airball
Jolokiajunkie
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@excipe und @moppeliwan: Asche auf mein Haupt, zuerst die Verkostung ankündigen und dann keinen Bericht abliefern...geht ja mal gar nicht. ...wird aber jetzt nachgeholt. Ausgiebig.
Unsere Verkostung am vergangenen Sonntag war echt klasse. Neben diversen Whiskys wurden auch noch andere Spirituosen probiert, sodass wir am Ende ein sehr breites Spektrum abdecken konnten. Ich sags gleich dazu: War sehr lecker, aber auch seeeehr anstrengend *g* Jeder Whisky wurde doppelt verkostet - einmal pur, einmal mit etwas Wasser, wodurch die Aromen klarer bestimmt. Zudem gab es zwei Zigarren - eine meiner Cohiba Espendidos und eine ebenfalls sehr hochpreisige Zigarre aus der dominikanischen Republik, deren Name ich mir aber nicht gemerkt habe.
Los ging es etwas unkonventionell mit einer Überkreuzverkostung von zwei 15-jährigen Laphroaig Single Barrel. Warum wir uns diesen beiden Whiskeys trotz des enormen Rauches gleich zu Beginn annahmen kann ich erklären: Wir wollten noch einen "klaren" Geschmack haben, um die Unterschiede klar herausschmecken zu können. Wir hatten zwei Flaschen derselben Jahrgangs in Cask Strengh, Fass Nr. 4114 (Flasche 236 / 329, 54%) und Fass Nr. 4115 (Flasche 124 / 290, 55,9%) - also zwei direkt nebeneinander gelagerte Whiskys aus dem selben Ursprung - einziger Unterschied: Das Fass. Das was echt beeindrucken, welchen Einfluss das Fass auf den Geschmack hat. Die Unterschiede wurden bereits beim Geruch deutlich und auch im Geschmack gab es wirklich beeindruckende Unterschiede. Wir waren echt beeindruckt, wie sich doch zwei "gleiche" Whiskys so signifikant unterscheiden können. Bei der Verköstigung mit Wasser gingen die geschmacklichen Nuancen nochmals weiter auseinander. Während beim Fass Nr. 4114 Aromen von frisch geschnittenem Gras wahrgenommen werden konnten, war davon beim Fass Nr. 4115 nichts wahrzunehmen. Dafür war dieses von intensiverem salzigen Aroma, bei dem eine leichte nicht näher definierbare Fruchtnote im Abgang durchkam. Ein klasse und hochinteressanter Vergleich.
Dann wurde erst einmal eine kurze Kaffee-Pause eingelegt, um den Geschmack zu neutralisieren.
Weiter ging es anschließend mit deutschen Whiskys - Mößlein Fränkischer Whisky "Single Malt" 5 Jahre und den ebenfalls fünfjährigen Ziegler Aureum Chestnut Cask. Beim Mößlein waren wir uns einig, dass es sich hierbei um ein abschreckendes Beispiel für einen deutschen Whisky handelt. Warum? Weil er einfach absolut nichts mit einem Whisky gemein hat. Mößlein produziert klassischer Weise Obstbrände und genau diese Aromen finden sich auch in deren Whisky wieder: Er ist für einen 5-jährigen zwar verhältnismäßig mild, aber die sehr dominanten Fruchtaromen lassen absolut keinen Rückschuss darauf zu, dass es sich hierbei um einen Whisky handelt. In der Quintessenz: Ein guter Schnaps ist noch lang kein guter Whisky. Hier verzichteten wir einstimmig auf die Wasser-Verkostung - die vorherrschenden Aromen haben uns gereicht.
