Du hast Vor- und Nachteile. Ich sage es jetzt mal so, wie es bei mir ist - Münchner Innenstadt, 4. Stock, sehr großer (langer) verglaster Südbalkon.
Vorteile:
- Du kannst sehr früh auch schon Pflanzen rausstellen, sogar in kalten Wintern z.B. im Februar. Evtl. musst Du dann allerdings eine Wohnungstür zum Balkon hin nachts mal auflassen, damit es nicht gefriert bzw. zu kalt wird
- Du kannst sehr spät noch ernten, bis mindestens Mitte November noch normal große Beeren, danach meist nur noch sehr kleine (bei weniger Licht und niedrigen Temperaturen gibt es nur Minibeeren
- Du hast also de facto ein Gewächshaus mit relativ langer Zuchtzeit. Bei mir eigentlich rund ums Jahr, nur Sämlinge und sehr empfindliche Pflanzen tue ich im Dezember bis Mitte Februar nicht raus. Meine Überwinterer bleiben inzwischen das ganze Jahr auf dem Balkon - mit evtl. öffnen von 1-2 Türen Wohnung > Balkon bei großer Kälte.
- Du musst das aber selber ausprobieren, München Innenstadt liegt selbst an eiskalten Tagen etwa 5 Grad über dem umliegenden Land.
Nachteile:
- Du bekommst im Sommer (zumindest bei einem Südbalkon) tlw. eine Bullenhitze auf den Balkon - ich hatte schon über 40 Grad mittags. Völlig ungeeignet für die meisten Rocotos.
- Wenn Du sehr weit öffnen kannst, ist das Problem nicht so groß. Ich kann die Fenster nur kippen, sonst müsste ich alle Pflanzen dauernd abräumen und wieder aufstellen.
- Das Hauptproblem ist, wenn Du Schädlinge bekommst. Ich hatte im ersten Jahr extrem mit Läusen zu kämpfen. Bei mir kam noch dazu, dass ich keinen Abfluss am Balkon habe. Was dann heisst, dass man nicht nach Lust und Laune spritzen kann. Aber selbst mit Abfluss gibt das eine Riesensauerei an den Fenstern, wenn man auch nur Wasser, geschweige denn Knoblauchsud oder gar Chemie spritzt.
- "Fremde" Nützlinge verirren sich kaum (ganz wenige Schwebfliegen hatte ich mal), die haben auf einem offenen Balkon viel bessere Chancen. Trotzdem bleiben ausgesetzte Nützlinge (inzwischen benutze ich hauptsächlich selbst gesammelte Marienkäferlarven (billiger, gefrässiger und direkt vor dem Haus massenweise vorhanden) als fertige Marienkäfer meist nicht lange. Die hauen auch durch gekippte Fenster nach kurzer Zeit ab - ich denke, denen wird es zu heiss.
- Die Putzerei ist deutlich nerviger als auf einem offenen Balkon.
- Du musst auch die Luftfeuchtigkeit in den Griff kriegen. Wenn Du z.B. abends gegossen hast und in einer kühlen Nacht die Fenster geschlossen hattest, musst Du die sehr bald morgens wieder aufmachen. Sonst hast Du eine Tropfsteinhöhle und wenn es öfter passiert auch Schimmelbildung.
Ich denke, das meiste habe ich jetzt.
Nicht wirklich. Du hast den Vorteil, leichter verhütete Samen produzieren zu können. Trotzdem gibt es keine Garantie dafür. Ich benutze trotzdem Teebeutel. Bestäuben musst Du nicht, so lange nur z.B. bei mir mehrere Fenster gekippt sind ist genug schwacher Luftzug da um die Blüte jeweils mit dem eigenen Pollen zu bestäuben. Ein bisschen an den Pflanzen rütteln (z.B. beim Giessen) ist aber sicher kein Nachteil.
Die Erfahrung habe ich bislang nicht gemacht. Ich hatte zwar nur 2 Pflanzen mit dunklem Laub bislang, aber da reifte alles normal ab. Kann natürlich sein, dass es evtl. etwas länger gedauert hat - Vergleich habe ich ja keinen.
Normales Fensterglas filtert einen relativ großen Teil von UV-B-Strahlen, aber kaum UV-A. Du kannst das natürlich bei der Wahl des Glases ggf. beeinflussen. Ich hatte allerdings auch noch nie "Sonnenbrand" bei kleinen Pflanzen. Gut, die meisten kommen eh sehr früh auf den Balkon, aber auch welche, die ich im Sommer gezüchtet hatte, hatten das Problem nicht. Evtl. reicht die UV-B-Filterung da gerade ausreichend.