die in Japan eher sehr selten vorkommen. Der Grund dafür ist recht einfach, denn dieser japanische Blend besteht aus schottischen Malts und kanadischen Grains und wird in Japan quasi weiterverarbeitet, wo er final in Sherry und Brandyfässern ausgebaut wird (Ich hoffe, dass ich das so richtig behalten habe. Zu dem Zeitpunkt war unser Pegel schon nicht ganz ohne...). Von den Aromen her dominiert der Torf, der anschließend von schwer definierbaren Geschmäckern abgelöst wird. Manch einer erkannte Zitrusfrüchte, manche Zitronengras, andere sprachen von leichten Nelken und Bittermandelnoten - und einer sprach sogar von einem WC-Duftstein "Meeresbrise" (wie gesagt: Der Pegel war schon hoch, denn es war der vorletzte Malt, den es zu probieren gab.) Ich persönlich fand ich zwar nicht schlecht, aber trotz 18-jähriger Lagerung kann der Togouchi den vermutlich recht hohen Grain-Anteil nicht kaschieren. In der Preisklasse von knapp 100€ für 0,7l gibt es definitiv qualitativ bessere schottische Single Malts, die geschmacklich einprägsamer sind und meines Erachtens auch qualitativ hochwertiger sind.
Die andern Malts, auf die ich jetzt nicht eingegangen bin, sind qualitativ wahrlich nicht schlecht und haben allesamt sehr interessante - i.d.R. sehr weiche und milde - Aromen. Man muss sich nur mal einen Ruck geben und über den Schottischen Tellerrand hinaus blicken. Die Japaner stellen für mich in vielen Fällen keine direkte Konkurrenz zu den Schotten dar, da eine echte Vergleichbarkeit quasi nicht gegeben ist. Ein Vergleich mit weichen Speyside- und Lowlands-Malts wird zwar gerne mal herangezogen, ich halte davon aber eigentlich nichts, da sich die Japaner hier aromatisch i.d.R. schon deutlich von den Schotten unterscheiden. Kurz: Falls jemand die Möglichkeit hat, an einer reinen Japan-Verkostung teilzunehmen, dann kann ich das aus eigenen Erfahrung nur sehr empfehlen - Horizonte erweitern und so ...