Anders schaut es beim Ziegler Aureum Chestnut Cask aus, der ja ebenfalls aus einem Haus stammt, das für sehr hochwertige Obstbrände bekannt ist. Hier kann man definitiv von einem eindeutig identifizierbaren Whisky sprechen. Vom Geruch her präsentiert er sich mit einer sehr angenehmen Mischung aus Zitrus- und Malz-Aromen. Geschmacklich Ziegler Aureum Chestnut Cask auf frischen floralen Noten, Gras und leicht fruchtigen Tönen, die an Birnen erinnern. Im Abgang fällt er nicht übermäßig lang aus, was aber auch bei dem Alter nicht verwundert. Trotzdem sind holzige Noten klar zu erkennen, die an Maroni (Esskastanien) erinnern. Und genau hier fällt die Verbindung zum Fass: Chestnut ist nämlich Kastanie. Noch ein kurzer Hinweis zur Ziegler Homepage. Dort wird wie folgt beschrieben: "Dieser Single Malt Whisky wurde 5 Jahre ausschließlich in Kastanienfässern gelagert." Das stimmt so nicht ganz, denn wäre er ausschließlich in Kastanie gelagert gewesen, dürfte er sich nicht Whisky nennen. Gemäß dem Whisky-Gesetz muss ein Whisky in Eiche gelagert sein. Diesen Punkt "umgeht" Ziegler mit einem kurzen Finish in Ex-Bourbon Fässern, das sich aromatisch aber so gut wie nicht wiederspiegelt. Gemischt mit ein paar Tropfen Wasser konnte man auch das leichte Kastanien-Aroma besser wahrnehmen, was sich aber zugegeben ziemlich schwierig gestaltete, da es schwer "greifbar" ist. Was ich aber sagen kann: Klare Unterschiede zu einer Eichenfass-Lagerung sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn sie aromatisch nur schwer zu beschreiben sind.
Anschließend gingen wir zum Glenmorangie Milsean über, den ich bereits weiter oben beschrieben habe. Im Endeffekt gingen hier unsere Meinungen auseinander. Während ich immer noch der Meinung bin, dass man in dieser Preisklasse gemessen an einem nicht klar definierten Geschmack von einem schlechten Whisky sprechen kann, traf ich auf entgegengesetzte Meinungen. Dem stand entgegen, dass der Whisky geschmacklich rund und mild ist, in sich geschlossene Aromen aufweist und einfach auf eine andere Zielgruppe ausgerichtet ist. Da wir auch eine Whisky-affine Frau am Tisch hatten, wurde schnell klar, welche Zielgruppe hier gemeint ist. Sie war vollends begeistert von diesem Tropfen und kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. ...wie doch nicht die Meinungen auseinander gehen können. Aber genau deswegen finde ich solche Verkostungen einfach klasse. In Verbindung mit Wasser hat sich beim Milsean nicht viel. Ich konnte hier nichts anderes herausschmecken als vorher, mein Mitverkoster sprach von Rum-Rosinen, die er im Abgang wahrnehmen konnte.
Nach deutschen und schottischen Whisky bewegten wir uns über den großen Teich gen USA zu einem der wohl besten amerikanischen Bourbons, dem Blantons Straight from the Barrel. Ich muss sagen, dass ich allen Bourbons, die ich bislang probieren durfte, sehr skeptisch gegenüber stand und immer noch stehe, da ich bislang keinen einzigen vor mir hatte, der mich restlos überzeugen konnte. Das hat sich nun geändert. Der Blantons bewegt sich für amerikanisches Niveau auf einem enorm hohen Level, was sicherlich auch an der 5-jährigen Fassreife liegt (gemäß Bourbon-Gesetz liegt das Minimum bei 2 Jahren). Von den Aromen her bewegen wir uns auf "dem Pfad der Vanille" - typisch Bourbon eben, aber weich, rund und fein, aber trotzdem kräftig und intensiv. Mit ein bisschen Wasser kann man auch noch leichte Orangen-Noten und ein klein bisschen Rauch erkennen. Der Abgang ist rel. lang und weich. Hier kommen dann auch noch feine Noten von Honig und Aprikosen zur Geltung, wobei die Eiche klar dominiert. Am Ende war ich absolut schockiert, als ich die Flasche nahm und das Etikett studierte: 63% Alkohol hat dieser Bourbon. Alle Achtung, von diesem Alkoholgehalt merkt man absolut nichts. Echt beeindruckend. Diesen Tropfen kann man definitiv und uneingeschränkt empfehlen, was ich bislang noch von keinem anderen Bourbon sagen konnte.
Zurück ging es anschließend nach Europa, dieses Mal nach Irland. Wir sind beim einzigen getorften Whiskey aus Irland angekommen, dem Connemara Peated Single Malt. Wie @excipe schon schrieb, kann man diesen Tropfen ohne Altersangabe durchaus trinken. Ich stimme auch zu, dass sich der Aufpreis für den 12-jährigen definitiv lohnt, da sich bei ihm einfach das Alter positiv bemerkbar macht. Aber nun zurück zum "Alterslosen". Für einen Iren hat man hier ein sehr interessantes Produkt vor sich, das sich geschmacklich klar von den landestypischen weichen Aromen abhebt. Vom Geruch her dominiert eine gewisse Süße wie bei anderen irischen Whiskeys. Allerdings hat man bereits einen leichten Anflug von Rauch und Torf in der Nase, was schon klare Rückschlüsse auf den Tropfen schließen lässt. Ähnlich wie der Geruch verhält es sich auch bei der Geschmacksentwicklung. Zu Beginn dominiert eine typisch irische Süße und Weichheit, wie man sie von anderen Iren kennt. Der süße Honiggeschmack geht langsam in malzige Aromen über, gefolgt von einer sehr angenehmen Menge an Rauch. Im Abgang dominieren dunkle Früchte (Brombeeren?) in Kombination mit erdigen und rauchigen Aromen. Der Abgang ist echt überraschend lang. Wenn der Rauch abgeklungen ist, kommt ganz zum Schluss nochmals diese unverkennbare irische Süße durch. Von einen Whiskey dieser Preisklasse (25-30€) kann man echt nicht mehr erwarten: Mehr als unsere Erwartungen klar zu übertreffen geht nun mal wirklich nicht. Wir waren allesamt sehr angetan von diesem Tropfen, auch wenn wir uns am Ende einig waren, dass es sich geschmacklich einfach um keinen Schotten handelt. Das ist jetzt schwer zu beschreiben, aber die Unterschiede zu einem klassischen schottischen torflastigen Malt sind unübersehbar (was jetzt nicht zwingend negativ ausgelegt werden muss). Einstimmig hielten wir fest, dass nach der Zugabe von Wasser keine tiefer liegenden Aromen zu erkennen waren.
Wo wir gerade beim Thema wären - am Ende der Whisky-Reihe stand ein klassischer schottischer torflastiger Malt, der Ardbeg Corryvreckan. Ein würdiger Abschluss eines fantastischen Tastings. Schon beim Öffnen der Flasche strömt einem dieser intensiv süß-rauchige Duft entgegen, der sich im Glas noch deutlich intensiviert. Der Corryvreckan überzeugt als typischer Islay-Malt mit klar definierten Raucharomen, Schokolade und Beeren-Aromen in Kombination mit diesem leicht meersalzigen Geschmack, das in der Fachwelt gerne mal als "Seetang" beschrieben wird. Da ich aber noch nie Seetang gegessen, geschweige denn getrunken habe, tu ich mich mit der Beschreibung dieser Geschmacksnuance immer etwas schwer. Im Mund entwickelt der Corryvreckan anschließend seine volle Kraft - Torfrauch dominiert, schwarzer Pfeffer und ein leicht phenollastiger Unterton verstärken den an und für sich mächtigen Körper dieses fantastischen Malts. Der Abgang ist laaaaaang, rauchig und rauchig und rauchig. Dazwischen blitzt immer mal wieder eine Spur von schwarzem Pfeffer durch, bevor er wieder von einer Woge an süßem Rauch überrollt wird. Auch wenn ich von diesem Single Malt nicht viel trinken kann, bin ich jedes Mal wieder von ihm begeistert - ein Whisky der in keiner Sammlung fehlen darf und der auch den Vergleich mit einem ur-klassischen Lagavulin 16yr nicht zu scheuen braucht. Nach Zugabe von Wasser entwickelten sich neben den eh schon intensiven Raucharomen sehr subtile Tendenzen zu schwarzer Schokolade, Karamell-Bonbons, Rosinen und überraschend deutlich zu Pflaumen. Hier waren wir alle überrascht, wie sich der Whisky durch die Zugabe von Wasser veränderte.
Noch ein Wort zu den Zigarren: Beide Zigarren waren komplett unterschiedlich im Geschmack und der Verarbeitung. Während die Cohiba aromatisch die Wucht und auch deutlich fester gerollt war, bestach die Zigarre aus der DomRep mit einem angenehm leichten Zugverhalten und einem milden Geschmack. Dafür brannte sie ziemlich windschief ab, was am Ende doch etwas störend war. Zudem konnte sie die Glut durch ihre lockere Wickel-Art nur schwer aufrecht erhalten. In Summe fiel das Ergebnis eindeutig zu Gunsten der Cohiba aus.
kurze Pause
...
Nachdem wir aber immer noch nicht genug hatten und der Tag noch jung war, entschlossen wir uns noch zu einer kleinen Rum Verkostung. Warum auch nicht - gleiches Herstellungsprinzip wie Whisky, mal abgesehen vom anderen Grundstoff. Also wurde noch schnell mein Rum-Vorrat geplündert. Zur Wahl standen drei Kubanische Havana Club - weiß (3yr), Anejo Especial (5yr), Anejo (7yr), dazu der ebenfalls aus Kuba stammende Santiago de Cuba Extra Anejo (20yr), der aus Guadeloupe stammende Karukera Rhum Agricole Gold.
Los gings mit de weißen 3-jährigen Havana Club. Hier waren wir uns schnell einig, dass eine Verkostung unnötig ist. Schmeckt nach Standard-Rum. Wer sowas pur trinkt und daran seine Freude hat, der klaut auch Kindern einen Lutscher. Pur echt fies.
Weiter mit dem Havana Club Anejo Especial (5yr). Damit lässt sich schon was anfangen, auch wenn man sagen muss, dass es sich hierbei einfach um Massenware handelt und so die Individualität nicht wirklich gegeben ist.Vom Geruch her ist der Especial relativ neutral mit leicht holzigen Noten. Geschmacklich bewegt man sich auf einem soliden Niveau: Holzige Noten kombiniert mit einem leichten Orangen- und Nelken-Aroma. Hat fast ein klein bisschen was weihnachtliches. zum pur Trinken geeignet, aber im unteren "Leistungsbereich" angesiedelt.
Final kamen wir zum 7-jährigen Havana Club Anejo. Qualitativ sicherlich der beste Rum dieser Havana Club-Serie mit einem intensiven Geruch nach Eiche und Tabak. Geschmacklich spiegelt sich der Geruch sicherlich wieder, nur viel intensiver. Dazu gesellen sich Aromen von herber Schokolade, Vanille und unterschwellig Aromen von süßen dunklen Früchten. In Summe ein angenehmer Tropfen.
Ein ganz anderes Niveau erreichten wir mit meinem absoluten Rum-Favoriten, dem 20-jährigen Santiago de Cuba Extra Anejo. Ein absolutes Premium-Produkt, wie man es auf Cuba nur sehr selten findet. Hier bewegen wir uns auf dem Niveau eines hervorragenden Single-Malt Whiskys, um mal einen Vergleich heranzuziehen. Der Geruch ist unaufdringlich und weich, man hat dezente Vanille-Aromen in der Nase und einen leicht holzigen Ton. Geschmacklich bewegt man sich auf einem dem Geruch sehr ähnlichen Niveau. Vanille und Toffee gehen in leicht herbe Tabak- und Schokoladenaromen über, die im extrem langen Abgang fließend ineinander übergehen. Fantastisch und für meinen Geschmack aus Cuba der beste Rum. Leider war das mein letzter Rest, da muss ich wohl irgendwann mal nachlegen.
Zum Abschluss noch folgte der Karukera Rhum Agricole Gold, bei dem wir uns zugegeben wieder auf einem anderen Level bewegten. Der Geruch ist relativ interessant - Holz und ein fruchtiger Unterton dominieren. Geschmacklich erinnert der Karukera an einen leichten Jamaika-Rum: Eine Vanille-artige Süße geht in fruchtige Aromen über, die an Papaya erinnen, über. Den Abgang beherrschen dann wieder herbe Holz-Noten. Ein in Summe gut trinkbarer Rum, der aber mit dem 20-jährigen Santiago de Cuba in keiner Weise mithalten kann. Auch klar - man bewegt sich da auch in einer ganz anderen Preisklasse.
Nach diesem Sammelsurium an hochprozentigen Getränken waren wir uns einig, dass wir die Obstbrände ein andermal probieren sollten.
Und damit beschließe ich meinen Verkostungsbericht und hoffe bis zum nächsten Mal wieder nüchtern zu sein.
Unsere Verkostung am vergangenen Sonntag war echt klasse. Neben diversen Whiskys wurden auch noch andere Spirituosen probiert, sodass wir am Ende ein sehr breites Spektrum abdecken konnten. Ich sags gleich dazu: War sehr lecker, aber auch seeeehr anstrengend *g* Jeder Whisky wurde doppelt verkostet - einmal pur, einmal mit etwas Wasser, wodurch die Aromen klarer bestimmt. Zudem gab es zwei Zigarren - eine meiner Cohiba Espendidos und eine ebenfalls sehr hochpreisige Zigarre aus der dominikanischen Republik, deren Name ich mir aber nicht gemerkt habe.
Los ging es etwas unkonventionell mit einer Überkreuzverkostung von zwei 15-jährigen Laphroaig Single Barrel. Warum wir uns diesen beiden Whiskeys trotz des enormen Rauches gleich zu Beginn annahmen kann ich erklären: Wir wollten noch einen "klaren" Geschmack haben, um die Unterschiede klar herausschmecken zu können. Wir hatten zwei Flaschen derselben Jahrgangs in Cask Strengh, Fass Nr. 4114 (Flasche 236 / 329, 54%) und Fass Nr. 4115 (Flasche 124 / 290, 55,9%) - also zwei direkt nebeneinander gelagerte Whiskys aus dem selben Ursprung - einziger Unterschied: Das Fass. Das was echt beeindrucken, welchen Einfluss das Fass auf den Geschmack hat. Die Unterschiede wurden bereits beim Geruch deutlich und auch im Geschmack gab es wirklich beeindruckende Unterschiede. Wir waren echt beeindruckt, wie sich doch zwei "gleiche" Whiskys so signifikant unterscheiden können. Bei der Verköstigung mit Wasser gingen die geschmacklichen Nuancen nochmals weiter auseinander. Während beim Fass Nr. 4114 Aromen von frisch geschnittenem Gras wahrgenommen werden konnten, war davon beim Fass Nr. 4115 nichts wahrzunehmen. Dafür war dieses von intensiverem salzigen Aroma, bei dem eine leichte nicht näher definierbare Fruchtnote im Abgang durchkam. Ein klasse und hochinteressanter Vergleich.
Dann wurde erst einmal eine kurze Kaffee-Pause eingelegt, um den Geschmack zu neutralisieren.
Weiter ging es anschließend mit deutschen Whiskys - Mößlein Fränkischer Whisky "Single Malt" 5 Jahre und den ebenfalls fünfjährigen Ziegler Aureum Chestnut Cask. Beim Mößlein waren wir uns einig, dass es sich hierbei um ein abschreckendes Beispiel für einen deutschen Whisky handelt. Warum? Weil er einfach absolut nichts mit einem Whisky gemein hat. Mößlein produziert klassischer Weise Obstbrände und genau diese Aromen finden sich auch in deren Whisky wieder: Er ist für einen 5-jährigen zwar verhältnismäßig mild, aber die sehr dominanten Fruchtaromen lassen absolut keinen Rückschuss darauf zu, dass es sich hierbei um einen Whisky handelt. In der Quintessenz: Ein guter Schnaps ist noch lang kein guter Whisky. Hier verzichteten wir einstimmig auf die Wasser-Verkostung - die vorherrschenden Aromen haben uns gereicht.
Anders schaut es beim Ziegler Aureum Chestnut Cask aus, der ja ebenfalls aus einem Haus stammt, das für sehr hochwertige Obstbrände bekannt ist. Hier kann man definitiv von einem eindeutig identifizierbaren Whisky sprechen. Vom Geruch her präsentiert er sich mit einer sehr angenehmen Mischung aus Zitrus- und Malz-Aromen. Geschmacklich Ziegler Aureum Chestnut Cask auf frischen floralen Noten, Gras und leicht fruchtigen Tönen, die an Birnen erinnern. Im Abgang fällt er nicht übermäßig lang aus, was aber auch bei dem Alter nicht verwundert. Trotzdem sind holzige Noten klar zu erkennen, die an Maroni (Esskastanien) erinnern. Und genau hier fällt die Verbindung zum Fass: Chestnut ist nämlich Kastanie. Noch ein kurzer Hinweis zur Ziegler Homepage. Dort wird wie folgt beschrieben: "Dieser Single Malt Whisky wurde 5 Jahre ausschließlich in Kastanienfässern gelagert." Das stimmt so nicht ganz, denn wäre er ausschließlich in Kastanie gelagert gewesen, dürfte er sich nicht Whisky nennen. Gemäß dem Whisky-Gesetz muss ein Whisky in Eiche gelagert sein. Diesen Punkt "umgeht" Ziegler mit einem kurzen Finish in Ex-Bourbon Fässern, das sich aromatisch aber so gut wie nicht wiederspiegelt. Gemischt mit ein paar Tropfen Wasser konnte man auch das leichte Kastanien-Aroma besser wahrnehmen, was sich aber zugegeben ziemlich schwierig gestaltete, da es schwer "greifbar" ist. Was ich aber sagen kann: Klare Unterschiede zu einer Eichenfass-Lagerung sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn sie aromatisch nur schwer zu beschreiben sind.
Anschließend gingen wir zum Glenmorangie Milsean über, den ich bereits weiter oben beschrieben habe. Im Endeffekt gingen hier unsere Meinungen auseinander. Während ich immer noch der Meinung bin, dass man in dieser Preisklasse gemessen an einem nicht klar definierten Geschmack von einem schlechten Whisky sprechen kann, traf ich auf entgegengesetzte Meinungen. Dem stand entgegen, dass der Whisky geschmacklich rund und mild ist, in sich geschlossene Aromen aufweist und einfach auf eine andere Zielgruppe ausgerichtet ist. Da wir auch eine Whisky-affine Frau am Tisch hatten, wurde schnell klar, welche Zielgruppe hier gemeint ist. Sie war vollends begeistert von diesem Tropfen und kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. ...wie doch nicht die Meinungen auseinander gehen können. Aber genau deswegen finde ich solche Verkostungen einfach klasse. In Verbindung mit Wasser hat sich beim Milsean nicht viel. Ich konnte hier nichts anderes herausschmecken als vorher, mein Mitverkoster sprach von Rum-Rosinen, die er im Abgang wahrnehmen konnte.
Nach deutschen und schottischen Whisky bewegten wir uns über den großen Teich gen USA zu einem der wohl besten amerikanischen Bourbons, dem Blantons Straight from the Barrel. Ich muss sagen, dass ich allen Bourbons, die ich bislang probieren durfte, sehr skeptisch gegenüber stand und immer noch stehe, da ich bislang keinen einzigen vor mir hatte, der mich restlos überzeugen konnte. Das hat sich nun geändert. Der Blantons bewegt sich für amerikanisches Niveau auf einem enorm hohen Level, was sicherlich auch an der 5-jährigen Fassreife liegt (gemäß Bourbon-Gesetz liegt das Minimum bei 2 Jahren). Von den Aromen her bewegen wir uns auf "dem Pfad der Vanille" - typisch Bourbon eben, aber weich, rund und fein, aber trotzdem kräftig und intensiv. Mit ein bisschen Wasser kann man auch noch leichte Orangen-Noten und ein klein bisschen Rauch erkennen. Der Abgang ist rel. lang und weich. Hier kommen dann auch noch feine Noten von Honig und Aprikosen zur Geltung, wobei die Eiche klar dominiert. Am Ende war ich absolut schockiert, als ich die Flasche nahm und das Etikett studierte: 63% Alkohol hat dieser Bourbon. Alle Achtung, von diesem Alkoholgehalt merkt man absolut nichts. Echt beeindruckend. Diesen Tropfen kann man definitiv und uneingeschränkt empfehlen, was ich bislang noch von keinem anderen Bourbon sagen konnte.
Zurück ging es anschließend nach Europa, dieses Mal nach Irland. Wir sind beim einzigen getorften Whiskey aus Irland angekommen, dem Connemara Peated Single Malt. Wie @excipe schon schrieb, kann man diesen Tropfen ohne Altersangabe durchaus trinken. Ich stimme auch zu, dass sich der Aufpreis für den 12-jährigen definitiv lohnt, da sich bei ihm einfach das Alter positiv bemerkbar macht. Aber nun zurück zum "Alterslosen". Für einen Iren hat man hier ein sehr interessantes Produkt vor sich, das sich geschmacklich klar von den landestypischen weichen Aromen abhebt. Vom Geruch her dominiert eine gewisse Süße wie bei anderen irischen Whiskeys. Allerdings hat man bereits einen leichten Anflug von Rauch und Torf in der Nase, was schon klare Rückschlüsse auf den Tropfen schließen lässt. Ähnlich wie der Geruch verhält es sich auch bei der Geschmacksentwicklung. Zu Beginn dominiert eine typisch irische Süße und Weichheit, wie man sie von anderen Iren kennt. Der süße Honiggeschmack geht langsam in malzige Aromen über, gefolgt von einer sehr angenehmen Menge an Rauch. Im Abgang dominieren dunkle Früchte (Brombeeren?) in Kombination mit erdigen und rauchigen Aromen. Der Abgang ist echt überraschend lang. Wenn der Rauch abgeklungen ist, kommt ganz zum Schluss nochmals diese unverkennbare irische Süße durch. Von einen Whiskey dieser Preisklasse (25-30€) kann man echt nicht mehr erwarten: Mehr als unsere Erwartungen klar zu übertreffen geht nun mal wirklich nicht. Wir waren allesamt sehr angetan von diesem Tropfen, auch wenn wir uns am Ende einig waren, dass es sich geschmacklich einfach um keinen Schotten handelt. Das ist jetzt schwer zu beschreiben, aber die Unterschiede zu einem klassischen schottischen torflastigen Malt sind unübersehbar (was jetzt nicht zwingend negativ ausgelegt werden muss). Einstimmig hielten wir fest, dass nach der Zugabe von Wasser keine tiefer liegenden Aromen zu erkennen waren.
Wo wir gerade beim Thema wären - am Ende der Whisky-Reihe stand ein klassischer schottischer torflastiger Malt, der Ardbeg Corryvreckan. Ein würdiger Abschluss eines fantastischen Tastings. Schon beim Öffnen der Flasche strömt einem dieser intensiv süß-rauchige Duft entgegen, der sich im Glas noch deutlich intensiviert. Der Corryvreckan überzeugt als typischer Islay-Malt mit klar definierten Raucharomen, Schokolade und Beeren-Aromen in Kombination mit diesem leicht meersalzigen Geschmack, das in der Fachwelt gerne mal als "Seetang" beschrieben wird. Da ich aber noch nie Seetang gegessen, geschweige denn getrunken habe, tu ich mich mit der Beschreibung dieser Geschmacksnuance immer etwas schwer. Im Mund entwickelt der Corryvreckan anschließend seine volle Kraft - Torfrauch dominiert, schwarzer Pfeffer und ein leicht phenollastiger Unterton verstärken den an und für sich mächtigen Körper dieses fantastischen Malts. Der Abgang ist laaaaaang, rauchig und rauchig und rauchig. Dazwischen blitzt immer mal wieder eine Spur von schwarzem Pfeffer durch, bevor er wieder von einer Woge an süßem Rauch überrollt wird. Auch wenn ich von diesem Single Malt nicht viel trinken kann, bin ich jedes Mal wieder von ihm begeistert - ein Whisky der in keiner Sammlung fehlen darf und der auch den Vergleich mit einem ur-klassischen Lagavulin 16yr nicht zu scheuen braucht. Nach Zugabe von Wasser entwickelten sich neben den eh schon intensiven Raucharomen sehr subtile Tendenzen zu schwarzer Schokolade, Karamell-Bonbons, Rosinen und überraschend deutlich zu Pflaumen. Hier waren wir alle überrascht, wie sich der Whisky durch die Zugabe von Wasser veränderte.
Noch ein Wort zu den Zigarren: Beide Zigarren waren komplett unterschiedlich im Geschmack und der Verarbeitung. Während die Cohiba aromatisch die Wucht und auch deutlich fester gerollt war, bestach die Zigarre aus der DomRep mit einem angenehm leichten Zugverhalten und einem milden Geschmack. Dafür brannte sie ziemlich windschief ab, was am Ende doch etwas störend war. Zudem konnte sie die Glut durch ihre lockere Wickel-Art nur schwer aufrecht erhalten. In Summe fiel das Ergebnis eindeutig zu Gunsten der Cohiba aus.
kurze Pause
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Nachdem wir aber immer noch nicht genug hatten und der Tag noch jung war, entschlossen wir uns noch zu einer kleinen Rum Verkostung. Warum auch nicht - gleiches Herstellungsprinzip wie Whisky, mal abgesehen vom anderen Grundstoff. Also wurde noch schnell mein Rum-Vorrat geplündert. Zur Wahl standen drei Kubanische Havana Club - weiß (3yr), Anejo Especial (5yr), Anejo (7yr), dazu der ebenfalls aus Kuba stammende Santiago de Cuba Extra Anejo (20yr), der aus Guadeloupe stammende Karukera Rhum Agricole Gold.
Los gings mit de weißen 3-jährigen Havana Club. Hier waren wir uns schnell einig, dass eine Verkostung unnötig ist. Schmeckt nach Standard-Rum. Wer sowas pur trinkt und daran seine Freude hat, der klaut auch Kindern einen Lutscher. Pur echt fies.
Weiter mit dem Havana Club Anejo Especial (5yr). Damit lässt sich schon was anfangen, auch wenn man sagen muss, dass es sich hierbei einfach um Massenware handelt und so die Individualität nicht wirklich gegeben ist.Vom Geruch her ist der Especial relativ neutral mit leicht holzigen Noten. Geschmacklich bewegt man sich auf einem soliden Niveau: Holzige Noten kombiniert mit einem leichten Orangen- und Nelken-Aroma. Hat fast ein klein bisschen was weihnachtliches. zum pur Trinken geeignet, aber im unteren "Leistungsbereich" angesiedelt.
Final kamen wir zum 7-jährigen Havana Club Anejo. Qualitativ sicherlich der beste Rum dieser Havana Club-Serie mit einem intensiven Geruch nach Eiche und Tabak. Geschmacklich spiegelt sich der Geruch sicherlich wieder, nur viel intensiver. Dazu gesellen sich Aromen von herber Schokolade, Vanille und unterschwellig Aromen von süßen dunklen Früchten. In Summe ein angenehmer Tropfen.
Ein ganz anderes Niveau erreichten wir mit meinem absoluten Rum-Favoriten, dem 20-jährigen Santiago de Cuba Extra Anejo. Ein absolutes Premium-Produkt, wie man es auf Cuba nur sehr selten findet. Hier bewegen wir uns auf dem Niveau eines hervorragenden Single-Malt Whiskys, um mal einen Vergleich heranzuziehen. Der Geruch ist unaufdringlich und weich, man hat dezente Vanille-Aromen in der Nase und einen leicht holzigen Ton. Geschmacklich bewegt man sich auf einem dem Geruch sehr ähnlichen Niveau. Vanille und Toffee gehen in leicht herbe Tabak- und Schokoladenaromen über, die im extrem langen Abgang fließend ineinander übergehen. Fantastisch und für meinen Geschmack aus Cuba der beste Rum. Leider war das mein letzter Rest, da muss ich wohl irgendwann mal nachlegen.
Zum Abschluss noch folgte der Karukera Rhum Agricole Gold, bei dem wir uns zugegeben wieder auf einem anderen Level bewegten. Der Geruch ist relativ interessant - Holz und ein fruchtiger Unterton dominieren. Geschmacklich erinnert der Karukera an einen leichten Jamaika-Rum: Eine Vanille-artige Süße geht in fruchtige Aromen über, die an Papaya erinnen, über. Den Abgang beherrschen dann wieder herbe Holz-Noten. Ein in Summe gut trinkbarer Rum, der aber mit dem 20-jährigen Santiago de Cuba in keiner Weise mithalten kann. Auch klar - man bewegt sich da auch in einer ganz anderen Preisklasse.
Nach diesem Sammelsurium an hochprozentigen Getränken waren wir uns einig, dass wir die Obstbrände ein andermal probieren sollten.
Und damit beschließe ich meinen Verkostungsbericht und hoffe bis zum nächsten Mal wieder nüchtern zu sein.